„From inflation fighters to global coordinated liquidity swaps inside of 2 weeks. Brought to you by the capitulation A team: The Bank of Canada, the Bank of England, the Bank of Japan, the European Central Bank, the Federal Reserve, and the Swiss National Bank.What a scene.“
Sven Heinrich via Twitter, hier
Was sich bereits beim Börsenschluss am Freitag ankündigte (hier), war heute bei Börseneröffnung Gewissheit: Die „systemisch bedeutsame“ Credit Suisse wird ohne viel Federlesens von der nicht weniger “ systemisch bedeutsamen“ UBS übernommen. Schlicht, weil der in der Vorwoche ausgelegte Rettungsanker (s. dazu hier) nicht ausgereicht hat (hier und hier). Das gibt gleich unter mehreren Aspekten zu denken:
Ein Wirtschafts- und Börsenexperte sprach letzte Woche bereits vom „Lehman-Moment“ (hier). Trifft leider nicht zu – eher war es ein „AIG“– oder „HRE“-Moment. Gegenüber dem damaligen hektischen Agieren kann man heute jedoch konstatieren, dass die Rettungen jetzt viel reibungsloser ablaufen. Sie sind sozusagen Standard. Was die Sorgen nicht geringer macht. Denn die Verantwortlichen warteten wieder mal viel zu lange: Credit Suisse wurde bis letzte Woche noch „BBB-“ (S&P) bzw. „Baa2“ (Moody’s) gerated (hier und hier), erst am Freitag stufte eine kleinere Ratingagentur die schweizerische Großbank herab. Sprich, bis zum Notverkauf an die UBS genoss die Bank ein Investment-Grade-Rating. Wirft erneut kein gutes Licht auf die Ratingagenturen, die es schon bei der Silicon Valley Bank verabsäumten, rechtzeitig das Rating abzusenken (s. die kritische Betrachtung dazu beim WSJ hier). Sprich, die Krise der Credit Suisse geisterte schon lange durch den Blätterwald, aber niemand in der Aufsicht zog daraus die erforderlichen Konsequenzen. Und als man dann die ersten Konsequenzen zog, war es zu spät und zu wenig.
Die Auswirkungen dieser Bankenpleite und des darauf folgenden Bailouts (und nichts anderes war das, was da am Wochenende ablief) laufen jetzt durch das Finanzsystem, wie die Wellen, nachdem man einen Stein ins Wasser geworfen hat: Während bei italienischen Staatsanleihen Ausverkauf herrscht (hier) und die Renditen damit steigen, sinken die Renditen bei US-Staatsanleihen (hier, s. auch die gute Prognose von Wolf dazu hier) und Bundeschätzchen (hier). Die Europäischen Bankaktien stehen auch nach der „Rettung“ weiterhin unter Druck (hier), Deutsche Bank (hier) und Commerzbank (hier) sowieso. Dies wohl auch deswegen, weil im Zuge der Rettung die Gläubiger der sog. „CoCo-Bonds“ der Credit Suisse komplett leer ausgehen werden (hier und hier). Das dürfte nicht nur allgemein zu einem „Re-pricing“ dieser Finanzinstrumente führen (hier), sondern bereits jetzt Druck auf die Deutsche Bank ausüben, die sich auch über dieses Instrument refinanziert hat (hier, bei mir hier).
Aber auch die UBS selber hat sich möglicherweise keinen Gefallen beim Griff nach dem fallenden Messer getan: Die CDS-„Versicherung“ gegen einen Ausfall der UBS geht seit Montag Morgen „steil“ (hier). Erst Recht nicht die stolze Schweizer Nation: „Die Schweiz hat sich jetzt zwar einer Zombie-Bank entledigt, wacht am Montag jedoch mit einer Monster-Bank UBS auf. «Monster» deshalb, weil ihre neue Bilanzsumme fast doppelt so gross sein wird wie die Schweizer Wirtschaftsleistung.“ (NZZ, hier, mit einer lesenswerten Abrechnung).
Nicht übersehen im ganzen Trubel sollte auch, dass nicht nur die First Republic Bank in den USA schon letzte Woche gestrauchelt ist (hier) und mit USD 30 Mrd. von anderen US-Banken gestützt werden musste (hier). Diese US-Banken werden ihrerseits aber gerade wieder mit unermesslichen Liquiditätsspritzen durch die Fed versorgt („QE to infinity“, hier und hier). Die anderen westlichen Zentralbanken werden just jetzt alle ähnliche Instrumente zur Verfügung stellen. Und auch wenn die Zinssätze dieser Finanzhilfen nicht mehr so „akkomodierend“ ausfallen dürfen, wie noch vor zwei, drei Jahren, dürfte sich auch damit noch Geld verdienen lassen.
Derweil tritt Herr Scholz – wie weiland Frau Merkel und Herr Steinbrück (hier) – vor die Kamera und beruhigt die deutschen Sparerinnen (hier). Mal schaun, ob die warmen Worte reichen oder ob da nicht doch noch ein warmer Geldregen auch für deutsche Banken folgen muss. Wir dürfen gespannt sein.