Guten Morgen,
Angesichts der sich zusehends verschlechternden Konjunkturaussichten und gleichzeitig offensichtlicher Liquiditätsprobleme zumindest im US-Interbanken-Markt (s. zu Repos sogleich wieder unten) greift Fed-Chef Powell schon wieder in die monetäre Trickkiste und unterstreicht noch einmal kommende Zinssenkungen und die erneute Ausweitung der Fed-Bilanz („QE 4“, hier).
Schaut man sich das heutige Potpourri zur Verschuldung, Zinsen und Zentralbanken (und ihre Rolle als „Liquiditätsversorger der letzten Instanz“ genauer an, dann kristallisiert sich gerade angesichts der vielseitig kommentierten „Repo-Aktion“ auf, dass die Politik der Notenbanken am Ende sein dürfte. Klar können die neuen „Masters of the Universe“ (wer war denn das vor den Zentralbankern?) mit noch tieferen (Negativ-)Zinsen oder gar Mitteln der „Modern Monetary Theory“ (dazu würde z.B. Helikoptergeld gehören, s. dazu aktuell Daniel Stelter, hier) die Illusion der Funktionsfähigkeit der Wirtschaft noch aufrechterhalten – und werden dies auch tun. Vielleicht sogar noch über Jahre. Aber dadurch wird die Falltiefe einfach nur noch höher.
Verschuldung: https://wolfstreet.com/2019/10/01/us-gross-national-debt-jumps-by-1-2-trillion-in-fiscal-2019-to-22-7-trillion-106-5-of-gdp/
Wieder einmal ein Nachweis dafür, wie wenig Verschuldung noch die Wirtschaft anschiebt. In den USA ist die Wirtschaft um den Betrag der Neuverschuldung gewachsen. Super Sache. „Stagflation“ dürfte damit das eigentliche Stichwort sein.
Gute Zusammenfassung der Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) den Folgen von Negativzinsen (die im oben zu „QE4“ verlinkten Artikel auch diskutiert werden)
Während in den USA zumindest zeitnah noch keine Negativ-Zinsen drohen (Merke: diesen Spielraum hat die Fed durch Zinserhöhungen in der Boomphase gewonnen und damit auch die Ertragskraft der US-amerikanischen Banken gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern gestärkt) hat Mr. Draghi in seinem Abschiedsgeschenk die Negativzinsen ja noch tiefer gesetzt. Nun beginnen sowohl aktive als auch ehemalige Mitarbeiter der EZB gegen diese Niedrigzinsen zu rebellieren. Und auch Frau Lagarde würde es gut tun, wenn Sie sich die vorgenannten BIZ-Studie mal durchlesen würde.
Repo: https://www.zerohedge.com/markets/repo-rate-soars-fed-accepts-635-billion-collateral-last-day-q3
https://www.zerohedge.com/markets/ny-fed-starts-new-quarter-unexpectedly-high-55bn-repo-operation
https://www.zerohedge.com/markets/here-megabank-behind-septembers-repo-shock
Die Schuldige ist gefunden: JP Morgan!
Sollte eigentlich bis 10. Oktober laufen, dann sollen die quartalsendebedingten Liquiditätsengpässe entfallen – musste aber bis November verlängert werden, jetzt steht ja Weihnachten an. Und nach Weihnachten…
Zwei Wochen nach dem ersten Auftreten des Phänomens geht das Handelsblatt auch endlich mal drauf ein – Aktualität sieht anders aus.
https://www.ft.com/content/b9c0968c-27a9-33a0-94d5-33fb69557eee
https://www.zerohedge.com/political/us-repo-calypse-ghost-failed-banks-returns
https://www.zerohedge.com/markets/repo-market-incident-may-be-tip-iceberg
Spitze des Eisbergs?
Oder doch eher ruhigeres Fahrwasser?
Für die ganz interessierten Leser….
Historisch: 2002: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase erreicht der Aktienindex S&P 500, der 500 der größten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, seinen absoluten Tiefstand bei 776,76 Punkten.
2007: Der Dow-Jones-Index erreicht seinen bisherigen Schlusskurs-Höchststand mit 14.164,53 Punkten.
2008: Als Folge der weltweiten Finanzkrise ab 2007 verstaatlicht Island die größte isländische Bank Kaupthing wegen Finanznot auf Grund der Schwäche der isländischen Krone (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/9._Oktober)
Ich wünsche allseits einen guten Start in den Tag!
Viele Grüsse,
-tz