Coronavirus – Tests als Nadelöhr

Für die (politischen) Entscheidungen wäre ein aktuelles und einigermaßen korrektes Lagebild durchaus wünschenswert, um es vorsichtig auszudrücken. Bei der aktuellen Corona-Pandemie wird das Lagebild vorrangig durch die Zahl der Neu-Infizierten und Toten bestimmt. Diese Bestimmung erfolgt über Tests. Ergo, um mal DIE WELT zu zitieren: „Wichtig für das Lagebild: Möglichst viel testen„. Nur so kann man Fehlentscheidungen vermeiden. Wie sieht es aber mit den Testmöglichkeiten, vor allen Dingen in Deutschland, als Basis aller Entscheidungen aus?

Bereits in meinem letzten Post zu Corona hatte ich als eine Erklärung für die bisher – gerade im Vergleich zu anderen Ländern – niedrige Anzahl von Infizierten / Toten durch den Coronavirus allgemein „schlampigen“ Test „angeboten“ ((„Corona – Exponentialismus in der Praxis“, hier). Und tatsächlich könnte dies sein: So werden in Italien scheinbar seit dem 20. Februar auch „post-mortem“ Tests durchgeführt, um festzustellen, ob jemand an Corona verstorben ist (hier). In Deutschland werden derzeit wohl aber grundsätzlich nur solche (lebenden, s. hier) Menschen getestet, die a) Symptome einer Sars-CoV-2 Erkrankung aufweisen und b) entweder in Risikogebieten unterwegs waren oder Kontakt zu einem bestätigten Corona-Virus-Fall hatten (hier). Und es stehen bundesweit täglich auch nur 12.000 Tests zur Verfügung. Zum Vergleich: Im mit rund 29 Mio. Einwohnern (hier) im Vergleich zur Bundesrepublik weniger bevölkerten Südkorea stehen pro Tag 20.000 Tests zur Verfügung und wurden bis zum 11. März 2020 ca. 190.000 Personen getestet (hier). Derweil waren alleine die Testkapazitäten in den USA bislang gering, teuer und scheinbar auch nicht zuverlässig (hier). Erst jetzt (hier) werden diese Kapazitäten scheinbar hochgefahren.

Insgesamt, so scheint es, sind zumindest in Deutschland die Testkapazitäten nicht so hoch, als dass sie ein aktuelles und einigermaßen korrektes Lagebild vermitteln. Das liegt aber wohl auch daran, dass die Testergebnisse erst nach Tagen bekannt gegeben werden (s. nur hier und hier). Das heißt im schlimmsten Fall, dass die vom Robert-Koch-Institut bekannt gegebenen „aktuellen“ Daten zu den Corona-Infizierten möglicherweise ein mehrere Tage altes Lagebild vermitteln – was bei einer Verdoppelung der Zahl der Infizierten alle zwei bis drei Tage durchaus eine nicht unbedeutende Verzerrung darstellen kann.

Fazit: Die Corona-Tests sind also wenig verwunderlich das Nadelöhr für eine ausreichend aktuelle und korrekte Einschätzung der Lage. Und: „Mit jedem positiven Test steigt auch die Zahl derjenigen, die als mögliche Kontaktpersonen getestet werden müssen.“, um mal den oben bereits genannten SZ-Artikel noch einmal zu zitieren. Sprich, mit dem exponentiellen Anstieg der Infizierten müssten auch die Tests Schritt halten. Tun sie das nicht, dürfte sich die Seuche unerkannt weiter ausbreiten. Eine der vordringlichsten Aufgaben dürfte deswegen die Bereitstellung von mehr Testmöglichkeiten sein.

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