Guten Morgen,
Der US-Interbanken-Markt kommt scheinbar nicht zur Ruhe (s. grundlegend dazu mein MB von gestern, hier). Tatsächlich hat die Fed gestern die nächste Repo-Auktion durchgeführt, um USD 75 Mrd. in den Interbanken-Markt zu pumpen. Aber der Betrag reichte offensichtlich nicht aus, denn es wurden Gebote über insgesamt fast USD 84 Mrd. abgegeben (hier), sprich einige Banken konnten möglicherweise ihren Liquiditätsbedarf nicht decken. Zwar versucht FT’s Gilian Tett sich schon an (harmlosen) Erklärungen des Phänomens, muss aber selber einräumen, dass alleine die Tatsache, dass Repos aus heiterem Himmel erforderlich wurden, schon dafür spricht, dass auch die Zentralbanken den Markt nicht so richtig verstehen. Das gibt mir ja das volle Vertrauen… Und, ach, für heute ist natürlich auch wieder eine Repo-Auktion geplant (hier). Und, glaubt man der FT, dann werden die Banker jetzt schon wieder etwas übergriffig mit ihren „Wünschen“ nach noch mehr Geld. Aber, die Zentralbanken haben sich halt auch verwöhnte Banker herangezüchtet, ein Experte dazu passen: „They’ve created a snowflake-market„. Im Zweifel werden die Begehrlichkeiten der verwöhnten Banker aber nicht über Repos erfüllt, sondern die Fed, so zumindest Zerohedge, wird ab November wieder mit Quantitative Easing beginnen (hier). Das glaube ich auch – allerdings könnte es jetzt schon früher als November sein. Denn es wäre für die Zentralbanken doch etwas peinlich, wenn eine Bank auf Grund von Liquiditätsproblemen inmitten eines Marktes, der im Geld schwimmt, „abschmieren“ sollte.
So, zum Wochenende auch sonst keine leichte Kost: Nach meinem „Nationale Industriestrategie“ – Special vorgestern (hier) sollte eigentlich gestern schon ein Staatsanteil-Special folgen, was aber auf Grund der aktuellen Entwicklungen auf heute verschoben wurde. Die von Herrn Altmaier propagierte nationale Industriestrategie benötigt Investitionen, also Geld. Mittlerweile erlebt jeder Bundesbürger aber die fehlende Investiv-Tätigkeit des deutschen Staates am eigenen Leibe, sei es in Form von nicht funktionierenden Bahnen oder schlaglochübersäten Straßen. Für mich wurde das Mißverhältnis zwischen Investitionen und Sozialkosten aber sehr deutlich an der Relation der Kosten für die aktuelle Rentenerhöhung in diesem Jahr (Euro 11 Mrd. PRO JAHR, s. näher hier) und für die Förderung von Projekten der Künstlichen Intelligenz, in die die Bundesregierung gerade mal Euro 3 Mrd. EINMALIG einschießen will (s. schon hier, aktuell hier). Die nachfolgenden Linksammlung lassse ich dann mal fast ohne Kommentare für sich wirken. Klar ist aber, dass Deutschland mit dieser Kostenstruktur nichts reißen wird – da muss ich gar nicht auf die Vergleichszahlen aus China oder den USA schauen.
Subventionen: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/forscher-fordern-streichung-von-milliarden-subventionen-a-1285388.html
Krankenhäuser: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/krankenkassen-paeppeln-landkrankenhaeuser-auf-mit-50-millionen-euro-jaehrlich-a-1276359.html
Staatsschulden: https://www.welt.de/wirtschaft/article196320839/Generationenbilanz-offenbart-Acht-Billionen-Problem.html
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Offentliche-Schulden-sind-deutlich-gesunken-article21178230.html
Fazit: Angesichts der Lasten, die sich der Staat auch in Bezug auf zukünftige Verbindlichkeiten, wie eben Renten, etc. aufbürdet, sollten wir uns alle nicht zu sehr auf der „schwarzen Null“ und dem Rückgang der (expliziten) Verschuldung ausruhen. Deutschland ist für mich das Muster-Beispiel einer „Rent-Seeking Society„. Und das ist wahrlich kein Lob….
Historisch: 2008: In den USA wird über das Wochenende fieberhaft an einem Gesetzesentwurf für ein gigantisches Rettungspaket gearbeitet, um das infolge der Subprime-Krise schwer angeschlagene Vertrauen in die Finanzmärkte noch vor Öffnung der Börsen am Montag wiederherzustellen. Die zulässige Obergrenze der Staatsverschuldung soll von derzeit 10,6 auf 11,3 Billionen US-Dollar angehoben werden, um die damit frei werdenden 700 Milliarden US-Dollar (rund 493 Milliarden Euro) zum Kauf von faulen Bankkrediten zu verwenden (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/20._September>)
In der nächsten Woche werde ich – um mal mit den passenden Worten eines Blogger-Kollegen zu sprechen – auf diesem Blog „low ops“ betreiben, da ich meinen staatsbürgerlichen Pflichten nachgehe und nachprüfe, ob Deutschland tatsächlich einen Hubschrauberträger benötigt, wie Herr Söder meint (hier).
Mein nächstes Morning Briefing wird deswegen voraussichtlich am 30. September 2019 erscheinen. Dann schauen wir mal, wie sich bis dahin Repos, Ölpreise und der Brexit entwickeln.
Bis dahin wünsche ich den geneigten Lesern eine gute Zeit, einen guten Start in den Tag und schon mal ein schönes Wochenende!
Viele Grüsse,
-tz