Coronavirus – Zügige „Durchseuchung“ oder Überlastung des Gesundheitssystems?

In einem vorherigen Post zu Corona hatte ich das Dilemma der Politiker dargestellt, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung angesichts der Pandemie geht (hier). Aber die politischen Entscheidungsträger stehen vor einem weiteren Dilemma, diesmal medizinischer Art:

So hatte der mittlerweile zu einiger Bekanntheit gelangte Virologe Prof. Dr. Drosten bereits Ende Februar 2020 erklärt, dass sich – auch um eine Immunisierung der Bevölkerung zu erreichen – 60% bis 70% der Bevölkerung mit dem Virus infizieren müssten („Durchseuchung“) – und dafür einen Zeitraum von zwei Jahren angepeilt (hier). Aus wirtschaftlicher Sicht wäre eine möglichst schnelle Durchseuchung wünschenswert, um die wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie möglichst gering zu halten. Aber aus medizinischer Sicht muss die Durchseuchung so „gestreckt“ werden, dass die Kapazitäten im Gesundheitswesen nicht überlastet werden. Denn bei einer Überlastung dürfte die Mortalitätsrate überproportional ansteigen (s. auch schon den oben zitierten Post, hier).

Fraglich ist, ob sich die angestrebte „Durchseuchung“ wirklich steuern lässt. Aber eine zweijährige „Schonfrist“ wird man für Deutschland nicht hinbekommen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen bei einem über zwei Jahre gehenden „Shutdown“ dürften nicht tragbar sein. Damit ist klar, dass dieser Prozess beschleunigt werden muss, ohne Menschen über das normale Lebensrisiko hinaus zu gefährden. Folglich wird man zum einen die Testmöglichkeiten rapide hochfahren müssen, um ein möglichst aktuelles und wirklichkeitsnahes Lagebild zu erhalten (s. schon hier). Auf der anderen Seite wird man – eben um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden – die Zahl der Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten wesentlich erhöhen müssen. Die von der DRK-Präsidentin nun erstrittene Zahlung aus dem Etat des Innenministerium von Euro 23,59 Mio. zur Anschaffung von 5.000 derartiger Plätze bis Ende 2020 (hier) wirkt da – gerade angesichts der „Bazooka“, die die Herren Scholz und Altmaier zum Wochenende gezündet haben (hier) – eher als Trostpflaster, denn als vom Durchdringen der aktuellen Problematik getragen. Die (gleichzeitige?) Order von 10.000 Beatmungsgeräten bei Dräger (hier) ist dann eher schon mal aus der Abteilung „Klotzen, nicht Kleckern.“ Vielleicht sollten die politischen Entscheidungsträger angesichts der aktuellen Pandemie-Entwicklungen gleichwohl doch noch einmal ihre Prioritäten durchdenken.

Fazit: Während die Politiker das Dilemma zwischen Coronavirus und wirtschaftlicher Entwicklung kurzfristig nur durch eine Bazooka „abmildern“ können, hätten Sie für die erforderliche „Durchseuchung“ der Bevölkerung bereits mittelfristig noch ganz andere Mittel zur Verfügung. Dazu müsssten sie allerdings jetzt schnell entscheiden, damit die entsprechenen medizinischen Kapazitäten aufgebaut weren können.

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