Guten Morgen,
Der IFO-Geschäftsklimaindex steigt (hier), die Politiker sind nach „Öffnungsdiskussionsorgien“ nun in einen mehr oder minder offenen „Öffnungswettlauf“ eingetreten (hier) und die Sonne scheint. Alles gut also?
Nicht, wenn man sich so im Rest der Welt umschaut – was wir heute mal tun werden:
https://www.zerohedge.com/markets/bank-japan-was-biggest-buyer-japanese-corporate-bonds-april
Japan lebte schon vor Corona ausschließlich von den Finanzjonglagen der Zentralbank – das einzige, was von den Abenomics übrig geblieben ist (hier). Auch hier wirkt Corona lediglich als Brandbeschleuniger – und ich denke, wir werden noch in den Zwanzigern das Scheitern dieses Kurses und den kompletten wirtschaftlichen Crash Japans erleben.
Indien: https://www.nzz.ch/nzz-asien/indien-im-zeichen-der-corona-krise-ld.1557712
Indien, ebenfalls von der Pandemie und den Folgen des Lockdowns stark betroffen, könnte aber langfristig von den abgekühlten Verhältnissen der USA und der EU zu China (s. dazu hier) profitieren. Apple ist schon dabei, Produktionskapazitäten aus China nach Indien zu verschieben. Ob das aber Herrn Trump ausreichen wird?
Schwellenländer: https://www.xing.com/news/insiders/articles/schwellenlander-im-corona-stress-turkische-wirtschaft-besonders-betroffen-3212338
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boerse/tuerkei-coronakrise-schwellenlaender-101.html
Kapitalabflüsse, crashende Eigenwährungen und schwindende Währungsreserven ergeben für die Schwellenländer – allen voran, wie immer die Türkei und Argentinien (s. dazu mehr hier) – einen explosiven Mix. Die Frage ist nicht, ob sich eine Schwellenländerkrise „anbahnt“, sondern wie tief und lange sie ausfällt und was die politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Malaise seien werden. Insbesondere Brasilien dürfte mehr und mehr zu einem „interessanten“ politischen Experiment mit internationaler Brisanz werden.
Fazit: Auch ich bemerke bei mir – was auch am ständigen Wachsen des Begriffs „Deutschland“ in der „Wolke“ rechts deutlich wird, mit dem Beginn der Corona-Krise einen wesentlich größeren Fokus auf das nationale Geschehen – die „innere De-Globalisierung“ sozusagen. Da gerät der „Rest der Welt“ schnell mal aus dem Fokus. Eher unverdient muss man sagen, denn wäre Deutschland in „normalen“ Zeiten, würden jetzt z.B. im Hurrablatt der deutschen Wirtschaft alle Alarmglocken schreien – wäre doch der Export aus Deutschland gefährdet und Forderungen nach Stützung und Entwicklungshilfe würden laut. Und wären so falsch jetzt wohl auch nicht – denn nicht nur die Schwellenländer dürften noch einige Zeit andere Sorgen haben, als sich über den Kauf des neuesten Mercedes Gedanken zu machen. Indien wird sich erholen und – auf Kosten Chinas – gestärkt aus dieser Krise herauskommen. Und Japan? Der erste Domino-Stein, der die „Financialization“ stürzt?
Historisch: 1847: Die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft wird gegründet, ein Vorläufer der HAPAG-Lloyd AG (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/27._Mai). Weiß ich endlich auch mal, was diese Abkürzung heißt…
Keep calm and carry on!
-tz