Guten Morgen,
Angesichts der aktuell die Schlagzeilen bestimmenden Corona- und Hochwassermeldungen gehen Nachrichten über die sich kontinuierlich verschlechternden Bedingungen in der Türkei ziemlich unter. Zu Unrecht, denn die Türkei, die ich als „Venezuela Europas“ ansehe (s. zum Abstieg Venezuelas bei mir hier), tangiert die Sicherheitslage Deutschlands (s. dazu hier) maßgeblich, ist ein Wirtschaftsfaktor in Europa und die Einschüchterung von Andersdenkenden (s. zuletzt hier und hier) sollte uns zu denken geben. Neben den aktuell tobenden Waldbränden (hier) also Grund genug , sich mal wieder den Verhältnissen in der Türkei zuzuwenden (zuletzt bei mir hier):
Nach Meinungsumfragen wollen nur noch 26% der Türken für Erdogans AKP stimmen. Allerdings ist der nächste „ordentliche“ Wahltermin erst in 2023. Zu Recht stellt deswegen die WiWo die Frage, ob es sich bei dem derzeitigen Agieren von Herrn Erdogan um ein letztes Aufbäumen oder die Einbetonierung der Macht handelt.
Ah, Herr Erdogan gibt den (kleinen) Putin (s. zu dessen Palast hier) und schafft sich erst mal einen angemessen Ruhesitz…
Die Presse versucht Herr Erdogan scheinbar mundtot zu machen.
Die jährliche Inflationsrate steigt auf fast 19% – mit derartigen dauerhaften Inflationsraten begann der wirtschaftliche Abstieg Venezuelas. Lehrbuchmaterial für Frau Lagarde?
Und Herr Erdogan möchte eine Senkung des Leitzinses erreichen – trotz galoppierender Inflation…
Fazit: Wirtschaftlich gesehen steht die Türkei mit dem Rücken an der Wand – die Kaufkraft der türkischen Lira erodiert in atemberaubenden Tempo, aber der Präsident scheut harte Schnitte (sprich Leitzinserhöhung), sondern nimmt für kurzfristige (Prestige-) Gewinne den wirtschaftlichen Totalzusammenbruch in Kauf. Gleichzeit versucht er, seine Macht durch Ausschaltung der Presse und der Opposition zu festigen – nicht ohne Nutzen und Frommen für ihn selber. Nicht nur für die deutsche Wirtschaft dürfte sich damit die Frage, wie man mit diesem „strategischen Partner“ umgehen will – zumal in Zeiten des „Lieferketttengesetzes“ – mit fortschreitender Zeit immer häufiger und drängender stellen. Und Aussitzen wird wenig helfen.
Spruch des Tages: „Einen wirklich großen Mann erkennt man an drei Dingen: Großzügigkeit im Entwurf, Menschlichkeit in der Ausführung und Mäßigkeit beim Erfolg.“ – Otto von Bismarck
Keep calm and carry on!
-tz
Anmerkung: Nachdem die aktuellen Inflationszahlen aus der Türkei heute nachgereicht wurden, habe ich den entsprechenden Link nachgetragen und die Informationen im Text darunter entsprechend angepasst.