Morning Briefing – 7. September 2021 – Aha, jetzt reden wir wieder über eine „Immobilienblase“…

Guten Morgen,

Man mag es kaum glauben, aber es ist schon wieder über zwei Jahre her, dass ich überhaupt etwas zu Immobilien verfasst habe (etwa hier, Thread hier) und über eine „Immobilienblase“ schrieb ich zuletzt vor fast drei Jahren (hier). Zwar wird auch in den Medien dem Thema zwischenzeitlich wieder mehr Raum gegeben, aber eher unter dem Aspekt des zu teuren Wohnens (s. nur zum kommenden Berliner Volksentscheid zur Enteignung von Deutsche Wohnen & Co. am 26. September 2021 hier). Aber jetzt ertönen auch wieder Stimmen, die von einer Immobilienblase sprechen – nicht nur in Deutschland:

England: https://www.welt.de/kultur/architektur/article233001807/MSG-Sphere-London-droht-eine-neue-Immobilien-Blase.html

Wie, London „droht“ eine Immobilienblase? London ist die Definition einer Immobilienblase….

USA: https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/preisexplosion-das-ist-doch-total-verrueckt-in-den-usa-waechst-die-furcht-vor-einer-immobilienblase/27489170.html

Zwar steigen die Preise für Eigenheime in den USA rasant an, gleichzeitig erleben aber Malls ihr (fortschreitendes) Waterloo und nun kommen – Dank Homeoffice – auch die Büroflächen unter Druck. Die Frage ist angesichts des Baubooms der vergangenen Jahre, wie lange das noch gut geht. Aber gut, das frage ich mich ja auch schon seit Jahren.

Deutschland: https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilien-studie-horrende-immobilienpreise-loesen-mancherorts-einen-kaeuferstreik-aus/27201204.html

https://www.focus.de/politik/deutschland/gastbeitrag-von-gabor-steingart-gastbeitrag-von-gabor-steingart_id_13665478.html

Die Deutschen sind, wie Herr Steingart gut herausarbeitet, stets am Ende von Ranglisten zu finden, wenn es um die Eigentumsquote an Wohnimmobilien geht. Während in anderen Ländern teilweise Quoten von über 70% stehen, dümpelt Deutschland nicht nur bei nur knapp über 50% vor sich hin – die Quote sinkt auch, was für ein weiteres Abschmelzen des Mittelstandes in Deutschland spricht (s. bei mir dazu hier und hier). Und die sinkt auch, weil die Immobilien in Deutschland mittlerweile unerschwinglich sind.

Mietpreise: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/wie-europaeische-staedte-um-bezahlbare-mieten-kaempfen/

Da die Deutschen eben kein Volk von Immobilieneigentümern sind, ist die Entwicklung der Mietpreise natürlich wichtig. Und die gehen leider auch ab „wie Schmitz Katze“….

Fazit: Zwar dekretieren Spiegel und Welt, dass die Immobilienpreise sinken werden (hier und hier) und wahrscheinlich werden sie das – irgendwann einmal. Und in Berlin, das „Dank“ des Mietendeckels weniger Baugenehmigungen als im Vorjahr erteilt, während bundesweit die Zahl der Genehmigungen steigt, hier), wird die Abkühlung des heißgelaufenen Immobilienmarktes nicht zuletzt auch wegen der in Folge der Enteignungsdiskussion (nach der Privatisierung! s. bei mir hier) noch länger als „irgendwann“ dauern. Angesichts eines allseits befürchteten Galopps der Inflation (s. bei mir gestern hier) dürften sich noch viele „Investoren“ einen Schluck aus diesem Krug genehmigen – bis dass er bricht. Angesichts der zunehmenden „Fragilisierung“ von Märkten und Gesellschaften ist es schwer einen Zeitpunkt für den „Schluck zuviel“ zu prognostizieren. Sagen wir es so: Seit dem Ende der Großen Finanzkrise ist die Lage nicht besser geworden.

Spruch des Tages: „Auch ein Mensch, der zwanzig Sprachen beherrscht, gebraucht seine Muttersprache, wenn er sich in den Finger schneidet.“ – Jean-Paul Belmondo, gestern verstorbener weiterer Held meiner Jugend (wie kurz zuvor schon Dusty Hill Bassist von ZZ Top, Charlie Watts, legendärer Schlagzeuger der Rolling Stones (ich habe ihn 2014 noch auf der Waldbühne verfolgt) oder Ed Asner, der den Journalisten Lou Grant in der gleichnamigen Serie verkörperte)

Keep calm and carry on!

-tz 

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