Morning Briefing – 12. März 2020 – Rezession // Hilfspaket // Repo // Boeing

Guten Morgen,

So, den Morgen habe ich mit Corona zugebracht – und mal versucht, mir als Nicht-Mathematiker die aktuell kursierenden Daten zu Mortalitätsraten und die daraus folgenden Konsequenzen selber zu erklären. Das Ergebnis finden Sie hier. Aber auch die Börsen scheinen sich vertiefter mit dem Virus zu beschäftigen – und schmieren ab (hier). Das aber auch, nachdem Mr. Trump erst mal den Flugverkehr aus Europa in die USA zum Erliegen bringen dürfte (hier). Die Börse spiegelt aber nur die wachsende Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung, bzw. die wachsende Sicherheit darüber, dass es eine Rezession geben wird, wieder.

Wie das konkret aussieht, zeigen die nachfolgenden Highlights:

Rezession: https://www.welt.de/wirtschaft/article206494005/Coronavirus-Italien-ist-fuer-Deutschland-wichtiger-als-China.html

„Im ersten Halbjahr werden wir mit hoher Sicherheit eine Rezession haben“, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr.“

Hilfspaket: https://fintechnachrichten.de/2020/03/10/okonomen-legen-einen-rettungsplan-vor-2/

https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/Media/Images/News_Press_Releases/2020/covid_v7_cn.pdf (ist ja schon toll, dass unsere Leitmedien den Original „Rettungsplan“ deutscher Ökonomen nicht verlinken, sondern die Kenntnis des 15-seitigen Papiers scheinbar als Herrschaftswissen betrachten…, aber in Zeiten von Google nur eine Sache von zwanzig Sekunden)

Der Ankauf  von  Unternehmensanleihen  durch  die  EZB,  z.B.  von  Fluggesellschaften,  wäre  möglich. Es ist aber ordnungspolitisch problematisch, weil viel kleine und mittlere Unternehmen ebenfalls von der Krise betroffen sind, davon aber nicht profitieren würden.

Soll ich Ihnen sagen, was passieren wird? Genau das. Die EZB, wie auch die EU insgesamt, haben sich, abgesehen von Lippenbekenntnissen, noch nie um „kleine und mittlere Unternehmen “ geschert. Können Sie aus der zentralistischen Sicht auch gar nicht, denn dann müssten diese Institutionen zu kleinteilig arbeiten. Mit dem Argument, dass „jetzt schnell gehandelt“ werden muss, wird die EZB Anleihen von allen möglichen Unternehmen kaufen – insbesondere von Fluggesellschaften.

Was wird die Konsequenz sein? Die Kleinen gehen pleite oder werden von den großen, geretteten Unternehmen gekauft. War auch in der letzten Finanzkrise so. Die Folge sind dann noch mehr konsolidierte „Märkte“ auf denen der Wettbewerb ausgehebelt ist. Nach dem Abflauen der Krise wird die EZB dann damit zu tun haben, diese Oligopole zu regulieren (zerschlagen wird sie sie nicht wieder). Und dann wird sich das Rad weiter drehen….

Repo: https://www.zerohedge.com/markets/liuiqidty-crisis-getting-worse-day-fed-injects-record-132-billion-overnight-repo

https://www.zerohedge.com/markets/nyfed-massively-ramps-repo-facility-liquidity-bailout-second-time-week

Lange nichts mehr davon gehört (zuletzt hier)…

Die Fed pumpt jetzt Liquidität in den Markt, als gäbe es kein Morgen. Die EZB dürfte dem in kürzester Zeit in nichts nachstehen.

Boeing: https://www.spiegel.de/wirtschaft/boeing-muss-kreditlinie-ausschoepfen-kurssturz-a-12b48b18-82a9-4ba1-9ea6-df751dad6da8 (danke, Jens)

https://www.abladvisor.com/articles/18027/the-boeing-debacle

Wie das Beispiel Boeing zeigt, dürften sich US-Unternehmen mit Liquidität vollsaugen – egal, wie der Schuldenstand danach aussieht. Es gilt wieder die Regel aus der letzten Finanzkrise: Cash! Cash! Cash! – und nochmals: Cash!

Bei Boeing dürfte dieses Vollsaugen aber auch mit den Vorbereitungen für ein Chapter 11 Verfahren zusammenhängen. Ich denke, im Mai ist es soweit – wenn Mr. Trump nicht persönlich einschreitet oder die Fed schlicht alle ausstehenden Anleihen aufkauft oder beides…..

Fazit: Die Corona-Krise beginnt auf die „Realwirtschaft“ durchzuschlagen – und zwar mit atemberaubender Geschwindigkeit. Die Liquidität gerade kleinerer und mittlerer Unternehmen dürfte aktuell schmelzen, wie Eis in der Sonne. Und die aktuellen Diskussionen und das Vorgehen großer Unternehmen, wie Boeing, zeigen, wohin die Reise gehen wird . Für die kleinen und mittleren im Zweifel nicht mehr sehr weit. Frustrierend.

Historisch: 1989: Tim Berners-Lee stellt im CERN die Idee des World Wide Web vor (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/12._M%C3%A4rz)

Keep calm & carry on (auch, wenn Morgen Freitag, der 13. ist)

-tz 

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