Morning Briefing – 3. Dezember 2021 – Grenzgänger des politischen Leadership

Guten Morgen,

Heute ist ja Freitach, also so der Tach für Long Read (zuletzt hier) oder gute Nachrichten (hier) oder Grenzgänger der Wirtschaftswissenschaften (hier). Letzte Woche hatte ich ja schon einige „Grenzgänger des Leadership“ (hier), aber das Thema lässt mich wohl nicht so ganz los. Denn gestern wurde auf Linked-In gefragt, wer denn so unsere Leader seien (hier). Ich habe natürlich gleich Ernest Shackleton genannt (s. über ihn bei mir hier). Da ich eh gerade an meiner „Cassandra“ sitze (s. zur letzten hier) überlegte ich mir, wer mir denn noch so als – insbesondere deutscher und POLITISCHER – „Leader“ einfallen täte. Da kam bei mir außer Helmut Schmidt erst mal nix – insbesondere auch nicht die Dame, die gestern ihren Zapfenstreich abholen durfte. Aber ich kam dann doch auf ein paar Namen, denen ICH persönlich sofort einen Zapfenstreich ausrichten würde. Folgende Namen sind mir eingefallen:

Weidmann: https://www.n-tv.de/newsletter/breakingnews/Bundesbankpraesident-Weidmann-tritt-zurueck-article22876347.html

Da geht er hin, einer der letzten verlässlichen Stabilisatoren des Euro, Herr Jens Weidmann. Leider wird er nicht mehr erleben, wie ihn die Geschichte rehabilitieren wird. Er hätte es verdient. Ein ganz Großer. Hoffen wir mal, dass er eine angemessene Anschlussverwendung findet – z.B. bei der BIZ. Da wird ja jetzt vielleicht ein Platz frei. Ach, ich vergaß, er ist ja ein Mann….

Scheller: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/haushaltspolitik-rechnungshof-verteidigt-strenge-schuldenbremse-finanzierung-auf-pump-ist-keine-alternative/27784356.html

Den wenigsten wird wohl Herr Kay Scheller bekannt sein. Er ist der Chef des Bundesrechnungshofs und stemmt sich seit Jahren gegen den Ausgaben- und Verschuldungsirrsinn der zeitgenössischen Politik. Nun ja, der arme Herr wird mit Sicherheit von der neuen Regierung wegen fortgesetzter Unbotmäßigkeit „geschleift“ werden (s. bei mir schon hier).

Sonneborn: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/eu/id_88582434/martin-sonneborn-frau-von-der-leyen-das-ist-die-wahre-lage-der-eu-.html

Herrn Martin Sonneborn muss man nicht mögen. Aber man sollte ihm zuhören und drüber nachdenken, was er so alles aufdeckt. Er hat mehr vom Friedrichschen Imperativ (hier) verinnerlicht, als die meisten zeitgenössischen Journalisten.

Fazit: Es gibt sie, die politischen Leader. Leider nur nicht in der ersten bis zehnten Reihe. Eher auf der Hinterbank oder an der Schnittstelle zur Exekutive. Derzeit eher nicht so bei der 3. oder 4. Gewalt (da gibt es allerdings positive Ausnahmen, s. nur hier zu Sascha Lobo und Bettina Gauss). Aber es gibt sie. Sie werden weniger, aber vielleicht sind sie der kleine Hoffnungsschimmer an den wir uns klammern können.

Warum habe ich diese Herren ausgewählt (ich würde ja auch sofort einen, nein die Mutter aller, Zapfenstreiche für FRAU Leutheusser- Schnarrenberger ausrichten)? Weil sie für TRANSPARENZ in einer intransparenten Sauce sorgen, die von der Politik im Allgemeinen und von Frau Lagarde im Besonderen angerührt wurde. Sie klären auf, sie warnen, sie zeigen Alternativen auf. Und sie sind (beten wir!) unbestechlich, haben Rückgrat und Mumm, sich gegen den Mainstream und / oder ihre Dienstherren oder – frauen zu stellen. Immer. Konkret und begründet, nicht hysterisch. Männer mit Prinzipien. Wir brauchen mehr davon.

Spruch des Tages: „Alle Dinge unterliegen Interpretation je nachdem, was Interpretation zu einem bestimmten Zeitpunkt herrscht, ist eine Funktion der Macht und nicht die Wahrheit.“ – Friedrich Nietzsche

Keep calm & carry on!

-tz 

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