Guten Morgen,
Sie ahnen es schon, Herr Altmaier beschäftigt mich immer noch: Nachdem ich meinen kleinen Reigen über die wirtschaftliche Situation wichtiger Handelspartner am Mittwoch mit den USA eröffnet hatte (hier) und gestern mit China fortsetze (hier), wende ich mich heute einem weiteren wichtigen Handelspartner (s. hier) zu, nämlich Großbritannien (das ich mir zuletzt in einem „Brexit-Special am Tag des Austritts im Januar 2020 zu Gemüte geführt hatte (hier):
Ein Quartalseinbruch von über 20%, also rund doppelt so viel, wie die anderen entwickelten Volkswirtschaften. Das ist mal ein Absturz.
Arbeitslosigkeit: https://www.economist.com/britain/2020/08/22/mass-unemployment-threatens-britain
„Massenarbeitslosigkeit bedroht Britannien“ – auch wenn die „wahren“ Zahlen derzeit wohl noch von sozialen Abfederungsprogrammen verdeckt werden, ist schon jetzt klar, dass es zu einem sehr steilen Anstieg der Arbeitslosenzahlen und einem korrespondierend starken Abfall der arbeitenden Bevölkerung kommen wird.
Im Gegensatz zu den anderen Notenbanken hält die Bank of England an Positivzinsen fest (wenn auch mit 0,1% minimal).
Einzelhandel: https://de.reuters.com/article/grossbritannien-einzelhandel-idDEKBN23Q190
Zwar scheint der Einzelhandel nach dem Lockdown doch relativ stark zurückgekommen zu sein – aber die strukturellen Probleme sind damit eben noch längst nicht gelöst.
Wenn man weiß, dass einige Briten jeden Tag zwei Stunden und mehr nach London reinfahren, um dort zu arbeiten, nur um abends wieder zwei Stunden und mehr rauszupendeln, dann weiß man, warum viele Briten das Homeoffice dem Londoner Office vorziehen. So könnte Corona tatsächlich einiges in London umkrempeln.
Ach, da war ja noch ne Kleinigkeit….
Wie schon im oben zitierte Brexit-Special prophezeit, dürfte die Zeit für meine „Brexit-Special“ noch nicht abgelaufen sein. Die Verhandlungen über die Zeit danach laufen weiter – und scheinbar ins Leere. Und die Schotten haben den Rock voll, die wollen erneut den Scottexit.
Fazit: Wie auch schon das oben zitierte Brexit-Special zeigt, stand es um die britische Wirtschaft schon vor dem Einschlag von Corona nicht zum Besten. Mit Corona hat der Absturz aber an Dramatik zugenommen – auch weil UK besonders stark von Corona betroffen war und ist (hier). Und auch wenn es Zeichen der (wirtschaftlichen) Erholung nach Corona gibt, dürfte diese Besserung doch angesichts verschiedener, sich teils überlagernder oder verstärkender, Widrigkeiten doch eher gehemmt voranschreiten. Nicht zuletzt wegen der eher wankelmütig wirkenden Auftritte des Prime Ministers (hier und hier) könnte der sich anbahnende chaotische Brexit tatsächlich zu einem britischen Fiasko führen.
Mithin kann man das Statement von Herrn Altmaier, dass der Abschwung in Deutschland nicht mehr als 5,8% betragen werde, also nur wenig mehr als bei der letzten großen Finanzkrise (hier) in Bezug auf Großbritannien durchaus als übermütig bezeichnen. Und bekanntlich tut Übermut ja selten gut.
Historisch: 1949: Herta Heuwer erfindet in Berlin die Currywurst mit der Chillup-Sauce (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/4._September) – als hätte Wikipedia geahnt, dass heute mein Curry-Wurst Tag ist….
Keep calm and carry on!
-tz