Seit Jahr und Tag sammle ich auf diesem Blog wirtschaftliche Daten und Rahmenbedingungen, die eine Krise indizieren könnten – und ab und zu kommentiere ich sie auch mal ausführlicher, z.B. hier im Juli letzten Jahres. Seit dem letzten Kommentar zeigen einige Indikatoren, die auch in der letzten Finanzkrise das Herannahen des Crashes ankündigten, wieder nach unten:
1. So hat die Häufung von Artikeln über Zombie-Firmen in letzter Zeit wieder bedenklich zugenommen, s. meine „Sammlung“ hier. Exemplarisch herausgreifen möchte ich den umfassenden Kommentar von Daniel Stelter im Manager Magazin (hier). Folgenden Satz daraus finde ich wichtig: „Dreimonats-LIBOR (der Zins, zu dem sich Banken in London gegenseitig Geld leihen) hat ein Zehnjahreshoch erreicht.“ Dazu sollte man wissen, dass Auslöser der Finanzkrise 2007 ein von der Öffentlichkeit unbemerkter Zusammenbruch des Interbanken-Marktes war. Und „Zehn-Jahres-Hoch“ bedeutet, dass die Zinsen wieder auf dem Niveau vor dem damaligen Crash sind….
Und auch der Schlusssatz des Kommentars sollte einem zu denken geben: „Das geht so lange gut, bis die Substanz so stark erodiert ist, dass die gesamte Wirtschaft zombifiziert ist. In der Politik hat dieses Schicksal zuletzt die DDR ereilt.“
2. Wo wir gerade bei Interbanken-Raten waren: Wenn man sich den Anstieg des Libor über die letzten Monate ansieht – aktuell steht er bei 2,31% (hier) – könnte man bei einer schlichten Fortschreibung dieser Werte die Niedrigzinsphase getrost ad acta legen – mit wunderbaren Folgen z.B. für Zombie-Unternehmen….
3. Die Volatilität am Aktienmarkt ist in den letzten Monaten so stark gestiegen, dass sie bereits jetzt die Volatilität des gesamten Vorjahres übertrifft, wie dieses Chart anschaulich belegt:
4. Auch wenn die Zinsen für Staatsanleihen sich derzeit eher seitwärts bewegen, nachdem sie etwas gesunken waren, ist der generelle Aufwärtstrend auch ihr nicht zu übersehen, wie das Chart zum Referenzzinssatz für 10-jährige US-Staatsanleihen zeigt:
5. Erst neulich hat der CEO von JP Morgan, Jamie Dimon, in seinem jährlichen Schreiben dann anschaulich vor der nächsten Krise gewarnt – s. hier dazu die eingängige Kommentierung von Wolf: https://wolfstreet.com/2018/04/05/when-the-next-crisis-begins-jp-morgan-chase-ceo-james-dimon/
6. Und Zerohedge identifiziert vier „Mini-Blasen“ an Hand derer sich die nächste Krise (für die USA) entscheiden sollte: Autofinanzierungen (die ich ja auch fortlaufend unter „Carmageddon“ beobachte (hier), die Immobilien-Refinanzierungen, das Platzen der Bitcoin-Blase und der Absturz der sog. „FAANG“-Aktien: https://www.zerohedge.com/news/2018-04-04/three-mini-bubbles-burst-one-big-ones-next
7. Aber die deutsche Politik bereitet sich nicht auf die kommende Krise vor, wie die WiWo (zu Recht) kritisiert: https://www.wiwo.de/politik/konjunktur/konjunktur-die-bundesregierung-wappnet-sich-kaum-fuer-die-naechste-rezession/21135396.html
Alles in Allem glaube ich, dass der beste Teil des „Aufschwungs“ jetzt hinter uns liegt – aber bis zu einer wirklichen Krise dürfte es noch etwas dauern. Und wenn sie eintritt, wird insbesondere die US-Fed die Leitzinsen wieder senken und QE erneut in Gang setzen – was wiederum für einen milderen Krisenverlauf sorgen sollte.