Guten Morgen,
So, heute ist ja Freitach, aber anstelle der eigentlich heute fälligen „guten Nachrichten“ liefere ich heute (auch im Hinblick darauf, dass ich bereits nächste Woche Mittwoch die Pforten dieses Blogs bis zum Jahresende schließen werde) nach der – in meinen Augen historischen – Wende der Fed vom Mittwoch Abend das nächste „Inflationsspecial“ (zuletzt hier):
https://www.zerohedge.com/markets/el-erian-says-fed-made-worst-inflation-call-ever
Schon Ende November meinte Fed-Chef Powell: “We tend to use [the word transitory] to mean that it won’t leave a permanent mark in the form of higher inflation. I think it’s probably a good time to retire that word.” – wohl in Vorahnung dessen, was auf ihn zukommen würde.
Denn – wie am 10. Dezember 2021 bekannt wurde, stieg die Inflationsrate in den USA im November auf 6,8% (nach 6,2% im Oktober). Und am 15. Dezember 2021 vollzieht Mr. Powell dann das, was im Nachhinein möglicherweise als historische Wende in die Geschichtsbücher Eingang finden könnte. Nicht nur, dass er das „Tapering“ erhöht, sondern er kündigt auch drei Erhöhungen der Leitzinsen an, was zu einem Zinsniveau von 1,0% am Ende von 2022 führen würde.
China als weiterer Inflationstreiber? Na super.
Wow, wow, wow….
In einigen kleineren Euro-Staaten nähert sich die Inflationsrate der Zweistelligkeit.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/bank-of-england-zinserhoehung-zinspolitik-101.html
Nachdem die Inflationsrate im Vereinigten Königreich auf 5,1% und damit auf den höchsten Stand seit zehn Jahren geklettert war, erhöhte die Bank of England (BoE) gleich mal den Leitzins um 0,25%.
3,6% Inflation, höchster Stand seit 28 Jahren. Auch das Nicht-Euro-Land Schweden wird von der Inflation getroffen.
Während Herr Fricke vom Spiegel noch was von „Inflations-Hypochondern“ pöbelt (s. unten bei den „Negierern“) zeigt der – im Zweifel volkswirtschaftlich wesentlich sattelfestere – PROF. Dr. Müller ebenfalls im Spiegel auf, wie sich die EZB durch ihre Politik absehbar immer weiter in die Ecke gepinselt hat….
Und was macht die EZB – in Kenntnis der Inflations- und Zinsentwicklung in den USA – am gestrigen Donnerstag: Nach „OOPS! #ECB raises 2022 #inflation forecast to 3.2% from 1.7%. Raises 2023 Inflation to 1.8% from 1.5%. Sees inflation rate at 1.8% in 2024.“ (hier) kommt…. NICHTS. Sprich, es wird zwar das PEPP-Programm zurückgefahren, dafür aber ein anderes Anleihe-Kaufprogramm hochgefahren und auf der Zinsseite will Frau Lagarde nicht, njente, nada, nothing, tun. Krass – und passend der Kommentar von Herrn Fischer in der WiWo.
Wenn schon der große Wolf sich aus den USA mit little Germany beschäftigt, dann wird es eng: aber die Großhandelspreise steigen so stark wie seit 1962 (!) nicht mehr. Kein gutes Zeichen für die am Ende des Monats zu erwartenden (vorläufigen) Inflationszahlen.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Derzeit-gibt-es-eigentlich-keine-Inflation-article22958465.html
Frau Prof. Dr. Dalia Marin von der TU München, Florian Kern, Direktor des Thinktanks „Dezernat Zukunft“ und Thomas Fricke vom Spiegel, stellen sich gegen die Bären und sehen derzeit keine Inflation und auch keine Inflationsrisiken. Mal schaun, wie dieses Kommentare altern. Mein Tipp: Herr Fricke, der schon für Dezember einen Rückgang der Inflation prophezeit, dürfte schon im Januar sehr schlecht gealtert sein.
Die Weltbank dagegen warnt vor einer nachhaltigen Inflation und die Folgen gerade für ärmere Länder (Türkei, anybody?).
Fazit: Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Schaut man sich in Europa und der Welt um, dann mag es zwar sein, dass die Inflationsrate in Deutschland noch etwas durch die zwischenzeitliche Mehrwertsteuersenkung und -erhöhung verfälscht ist. Aber da selbst die EZB ihre Inflationserwartung für 2022 fast verdoppelt hat, was wahrscheinlich immer noch zu optimistisch ist, dürfte die Inflationsrate in Deutschland, wenn überhaupt, dann nur geringfügig fallen.
Die Frage ist nun, wie stark sich die Inflation weiter entwickelt. Sicher ist, dass die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit darunter leiden wird (das IFO-Institut hat gerade wieder entsprechend den Daumen gesenkt, hier). Je stärker die Inflation steigt, um so stärker dürfte dies auch die Volkswirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.
Umgekehrt werden die USA im Zweifel auch einen Dämpfer auf ihr Wirtschaftswachstum hinnehmen müssen, wenn sie die Zinsen erhöhen.
ABER: Das Eingeständnis von Herrn Powell, die Inflation unterschätzt zu haben und die nun daraus folgende Konsequenz könnten historisch sein, indem dieser Schritt quasi der „Modern Monetary Theory“ die Grundlage entzieht. So gesehen dürfte auch in diesem mit „New Normal“ gekennzeichneten Finanzzyklus eben erneut „This Time, it’s different“ nicht gegolten haben. DER geldpolitische Eckpfeiler für 2022 ist auf jeden Fall gesetzt.
Spruch des Tages: „Die natürliche Tendenz eines Staates ist die Inflation“ – Murray Rothbard
Keep calm and carry on!
-tz