Morning Briefing 9. September 2019 – China-Special

Guten Morgen,

Mittlerweile bin ich ja schon so fußball-mäßig entwöhnt, dass ich erst Freitag Nacht, bei einem späten Blick auf mein Handy gesehen habe, dass Deutschland sang- und klanglos mit 4:2 gegen den Lieblingsgegner Niederlande verloren hatte (hier). Und heute steht schon der nächste (der wievielte ist das jetzt?) „Neuanfang“ an – gegen Nordirland (hier). Na, dann schaun mer mal. Kontinuität ist ja gerade nicht so angesagt bei „der Mannschaft“….

Aber auch mein heutiges China-Special zeigt, dass bislang als sicher angesehene Prämissen („China ist die Lokomotive der Weltwirtschaft“) vielleicht doch neu gedacht werden müssen: Weniger als drei Wochen vor den 70-Jahresfeiern zur Staatsgründung der Volksrepublik (hier) will Taiwan nicht „heim ins Reich“ und Hongkong kommt auch nicht zur Ruhe (hier). Wie aber werden sich derartige Proteste entwickeln, wenn – wie nachfolgenden Schnipsel zeigen werden – das bisherige (seit 30 Jahren kontinuierliche!) Wirtschaftswachstum ernsthaft ins Stocken gerät? Man mag sich die Konsequenzen gar nicht ausmalen.

Wirtschaft: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-handelsstreit/handelsstreit-chinesische-industrie-schrumpft-weiter-16361527.html

„Chinesische Industrie schrumpft vierten Monat hintereinander“ – dem ist nichts hinzuzufügen…

Stimulus: https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-09-04/china-cabinet-calls-for-timely-rrr-cut-to-support-economy

https://www.zerohedge.com/news/2019-09-06/china-cuts-required-reserve-ratio-releasing-126bn-liquidity-yuan-surges

And here it comes: der erwartete Stimulus – aber eher (noch?) klein: Nachdem die PBOC im Januar ob der einbrechenden Wirtschaft offiziell bis zu 1,5 Billionen USD (und inoffiziell wahrscheinlich das Doppelte) in den Markt gepumpt hatte (s. hier), hat sie nun – über die Lockerung der Anforderungen der Mindestkapitalreserven der Banken „nur“ ca. USD 126 Mrd. in den Markt gepumpt. 

Dabei sollte man nicht übersehen, dass in diesem Jahr bislang drei chinesische Banken verstaatlicht werden mussten (hier), also eine weitere Senkung der Mindestkapitalanforderungen den angenehmen (aber kurzfristigen) Nebeneffekt haben dürfte, dass weniger Banken (jetzt) verstaatlicht werden müssen. In einer sich beschleunigenden Krise dürfte dieses Vorgehen aber mit „Bumerang“ noch dezent umschrieben sein.

Kapitalkontrollen: https://wolfstreet.com/2019/08/30/china-imposes-new-capital-controls-targets-foreign-real-estate-purchases-as-yuan-falls-to-11-year-low/

Die chinesische Währung fällt weiter – das wird Herrn Trump nicht freuen. Und die chinesische Zentralregierung versucht, der mit den ganzen „Stimulis“ einhergehenden Kapitalflucht mit Kapitalkontrollen zu begegnen. „Repression“ ist aber auf Dauer auch kein richtiger „Stimulus“…

M&A: https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/firmenuebernahmen-chinas-investoren-lassen-die-finger-von-deutschen-autozulieferern/24970806.html

Ein Effekt der chinesischen Misere ist, dass deutsche Mittelständler nicht mehr darauf hoffen können, dass „der Chinese“ die Bude schon kauft. Prominente Ausnahme ist die Bahnsparte von Vossloh (hier).

Retaliation: https://www.controlrisks.com/campaigns/china-business/china-prepares-retaliatory-measures-as-trade-war-deepens

China schlägt im Handelskrieg mit den USA zurück – innerhalb von Minuten. Das sieht nicht gut aus…

Fallhöhe: https://www.derstandard.at/story/2000107420452/sieben-grafiken-zeigen-chinas-gigantische-uebermacht

Und, ja, China’s Anteil an allen möglichen wichtigen Wirtschaftsparametern ist gigantisch. Furchteinflößend werden diese Anteile aber dann, wenn man sich vorstellt, dass die Expansion nicht weitergeht – was derzeit wahrscheinlich erscheint. Dann definieren diese gigantischen Werte gleichzeitig die Fallhöhe nicht nur der chinesischen Wirtschaft

Historisch: 2000: Wegen seiner immensen Inflationsrate wird in Ecuador die Währung Sucre abgeschafft und auf den US-Dollar umgestellt (aus <https://de.wikipedia.org/wiki/9._September)

Ich wünsche einen guten Start in den Tag und in die Arbeitswoche!

Viele Grüsse,  

-tz 

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