Guten Morgen,
Die sich gerade herauskristallisierende Bundesregierung wird nicht nur angesichts der Corona-Pandemie (Herr Lauterbach wird nach neuesten Meldungen Gesundheitsminister, hier) direkt vor einer Herkulesaufgabe stehen. Alleine die nachfolgend dargestellte, sich verschärfende Situation in der Türkei (bei mir zuletzt hier) dürfte sich als dickes Brett entpuppen, bei dem „unsere“ neue Außenministerin gleich wird in die Vollen gehen dürfen:
https://www.derstandard.de/story/2000130911487/die-tuerkische-opposition-wittert-morgenluft
https://www.sueddeutsche.de/politik/tuerkei-bombe-unter-polizeifahrzeug-1.5480748
Das Hurrablatt ist unter die Propheten gegangen und unkt die „letzten Monate des ewigen Präsidenten“ herbei. Wohl aber nicht ganz zu Unrecht, wie ein (scheinbarer) Attentatsversuch auf Herrn Erdogan zeigt.
Inflation: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/tuerkei-inflation-wirtschaftskrise-101.html
Eine Inflationsrate von 21,3% im November 2021 erinnert doch sehr stark an Venezuela (s. bei mir hier).
Wirtschaft: https://www.ft.com/content/b87cd07e-9ad9-439d-a2a2-22ccabed6e39
Nun ja, aber immerhin wächst die Wirtschaft im dritten Quartal 2021 um über 7%!
Währung: https://twitter.com/elerianm/status/1460912426543681542
Wie heftig der Absturz der türkischen Lira tatsächlich ist, lässt sich ziemlich gut an der von El-Erian auf Twitter verlinkten (inversen!) Kursverlaufskurve zum US-Dollar ablesen. Meine Fre*******; Venezuela, anybody? Und Herr Erdogan tauscht mal wieder den Finanzminister aus – und setzt damit seine hektischen Führungswechsel fort (s. schon hier)
Konsequenzen: https://www.heise.de/tp/features/Stuerzt-uns-die-Tuerkei-in-die-Finanz-und-Wirtschaftskrise-2-0-6278745.html?seite=all
So, endlich kommen Journalisten auf die Idee, nicht nur Meldungen zu einzelnen Themen zu verbreiten, sondern mal den Versuch einer Gesamtdarstellung zu unternehmen und die potentiellen Konsequenzen aufzuzeigen, die aus dem wirtschaftlichen Abstieg der Türkei und der Schwäche von Herrn Erdogan folgen könnten. Wurde auch Zeit.
Fazit: Es sieht nicht gut aus in der Türkei, bei einer auf über 21% angestiegenen Inflationsrate und einer verfallenden Währung. DA helfen auch 7% Wachstum nicht mehr. Dementsprechend instabil ist seine Macht mittlerweile. Die Frage ist, ob diese Krise auch das Zeug hat, international Wellen zu schlagen. Die Gesamtverschuldung der Türkei liegen bei 153% des BIP; 62% der Schulden sind in Fremdwährungen – die nach Heise innerhalb der nächsten zwölf Monate zurückgezahlt werden müssen. Auf Grund des Währungsverfalls steigen natürlich die in Lira gemessenen Mittel, die die Türkei (Staat, Unternehmen, Privatpersonen) für diese Schuldenlast aufbringen müssen. Scheint nicht so richtig möglich zu sein, glaubt man Heise, weswegen das Online-Portal die Türkei vor einer Finanzkrise sieht. Diese Finanzkrise könnte sich (wie 2008) über das Finanzsystem auch über die Türkei hinaus verbreiten.
Einige Euro-Banken (aus Spanien, Frankreich und den Niederlanden) sind in der Türkei laut RND exponiert (die deutschen Banken nach der RND-Meldung wohl nicht). Diese Banken könnten bei einer Finanzkrise direkt in Mitleidenschaft gezogen werden. Was natürlich erneut auf Europa, den Euro und die EZB abstrahlen würde. Das würde dann nicht gut für Europa aussehen.
Spruch des Tages: „Es gibt viele Kulturen, aber nur eine Zivilisation, die europäische“ – Mustafa Kemal Atatürk
Keep calm and carry on!
-tz