Morning Briefing – 11. August 2021 – Katastrophen(-Schutz) in Deutschland – ein wahrer Horrortrip…

Guten Morgen,

Nicht nur, aber auch der Klimawandel (s. dazu hier) und die Folgen der dagegen ergriffenen Maßnahmen bergen die Folge-Frage nach der Versorgungssicherheit, denen ich mich in den letzten Tagen in Bezug auf Wasser (hier) und Energie (hier) zugewandt hatte. Umgekehrt stellt sich aber auch die Frage, welche Vorkehrungen für den Fall von Problemen bei der (Versorgungs-)Sicherheit ergriffen werden. Aus aktuellem Anlass gehe ich dieser Frage mit dem Fokus auf den Schutz vor Katastrophen mal wieder (zuletzt hier) nach:

Hochwasser: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/flutkatastrophe-in-ahrweiler-landkreis-wurde-praezise-gewarnt-17462450.html

https://www.n-tv.de/panorama/Kreis-Ahrweiler-haette-rechtzeitig-warnen-koennen-article22715386.html

https://www.wiwo.de/my/politik/deutschland/bedingt-warnbereit-das-versagen-der-politik-beim-bevoelkerungsschutz/27442932.html

https://www.wiwo.de/politik/deutschland/acht-jahre-altes-krisenszenario-der-staat-kannte-das-risiko-einer-hochwasserkatastrophe/27429926.html

Klar, hinterher wissen es alle besser und ja, irgendeiner wird immer vor der Katastrophe gewarnt haben (da muss man sich ja nur meinen Blog anschauen). Aber Ahrweiler wird – wie auch einige nachfolgende Betrachtungen zeigen – als Symbol für komplettes Versagen der Regierungen bei Vorbereitung / Abwehr und Hilfe nach der Katastrophe eingehen.

Blackout: https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_90506684/tid_amp/massiver-stromausfall-trifft-drei-laender.html

Ach, schon wieder ein teilweiser Blackout in Europa (s. zuletzt hier).

Warntaghttps://rp-online.de/panorama/deutschland/bundesweiter-sirenen-warntag-2021-fuer-dieses-jahr-abgesagt-erst-wieder-2022_aid-60499211

Was in der ganzen Aufregung um die Überschwemmungen von Ahrweiler ziemlich unterging: Der Warntag (sie erinnern sich, das war der Tag im letzten Jahr, an dem die Sirenen bundesweit losheulen sollte, aber der Bundesverband der Gehörlosen für den Lacher des Tage sorgte, als er schrieb: „Also, wir haben nichts gehört“, s. auch meine bissigen Kommentare hier) wurde zwei Wochen vor der Katastrophe von Ahrweiler für dieses Jahr abgesagt. Schlicht, weil noch nichts funktionierte.

Digitalisierung: https://www.wiwo.de/technologie/digitale-welt/digitaler-polizeifunk-warum-das-milliarden-netz-ausgerechnet-in-der-katastrophe-versagt-hat/27454406.html

Ach und der ach so gepriesene und digitale Polizeifunk hat genau in Ahrweiler genau in der Katastrophe nicht funktioniert? Na super, wieder ein paar Milliarden für Schönwetter-Spielzeug verballert….

Fazit: Es ist schon eine Ironie der Geschichte, dass im oben von der WiWo genannten „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ des Bundestages (hier, s. bei mir schon hier) neben dem Pandemie-Szenario auch ein Hochwasser-Szenario als wahrscheinliche Szenarien erörtert wird – und beide Szenarien nicht nur innerhalb weniger acht Jahren eintreten und die bis dahin immer unter Beteiligung der CDU/CSU geführte Bundesregierung in beiden Szenarien nichts, aber auch gar nichts geregelt bekommen hat, was man als sinnige Vorbereitung bezeichnen könnte. Wenn ich dann lese, dass ein Großteil der Hilfe – wie in den ach so vielgescholtenen USA – nach der Katastrophe auf privater Initiative beruht (hier) und scheinbar wieder nicht vom Staat geleistet werden kann, dann frage ich mich schon, wozu ich als Steuerzahler demnächst ein Parlament von womöglich 1.000 (!) Abgeordneten (hier) alimentieren soll – dass sich dann bei erstbester Gelegenheit selber entmachtet (hier) bevor es auf die Regierung Druck ausübt, das Land doch mal auf mögliche Krisenszenarien vorzubereiten.

Ja, ein vielleicht politisch nicht ganz korrekter Ausbruch. Aber fragen Sie sich mal, wenn Sie die die Maßnahmen der politischen Klasse zur Vorbereitung / Abwehr / Bekämpfung bzw. Wiederaufbau bei den zwei aktuell ablaufenden Krisen sehen, wie sie dann die (zukünftige) Vorbereitung auf andere Szenarien (Cyber-Attacke, anybody?) oder z.B. zur Verminderung der Folgen des Klimawandels einschätzen. Damit lasse ich Sie dann mal so alleine, wie ich mich seit Jahren als Cassandra fühle…

Spruch des Tages: „Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ – Max Frisch (ja, ja, entbehrt in Deutschland nicht einer gewissen Ironie, dieser Spruch).

Keep calm and carry on!

-tz 

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