Morning Briefing – 12. Oktober 2021 – China – und wenn es doch ein Lehman-Moment war?

Guten Morgen,

Nach dem Durchscrollen meiner zahlreichen bereits „angeschriebenen“ Posts (ungefähr ein Kilometer), heute gleich wieder ein Special zu China – weil die Probleme dort doch drängender sein könnte, als ich zunächst annahm (s. zuletzt hier):

Immobilienkonzerne: https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/china-evergrande-laesst-erneut-eine-frist-fuer-zinszahlungen-verstreichen-weiterer-immobilienkonzern-in-verzug/27698072.html

Ok, noch am 20. September 2021 hatte ich dekretiert, dass es „schon mehr [braucht], als ein Evergrande, um China in Probleme zu stürzen, […].“ (hier). Und tatsächlich tauchen jetzt immer mehr Namen von krisengeplagten Immobilienkonzernen auf. Im Zweifel werden wir „Fantasia“, „Sinic“ oder „Modern Land“ (s. dazu sogleich bei „Anleihen“) – und wahrscheinlich noch ein paar mehr – dürften uns in nächster Zeit häufiger über den Weg laufen. Hoffentlich nicht so oft, wie weiland „Lehman Brothers“…..

Anleihen: https://www.zerohedge.com/markets/its-disastrous-day-all-hell-breaks-loose-chinas-bond-markets

Ok, es ist ein Artikel aus dem mittlerweile eher hysterischen Zerohedge und die Frage (wie bei der „transitory inflation“) ist halt, ob die Anleiherenditen weiter durch die Decke gehen (=Krisensignal).

Energie: https://www.nzz.ch/international/china-schwere-stromausfaelle-zeigen-abhaengigkeit-von-kohle-ld.1648335 (hatte ich schon hier)

https://www.zerohedge.com/commodities/china-coal-futures-hit-record-high-mines-flood-worsening-power-shortages-hit-rust-belt

„China’s top coal-producing region has been devastated by torrential rains and flooding this past week. About 9% of the coal mines in Shanxi province, an area responsible for producing 30% of China’s supply, have closed operations. The direct effect of this has been a spike in coal futures.“

Hm, das sieht nicht so gut aus – weder für die chinesische Stromproduktion, noch für die weltweite Kohlepreisentwicklung…..

Wirtschaft: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/evergrande-als-indikator-fuer-weniger-wachstum/

https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/das-zugpferd-china-lahmt/

https://www.zerohedge.com/markets/china-verge-stagflationary-shock-30-inflation-print-deck

Ob die Krise bei Evergrande tatsächlich das Ende des „chinesischen Wunders“ und damit ein „böses Omen für Deutschland“ bedeutet, wie Daniel Stelter in Zusammenfassung eines Artikels des Telegraph und des Hurrablatts konstatiert, muss sich noch zeigen. Ein Einbruch etwa bei den (im letzten Monat noch gut laufenden) Export (s. mein letztes Special) dürfte dann tatsächlich ein Menetekel sein. Die von Herrn Ewald auf Twitter zusammengestellten Daten zu verschiedenen chinesischen Rahmendaten lassen aber nichts Gutes vermuten. Zerohedge spricht denn auch gleich mal von einem „staflationären Schock“….

WoF: https://www.welt.de/finanzen/article234083144/China-Schuldenliste-entlarvt-strategische-Ziele-der-Volksrepublik.html

Ah, die Welt kommt (endlich) auch mal auf Wof (=Weaponisation of Finance, bei mir hier).

Taiwan: https://www.zerohedge.com/geopolitical/chinas-military-conducts-beach-landing-assault-drills-just-across-taiwan

https://www.n-tv.de/politik/China-ruft-Taiwan-zur-Wiedervereinigung-auf-article22855924.html

https://www.bbc.com/news/world-asia-58794094

https://www.spiegel.de/ausland/usa-spezialeinheit-der-marines-offenbar-heimlich-auf-taiwan-stationiert-a-1aa66dd8-4396-443a-9874-d8071305b3c6

Die Spannungen um Taiwan nehmen weiter zu – und werden von beiden Seiten befeuert….

Fazit: Vielleicht – und das kann ich derzeit auch nur vorsichtig deuten – wird „Evergrande“ irgendwann doch für den „chinesischen Lehman-Moment“ stehen. Das wäre eine starke Vereinfachung, aber wir einfach strukturierten Menschen stehen ja auf derartige Vereinfachungen. Denn es wäre eben nicht nur Evergrande, sondern eine Gleichzeitigkeit verschiedener Umstände – die die chinesische Zentralregierung auch nicht mehr kontrollieren und ggf. ausgleichen könnte – die sodann in eine Wirtschaftskrise münden müssten.

Sollte allerdings China tatsächlich in eine Wirtschaftskrise abgleiten, so wäre das ein wirtschaftlicher Albtraum für Deutschland, dessen Wirtschaft zu großen Teilen abhängig von der chinesischen Entwicklung ist (s. hier).

Und im Zweifel dürfte eine Wirtschaftskrise die chinesische Zentralregierung auch zu weiteren Hasardeur-Akten jenseits der eigenen Grenzen treiben – um die innere Einheit zu stärken und mit außenpolitischen / kriegerischen Erfolgen etwaige wirtschaftliche Probleme kaschieren zu können. Und das wäre dann der weltwirtschaftliche Gau….

Aber, aber: soweit muss es nicht kommen und selbst in Anbetracht der Entwicklungen seit dem 20. September (letztes MB dazu) würde ich zwar die Chancen auf eine Wirtschaftskrise in China als gestiegen betrachten, aber die Gefahr eines kriegerischen Zwischenfalls um Taiwan als gleichbleibend werten.

Fazit des Fazit: Holzauge, bleib wachsam!

Spruch des Tages: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ – Carl von Clausewitz

Keep calm and carry on!

-tz 

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