Morning Briefing 13. März 2020 – Sparkassen // Insolvenzantragspflichten // Zombies

Was war das denn gestern? Die EZB-Chefin verkündet ein Rettungspaket (hier und hier) und der DAX erleidet den zweithöchsten Verlust seiner Gesichte (-12,24% (!) hier); die Fed verkündet „QE to infinity“ (hier) – und der Dow Jones crasht um ebenfalls rekordverdächtige nahezu 10% (hier). Und: Warum ist denn niemand auf die Idee gekommen, mal den Handel nicht nur zeitweise (wie in den USA geschehen) auszusetzen, wie bei anderen Crashs? Entweder wurden die ganzen „Masters of the Universe“ von den Ereignissen überrollt oder Ihnen kommt die Ausrede „Corona“ für einen Markt-Reset ganz gelegen. Beides allerdings keine Begründungen, die mir Vertrauen einflößen.

Aber, schaut man sich zumindest das Rettungspaket der EZB an, so könnte es sich tatsächlich eher um ein weiteres Rettungspaket für Banken, denn um eines für „kleine und mittelgroße“ Unternehmen zu handeln, wie Frau Lagarde verkündete (so zumindest die WIRTSCHAFTSWOCHE, hier).

Wo wir schon dabei sind, schauen wir uns doch mal – in der sich derzeit minütlich überschlagenden Nachrichtenlage – den aktuellen Stand am Tag 1 nach dem Crash an:

Sparkassen: „Coronakrise wird zu keiner Kreditklemme führen

…sagt der Präsident des Sparkassenverbandes. Klar, wenn man schon weiß, was Frau Lagarde unternehmen wird , dann kann man toll einen auf dicke Hose machen…Aber angesichts der dann gleichwohl folgenden Kernschmelze im Aktienmarkt gestern hat der Herr (eine Frau würde so eine Äußerung nie von sich geben) die Backen vielleicht doch etwas voll genommen…

Insolvenzantragspflichten: https://www-br-de.cdn.ampproject.org/c/s/www.br.de/nachrichten/amp/wirtschaft/coronakrise-regierung-prueft-erleichterungen-im-insolvenzrecht,RswiMFY

Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wäre (bei allen Bedenken, s. sogleich unten) mal eine sinnvolle Maßnahme, um den Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft zu verhindern. Eine andere Frage ist, ob es nicht für generell solide Unternehmen Sinn machen könnte, im Rahmen eines Insolvenzverfahrens die Krise zu „überwintern“….

Zombies: https://www.wiwo.de/politik/europa/balzli-direkt-zombies-haben-endlich-eine-ausrede-/25634506.html (Danke msc)

Der Zusammenbruch der ganzen Unternehmenszombies wäre ein Traum – auch für eine nachhaltige Gesundung der Wirtschaft, wird aber so nicht stattfinden. Die EZB oder auch Regierungen (über Rettungsfonds) werden Unternehmensanleihen kaufen, als gäbe es kein Morgen. Denn die Liquiditätskrise wird sich so schnell in die Unternehmen fressen, so schnell können Sie gar nicht mehr schauen. Und, wer wird dabei auch gerettet werden? Natürlich, unsere beliebten Zombies – die ja auch keinen Insolvenzantrag mehr stellen müssten, wenn die bayerische Initiative oben durchschlägt.

Vielmehr dürfte es zu einem Konsolidierungsprozess kommen, der den in der Finanzkrise in den Schatten stellen wird: Größere Unternehmen werden an sich lebensfähige, aber eben derzeit illiquide, kleine Unternehmen mit der neu gewonnen Liquidität billig „schießen“ und sich damit wieder „aufhübschen“. Und die EZB wird sie dazu „zwingen“, wie sie auch in der letzten Finanzkrise Bankenfusionen erzwungen hat.

Fazit: Auch wenn der DAX aktuell nach oben zeigt (hier), heute ist Freitag, der 13. – und es lief zumindest börsenmäßig schon in Asien nicht gut (hier). Aber selbst wenn die Börsen sich heute erholen, so dürfte das nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Ich sehe den DAX bei der sich abzeichnenden gesellschaftlichen und damit wirtschaftlichen Vollbremsung eher im siebentausender, denn im zehntausender Bereich – und das gilt auch nur kurzfristig….

Historisch: 2008: Der im Aufwind befindliche Goldpreis überschreitet im Handel an der New York Mercantile Exchange erstmals die Marke von 1000 US-Dollar pro Unze Feingold (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/13._M%C3%A4rz)

Im Morningbriefing am letzten Freitag hatte ich Ihnen ein erholsames Wochenende gewünscht, weil Sie die Kraft für die Woche brauchen würden (hier). Ich wusste nicht, wie richtig ich liegen würde. Und die nächste Woche dürfte ebenfalls mit etlichen Überraschungen gesegnet sein, die wir uns jetzt noch gar nicht ausmalen können. Ich versuche derweil, wieder „vor die Lage“ zu kommen, also die Einschätzung der Lage und ihrer potentiellen Entwicklung (wie in dieser Woche zu „Dilemma“ und „Exponentialismus„) ständig zu aktualisieren.

In diesem Sinne, tanken Sie Kraft und:

Keep calm and carry on!

-tz 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert