Morning Briefing 27. Oktober 2020 – Es grüßt das Murmeltier…

Guten Morgen,

Heute wollte ich mich eigentlich nur über den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst am letzten Wochenende aufregen und schrieb dann so vor mich hin – nur um im Abschluss festzustellen, dass ich mich vor etwas über einem Monat schon mal ähnlich aufgeregt hatte (hier).  Der nachfolgende Post zeigt aber, dass es nicht besser wird:

Reiche: https://www.bbc.com/news/business-54446285

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/iw-studie-mit-diesem-vermoegen-gehoeren-sie-zu-den-reichsten-deutschen/26308936.html

https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/beitrag/judith-niehues-maximilian-stockhausen-wer-in-deutschland-vermoegend-ist.html

Wow, wer möchte angesichts dieser fantastischen Wachstumsraten nicht Reicher sein? Und „reich“ ist man in Deutschland schon, wenn man knapp Euro 478.000 sein eigen nennt – also mittlerweile jeder bessere Eigenheimbesitzer. Glaubt man den Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft, dann ist die Schwelle gar nicht so hoch. Kleines Problem dabei: Dann gehört man auch schon zu den oberen 10% in Deutschland. Die BBC-Nachricht oben dürfte sich aber eher noch auf das obere Prozent der oberen zehn Prozent beziehen….

Öfftl. Diensthttps://www.tagesschau.de/inland/tarifeinigung-oeffentlicher-dienst-111.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article218552430/Tarifeinigung-oeffentlicher-Dienst-Diese-Loesung-belohnt-die-echten-Helden.html

Eine Tariferhöhung um im Schnitt 3,8%, verteilt auf zwei Jahre und unterschiedlich verteilt. Klar ist es schön, dass diejenigen, die in der Corona-Krise Leben gerettet haben, davon auch überproportional partizipieren werden. Aber insgesamt ist das Paket, dass Bund und Kommunen in diesen Zeiten durch nichts mehr zu rechtfertigen. Den Kosten von rund Euro 4,9 Mrd. steht ja corona-bedingt kein Nutzen gegenüber. Auf Grund der fehlenden Home-Office-Fähigkeit arbeiten viele der Beamten  und Angestellten im öfftl. Dienst nämlich während Corona gar nicht – und der normale Bürger hat das Nachsehen. UND: Man sollte nicht übersehen, dass im letzten Jahr bereits die Länder mit außerordentlich großzügigen Gehaltssteigerungen von acht Prozent (8%!) innert zwei Jahre ihre Landesbediensteten beglückt hatten (hier). Und die Kosten dafür belaufen sich auf Euro 7,3 Md. (hier). Also rund Euro 12 Mrd. an Mehrkosten – um die „den Abstand zur Entlohnung in der Privatwirtschaft zu reduzieren“. Gerade jetzt sieht man aber, dass dem Mehr an Entlohnung in der Privatwirtschaft (mit der man allerdings auch seine Alterssicherung finanzieren muss!) ein erhebliches Risiko gegenüber steht – nämlich das der Arbeitslosigkeit.

Rentnerhttps://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/rente-kabinett-beschliesst-rentenerhoehung-zum-1-juli/25762346.htm

Über die Rentenerhöhungen bis zu über 4% in Zeiten von Corona hatte ich mich schon im Mai aufgeregt (hier). Und schon herausgearbeitet, dass die Die beiden letzten Rentenerhöhungen den Staat (das fängt die Rentenversicherung nicht mehr ab) Euro 23 Mr. PRO JAHR kosten werden. Und ja, die Durchschnittsrente in Deutschland ist wohl nicht so richtig hoch (hier). Und ja, die pensionierten Beamten haben eine weit höhere Pension (hier) – schon ohne dass man das Vermögen hinzurechnet.

Fazit: Glaubt man Statista, dann leben in Deutschland 4,9 Mio. Beschäftige im öfftl. Dienst, 1,7 Mio. Beamte und 1,7 Mio. Pensionäre, insgesamt also 8,3 Mio. Menschen (hier). Laut Statista war Ende 2018 jeder zehnte Beschäftigte im öffentlichen Dienst tätig. Weiterhin leben in Deutschland nach Angaben der DRV über 21 Mio. Rentner (hier). Das sind schon mal 30 Mio. Wählerstimmen – ohne dass man die jeweiligen Angehörigen dazu rechnet. Mit denen will es sich kein Politiker mehr verscherzen. Und die Schnittmenge zu den „oberen zehn Prozent“ der Angestellten im öfftl. Dienst / Beamten und Rentnern dürfte nicht gering sein.

Bleibt nur die Frage, wer diesen ganzen „Reichtum“ durch Wertschöpfung (nein, Frau Esken, das ist nicht der Preis ihres Einkaufs im Supermarkt (hier)!) denn nun verdient. Denn auch die sich in der Corona-Krise aufopfernde Krankenschwester hilft zwar hoffentlich dabei, einen „Wertschöpfer“ wieder arbeitsfähig zu machen, aber sie schafft keine „Werte“ iSd. Definition von Wertschöpfung.

Und: „Schöpfung“ kann ganz nah bei „Erschöpfung“ liegen…..

Historisch: 1969: Erstmals wird der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften (Wirtschaftsnobelpreis) vergeben. Die bekannt gegebenen Preisträger sind Ragnar Anton Kittil Frisch und Jan Tinbergen, die ökonometrische Modelle entwickelt haben  (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/27._Oktober)

Keep calm and carry on!

-tz 

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