Inflation im Oktober 2023 – Zwischentief?

Gegenüber dem Vormonat (hier) ergeben sich nur minimale Änderungen, es scheint, dass die Inflation in vielen westlichen Staaten zumindest auf hohem, aber nicht direkt kritischem, Niveau stagniert, zumindest ein Zwischentief scheint erreicht.

Deutschland: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/10/PD23_405_611.html

Die Inflationsrate in Deutschland fällt stark von 6,1% im August auf „nur noch“ 4,5% im September 2023.

Eurozone: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Inflation_in_the_euro_area

Auch die Inflationsrate in der Eurozone sinkt deutlich von 5,2% im August auf „nur noch“ 4,3% im September 2023.

Angesichts der deutlich gesunkenen Inflationsteigerung (!) dürfte die EZB den Leitzins nicht weiter erhöhen (hier).

UK: https://www.tristrategy.co.uk/home/inflation-drops-grind-to-a-halt-in-september-tri

Die Inflationsrate auf der Insel verharrte im September 2023 bei 6,7% und sank damit das erste Mal seit Februar nicht.

Die bange Frage ist jetzt, ob ein auch nur geringfügig anziehendes Wirtschaftswachstum (0,6% für 2023, hier) die Inflation anheizen oder eindämmen wird. Die daraus resultierende bange Frage ist, ob, die BoE angesichts nun doch noch mal an der Leit-Zinsschraube drehen wird, auch wenn die ersten Medien schon nach Zinssenkungen fragen (hier).

Schweiz: https://fashionunited.de/nachrichten/business/schweiz-inflation-steigt-im-september-auf-1-7-prozent/2023100353299

Bei den Eidgenossen stieg die Inflationsrate im September auf 1,7%  – von zuvor 1,6% im August 2023, nach wie vor ein Träumchen… Derzeit sieht es nicht danach aus, dass die SNB den Leitzins erhöhen wird.

USA: https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/verbraucherpreise-us-inflation-hoeher-als-erwartet-kommt-der-naechste-fed-zinsschritt/29439698.html

Die Inflationsrate in den USA stieg im September 2023 ebenfalls geringfügig – aber unerwartet – von 3,6% auf 3,7%. Weniger ein Träumchen denn ein ausgewachsener Alptraum für die Fed. Die wird aber wohl den Leitzins unverändert belassen (hier), allerdings wohl auch in absehbarer Zeit keine Zinssenkung verkünden (hier, „higher for longer“). 

Türkei: https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/wirtschaft-inflation-in-der-tuerkei-steigt-wieder-ueber-60-prozent/29424778.html

Nachdem die Inflationsrate in der Türkei bereits im August – je nach Erhebung – die 60%-Marke zumindest berührt, wenn nicht sogar geknackt hatte, ist sie im September mit 61,5% auf jeden Fall wieder über diese Marke gesprungen.

Argentinien: https://orf.at/stories/3331089/

Angesichts einer Inflationsrate von 124,4% im August 2023 erscheint die von mir noch im November 2021 hier zitierte Inflationsrate von 48,4% doch fast überschaubar.

Fazit: Auch wenn die Inflationsraten teils noch steigen, insgesamt scheint die Krisensituation einer stetig wachsenden, wenn nicht sogar „explodierenden“ (s. zum Bild letztes Jahr hier), Inflation in den westlichen Staaten nicht mehr akut zu sein. Die Frage ist allerdings, ob sich die – immer noch weit über etwaigen Zielmarken liegende – Inflationsraten nunmehr chronisch im System festsetzen. Erkaufen wir uns, bzw. vielleicht sogar nur die USA, ein „Soft Landing“ mit einer langfristig erhöhten Inflation?

Vielleicht würden die Notenbanker diese Konstellation sogar billigend in Kauf nehmen. Aber ein Blick auf die Historie der letzten Inflationsphase in den USA Ende der 70er und 80er Jahr dürfte den Weg weisen. Schaut man sich (erneut) die Grafik hier an, dann könnte man daraus ableiten, dass wir gerade in einem  Zwischentief angekommen sind, am Ende dessen die Inflationsraten wieder anziehen könnte. Dafür spricht nicht nur der anziehende Ölpreis (hier und hier), sondern auch die (in meinen Augen zum Teil abstrusen) Lohn- und Gehaltsforderungen (beispielsweise Verdi: 13%, hier) dürften zu den befürchteten Zweitrundeneffekten und damit zum Wiederanstieg der Kurve auch in Deutschland führen.

„Scheitern“ könnte der Wiederanstieg allerdings an einer Rezession – an der Deutschland wohl nicht vorbeizukommen scheint (hier). Bereits jetzt spricht die Entwicklung bei den Unternehmensinsolvenzen (hier, ein eigentlich nachlaufender Konjunkturindikator!) eine ziemlich eindeutige Sprache und die sich wohl verschärfende Kreditklemme bei den Unternehmen (hier) könnte erst dem Wirtschaftswachstum und dann der Inflation den Rest geben.  

Die dritte „Option“ – hohe Inflation bei einer Rezession möchte man sich gar nicht ausmalen. Erst recht nicht das Szenario, das gerade in der Türkei und Argentinien abläuft.

Auch wenn die Entwicklung damit „spannend“ ist und bleiben dürfte, hat die Entwicklung doch derzeit ein Plateau erreicht und die Diskussion der „Optionen“ wiederholt sich Monat für Monat (s. zum letzten Monat hier), ohne dass eine Tendenz wirklich erkenbar wäre. Deswegen wird dieser Post hier erst mal mein letzter über die Inflationsentwicklung sein. Sollte es neue Entwicklungen geben, werde ich diesen Thread natürlich wieder aufnehmen.

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