Guten Tach,
Nachdem Destatis bis heute Mittag benötigte, die aktuelle Schätzung zur Inflationsentwicklung in Deutschland zu veröffentlichen (sogleich unten), hat es etwas länger gedauert, um das heutige Sequel aus der beliebten Serie „Inflation – und sie geht einfach nicht weg“ (s. zuletzt hier) aufzulegen. Deswegen gleich mal ohne Vorrede ab dafür:
Deutschland: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/10/PD21_500_611.html
Gut, war ja zu erwarten, eigentlich eher sogar mehr, wenn man sich alleine anschaut, dass die Importpreise um 17,7% (!) gestiegen sind (hier). Die vom scheidenden Bundesbankpräsidenten vorausgesagten 5% Inflation werden bis zum Jahresende locker erreicht werden, da bin ich mir sicher. Sicher dürfte auch sein, dass 2021 endet, aber nicht der Anstieg der Inflationskurve.
EZB: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-EZB-kann-diese-Inflation-nicht-bekaempfen-article22837201.html
Die EZB WILL die Inflation gar nicht bekämpfen, würde ich mal sagen. Aber gut, ich bin halt auch nur ein alter weißer Mann, ewiggestrig und so.
Auch wenn sich der IWF derzeit nicht mit Ruhm bekleckert (s. hier) so sollten seine Warnungen doch nicht ungehört verhallen…
“In stark contrast with the mindset of corporate leaders who are dealing daily with the reality of higher and persistent inflationary pressures, the transitory concept has managed to retain an almost mystical hold on the thinking of many policy makers. The longer this persists, the greater the risk of a historic policy error whose negative implications could last for years and extend well beyond the U.S.”
„So funktioniert nun mal die Arbeitsteilung der Modern Monetary Theory: Die Notenbanker tragen die Verantwortung – und die Sparer das Risiko. „Der (Klein-)Sparer trägt allerdings jetzt schon den Schaden davon (hier), aber auch Möchtegern-Häuslebauer können sich warm anziehen (hier).
Noch im Januar 2021 hatte Herr Fratscher ausgeführt, dass „die EZB jedem einen Strich durch die Rechnung machen wird, der damit rechnet, dass da mal für ein paar Jahre die Inflation bei 4 bis 5 Prozent liegt“ (hier). Und jetzt ist diese – bereits über 4% liegende Inflation für ihn „willkommen“. Gut, der dient sich auch einer linken Regierung als neuer Chef der Bundesbank an…
Oha….
Nun ja, der Chef von Twitter mag ja nicht so der richtige „Experte“ für Inflationsentwicklungen sein, aber ob „Starinvestorin“ Cathie Wood in einigen Jahren tatsächlich noch an ihr Einschreiten zum jetzigen Zeitpunkt und ihre Behauptung, dass wir eher deflationäre Tendenzen sehen werden, erinnert werden will, mag ich mal bezweifeln.
Argentinien: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/988114/umfrage/monatliche-inflationsrate-in-argentinien/
https://taz.de/Inflation-in-Argentinien/!5811334/
Venezuela, anybody (bei mir hier)? Oder Türkei (bei mir hier)? Argentinien schließt in der Rangliste der Staaten mit Hyperinflation auf jeden Fall zur Spitzengruppe auf. Hoffen wir mal, dass wir bei diesen Ländern nicht einen Blick in unsere Zukunft werfen….
https://www.zerohedge.com/markets/5000-year-view-rates-economic-consequences
Gerade im Zusammenhang mit der Inflationsentwicklung eine sehr interessante Betrachtung der BoE (gut kommentiert durch Zerohedge) über die Zinsentwicklung der letzten X-tausend Jahre (wie kommt man an solche Daten?). Demnach ist sowohl der derzeitige (negative) Zinssatz als auch der bis zu 18% betragende Leitzinssatz in den 70er/80er Jahren „unnatürlich“. Ausgehend vom statistischen Prinzip der Regression zur Mitte (hier) dürfte (irgendwann) ein Anstieg der Zinsen folgen. Die Mutter aller Fragen ist: WANN? Wahrscheinlich bevor die oben für Argentinien beschriebenen Verhältnisse eintreten.
Fazit: Die Inflationsrate steigt seit Januar 2021 jeden Monat an – von 1,0% im Januar bis zu 4,5% im Oktober 2021. Würde man diese Inflationsentwicklung jetzt schlicht linear hochrechnen, dann wären wir in weiteren neun Monaten bei 8% und in 18 Monaten bei 11,5% Inflationsrate. Die (weitere Mutter aller) Frage(n) ist also, wie lange die Inflationstreiber wirken. Knappheiten (wie gestern hier dargestellt), sind ein Inflationstreiber, wenn die Geldmenge es zulässt (s. nur hier). Gut, dass die EZB die Geldmenge insbesondere 2020 hat flutartig wachsen lassen (hier). Damit ist die Geldmenge zusammen mit den geschilderten Knappheiten ein Inflationstreiber wie aus dem Lehrbuch. Und einige der „Knappheiten“ sind ja gewollt nicht nur kurzfristiger Natur – etwa die Verknappung von Erdöl (von der OPEC derzeit betrieben, aber von den Grünen politisch gewollt). Nicht nur ich, sondern auch einige wirkliche Experten (z. B. Herr Felbermayr, hier) gehen dementsprechend von einer länger anhaltenden inflationären Phase aus. Wobei ich davon ausgehe, dass schon eine Phase von zwölf Monaten mit Inflationsraten um die fünf Prozent der deutschen Wirtschaft das Genick brechen wird.
Und da alle Parameter dazu gesetzt sind, die EZB bei ihrer Nullzinspolitik bleibt (hier), werden wir diesem „Erlebnis“ wohl nur noch durch ein Wunder entgehen. Wohl bekomms!
Spruch des Tages: “The first panacea for a mismanaged nation is inflation of the currency; the second is war. Both bring a temporary prosperity; both bring a permanent ruin. But both are the refuge of political and economic opportunists.“ – Ernest Hemingway
Keep calm and carry on!
-tz