Guten Morgen,
Da ich zu meinem Erstaunen feststellen musste, dass ich im Dezember nicht ein einziges Briefing über China gebracht habe (zuletzt im November, s. hier), wende ich mich im zweiten MB des Jahres der wohl wichtigsten wirtschaftlichen Frage des Jahres 2022 zu: Wie geht es China?:
Ja, die „Zeit Geld zu verdienen“ ist im chinesischen Immobiliensektor wohl erst einmal passé. Aber nicht nur das, glaubt man Bloomberg, so müssen die chinesischen Immobilienentwickler alleine im Januar 2022 USD 197 MILLIARDEN (!) aufbringen, um z.B. rückständige Löhne von Wanderarbeitern zu zahlen.
Evergrande: https://www.zerohedge.com/markets/evergrandes-surprisingly-quiet-collapse
https://www.nzz.ch/wirtschaft/jetzt-uebernimmt-die-kp-bei-evergrande-das-ruder-ld.1659575
https://www.zerohedge.com/markets/beijing-sends-warning-evergrande
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Evergrande-muss-Hochhaeuser-abreissen-article23033478.html
Evergrande ist die Spitze des Eisberges, aber an ihm kann man gut einen Crash in (zumindest bis jetzt) slow motion beobachten. Wahrscheinlich versucht die chinesische Staatsgewalt tatsächlich, vorsichtig die Luft nicht nur aus Evergrande, sondern auch aus dem gesamten chin. Immobiliensektor abzulassen, wie die Anordnung, 39 (!) Bauprojekte abzureißen.
Und Kaisa folgt Evergrande auf dem Fuße…
Und dann kommt „Sunshine 100″….
Außenhandel: https://www.spiegel.de/wirtschaft/wirtschaft-in-china-der-aussenhandel-boomt-a-359587d2-5ca2-4822-8dc5-5419c8dbcf4c
Zumindest auf den Export scheint sich die chinesische Regierung aber (noch?) verlassen zu können
RRR: https://www.zerohedge.com/markets/china-cuts-rrr-50bps-more-easing-expected
Ah, da kommen sie wieder, die Lockerung der Anforderungen der Mindestkapitalreserven der Banken (RRR), die der PBoC schon im Spätsommer 2019 ermöglichten, abseits der Öffentlichkeit Geld in den Markt zu pumpen (s. bei mir hier).
Die PBoC hat auch gleich mal den (wohl mit dem Libor vergleichbaren) Loan Prime Rate (LPR) gesenkt, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen.
In China ist alles gigantisch, auch das Gelddrucken….
Ein (wirklich harter!) Lockdown für eine 13-Millionen-Einwohner-Stadt, weil drei Einwohner sich mit Corona infiziert haben. Könnte Ian Bremmer Recht haben, wenn er voraussagt, dass China’s Zero-Covid-Politik scheitern wird (hier, Risk #1)?
Fazit: So langsam treiben immer mehr Leichen des chinesischen Immobiliendesasters an die Oberfläche – und ich frage mich nicht zum ersten Mal, ob Evergrande nicht doch zum chinesischen „Lehman-Moment“ taugt (s. schon hier). Man muss nicht das Hurrablatt sein (hier), um ein paar Probleme für die chinesische Wirtschaft für 2022 zu prognostizieren (hier). Es reicht schon aus, die „Buchstabensuppe“ der Rettungsanker der chinesischen Zentralbank (People’s Bank of China, PBoC) etwas zu verfolgen (was leider das Hurrablatt nicht auf die Kette bekommt, wie auch andere deutsche Medien nicht). Denn die PBoC wird nicht nur aus Spassss an der Freude an den ganzen Schrauben drehen, die sie zur Verfügung hat. Und da derzeit zumindest der Außenhandel noch zu laufen scheint, dürften Auslöser eher Binnenprobleme, wie eben die (sich ausbreitende?) Immobilienkrise und der Produktions- und Konsumausfall „Dank“ Corona sein. Das verheißt nichts Gutes für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas in 2022. Und das wiederum verheißt nichts wirklich Gutes für die wirtschaftliche Entwicklung der Staaten, die von China abhängig sind – allen voran Deutschland.
Spruch des Tages: „Ein Mann, der die Wahrheit spricht, braucht schnelle Pferde“ – Konfuzius
Keep calm and carry on!
-tz