Morning Briefing – 31. August 2018 – Emerging-Markets-Krise – Special

IMG_5632 (2)(Quelle: Schatzi)

Guten Morgen,

Auch wenn Sie es vielleicht noch nicht realisieren – der 30. und 31. August 2018 könnten – wie seinerzeit der 9. August 2007 (hier) – den Beginn der nächsten Finanzkrise markieren. Denn, entgegen der Behauptung des Handelsblatts vor gerade einmal zwei Wochen, wonach die Türkei „zu unbedeutend“ sei um eine Weltwirtschaftskrise auszulösen (hier), bahnt sich genau diese Krise jetzt an – weltweit und unter Beteiligung eben jener „unbedeutenden“ Türkei. Nicht nur die türkische Wirtschaft „schmiert“ nämlich gerade mit atemberaubender Geschwindigkeit ab, sondern auch die argentinische: 

Während sich die türkische Zentralbank (die zumindest formell noch unabhängig ist) weiterer Leitzinserhöhungen bislang enthält, erhöhte die argentinische Zentralbank (die nicht unabhängig, sondern Teil des Wirtschaftsinisteriums ist, s. hier) gestern den Leitzins um 15% auf 60% (hier)! Gleichwohl crasht der argentinische Peso quasi parallel zur türkischen Lira (hier und hier). Fast noch verstörender als die Meldungen und Zahlen ist die Grafik, die Mr. El-Erian dazu auf Linked-In dazu gepostet hat (hier). Während zumindest die Deutsche Bank deswegen sicher ist, dass die Türkei in eine Rezession schlittern wird (hier), geht Wolf of Wolfstreet davon aus, dass Argentinien – wie schon mehrfach in den Vorjahren – schlicht den Staatsbankrott erklären und damit den Reset-Knopf drücken wird (hier).

Die Gründe für die einzelne jeweilige Krise sind bekannt – insbesondere bricht beiden Ländern jetzt das Genick, dass sie ihre Schulden in Dollar aufgenommen, mit den Schulden die Wirtschaft zwar scheinbar gepusht haben, aber anscheinend nicht genug (bzw. durch politische Machtspiele konterkariert), so dass die Währung auf Grund Vertrauensverlust in die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität nunmehr massiv einbricht. Die gleichzeitig erfolgende Dollar-Aufwertung im Zuge der allmählichen Zinserhöhung der US-Zentralbank, Federal Reserve, dürfte diesen Prozess noch maßgeblich verstärken. Während aber China sogar versucht, den Yuan gegenüber dem US-Dollar immer wieder abzuwerten (hier), um die eigenen Exporte zu stützen, weisen sowohl Argentinien (hier), als auch die Türkei (hier) ein Handelsbilanzdefizit aus – eine Währungsabwertung bringt also so lange nichts, wie die Exporte die Importe nicht übertreffen.

Mithin kann man davon ausgehen, dass durch den sich seit Jahresbeginn beschleunigenden Verfall beider Währungen bereits so ein Schaden eingetreten ist, als dass selbst ein sofortiger Stopp des Verfalls noch helfen dürfte. Auch ein Kredit des IWF an Argentinien (hier) scheint nicht zu helfen. Die Türkei ist ja noch nicht einmal gewillt, den IWF an Bord zu nehmen (wobei man sich schon streiten kann, ob das wirklich positiv wäre).

Die Finanzwelt stellt denn auch schon die Frage nach dem weiteren Verlauf – also z.B. bei welchen „Emerging Markets“ als nächstes eine Finankrise droht (hier oder hier). Nicht nur die Namen von Brasilien, Südkorea oder auch Südafrika fallen dabei häufiger. Sollten auch nur einige dieser Länder – etwa auch wegen Abzugs ausländischen Kapitals – in die Krise fallen, dürften aus den „Transmissionsriemen der globalen Wirtschaft“ also ganz schnell die „Übertragungswege der nächsten Finanzkrise“ werden. Und die dürften Deutschland als führende Exportnation sehr empfindlich treffen.

Auswirkungen der Krise sind auf jeden Fall schon an den Zinsen auch von Ländern der Eurozone abzulesen. So haben die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen gestern erneut die 3,2% durchbrochen (hier). Da diese Prozesse über die letzten sechs bis neun Monate abgelaufen sind und sich lediglich in den letzten Tagen krisenhaft zugespitzt haben, ist auch nicht von einer kurzfristigen Besserung auszugehen. Viel wird von der Entscheidung der Fed über eine weitere Zinserhöhung in den USA abhängen – die Sitzung dazu ist am 25. und 26. September (hier). Nur wenn die Fed die Zinsen nicht weiter erhöht, könnte es zu einer Entspannung in den Emerging Markets kommen.

Übrigens, passend zur Sitzung der Fed wird Präsident Erdogan am 27. September 2018 in Berlin erwartet (hier)…..

Aktuell, zum Abschluss meines Artikels um kurz vor neun heute Morgen wertet die türkische Lira aber zumindest (aus welchen Gründen auch immer) mit über einem Prozent auf (hier). Hoffnungsschimmer oder simpel Krisenprofiteure?

Mit diesen Worten verabschiede ich sie ins Wochenende.

Viele Grüße,

-tz

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