Morning Briefing – 25. November 2021 – Deutsche Wirtschaft – auch so ein Trauerspiel

Guten Morgen,

So, die „Ampel“ ist zumindest schon mal auf „gelb“, sprich der (Entwurf des!) Koalitionsvertrag liegt auf dem Tisch (hier als pdf) und auch wenn die Endredaktion wohl durch den Deutschen Gewerkschaftsbund erfolgte (hier), ist das bisherige mediale Echo eher freundlich denn hysterisch (s. nur hier, hier und hier). Aber Papier ist ja geduldig, ein Mitgliederentscheid der Grünen steht noch aus und auch dieser Plan wird ziemlich schnell auf die Lebensrealität treffen. Deswegen werde ich mich erst zu einem späteren Zeitpunkt zum zu erwartenden politischen Szenario äußern – wobei ich schon mal einige düstere Prognosen für mich notiert habe, z.B. dass erneut ein SPD-Kanzler Deutschland in den nächsten Krieg führen wird….

Heute soll es – nach der deutschen Gesellschaft gestern (hier) – um die die deutsche Wirtschaft gehen. Die Rahmenbedingungen, egal ob es Compliance-Regelungen (hier), Infrastruktur (hier) oder sonstige Hemmnisse (hier) betrifft, sind nicht gerade die besten. Auch die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland ist fragil, wie mein „monthly“ zum Oktober zeigt (hier), dessen (eher düstere) Prognose durch die aktuellen Zahlen zum Wachstum (+1,8% in Q3/21) und zum „Sentiment“ (Ifo-Geschäftsklimaindex fällt im November um weitere 1,2 Punkte auf nur noch 96,5 Punkte) eher noch bestätigt wird. Auf der anderen Seite erreicht der DAX im November mit dem (erneuten, s. schon hier) Überschreiten der 16.000er Marke ein Rekordniveau. Und die Zahl der Unternehmenspleiten fällt auf immer weitere Tiefststände (s. zuletzt hier). Also ein durchaus „gemischtes“ Bild oder zumindest „verschwommen“. Nachfolgend versuche ich, das Bild scharf zu stellen:

Weltmarktführer: https://www.wiwo.de/my/unternehmen/mittelstand/rangliste-die-500-heimlichen-weltmarktfuehrer-2022/27772942.html?ticket=ST-2892268-weFAz6UweqdfEmHHf9k2-cas01.example.org

Es gibt sie noch in Deutschland, die „Hidden Champions“, von denen weiland schon Hermann Simon schon vor Jahren zu berichten wusste (hier, neu hier).

Profite: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/konzerne-nach-uns-die-cash-flut-kolumne-a-58d290aa-c3b7-4eb8-9c68-8b94e57fda9d

Das moderne „links blinken, rechts abbiegen“…

Klimahttps://www.n-tv.de/wirtschaft/Erst-die-Dividende-dann-der-Klimaschutz-article22907268.html

Vom Klimaschutz reden – und Dividenden erhöhen

Konzentration: https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-hella-ist-erst-der-anfang-die-zuliefererindustrie-steht-vor-einer-konsolidierungswelle/27377698.html

https://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilienbranche-finanzinvestor-permira-uebernimmt-mehrheit-bei-engel-und-voelkers/27495636.html

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/vonovia-deutsche-wohnen-103.html

https://www.presseportal.de/pm/41193/5082391

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/das-grosse-fressen-mehr-deals-als-nach-der-grossen-finanzkrise-deutsche-wirtschaft-vor-noch-nie-da-gewesener-uebernahmewelle/27465792.html

Wie sagte ich doch schon anfangs der Pandemie im Wissen um Herrn Altmaiers Präferenzen (hier)? Die Konsolidierungen werden kommen. Und die obigen Beispiele könnten auch das erneute Heißlaufen des M&A-Marktes zeigen, möchte man meinen. Aber die Kfw gießt darüber kaltes Wasser und konstatiert, dass sich zumindest im Mittelstand die Zahl der Firmenübernahmen in 2020 ggü 2019 (also mit Eintritt von Corona) halbiert habe. Unbeeindruckt davon sah das Hurrablatt noch im Sommer das „große Fressen“ auf uns zukommen. Und ich würde diese Ansicht teilen.

Fazit: Die deutsche Wirtschaft – gerade die großen Unternehmen (!) – scheint mit den nicht unbedingt optimalen Rahmenbedingungen in Deutschland auch unter Corona gut zu Recht zu kommen, die Profite sprudeln, Dividenden werden verteilt (und Boni sowieso). Aber die Investitionsquote gerade im ach so hoch gelobten „Umweltbereich“ scheint etwas zu stocken. Und der Konzentrationsprozess in der deutschen Wirtschaft dürfte nach dem zwischenzeitlichen Einbruch weitergehen, so dass die Frage auch hier, wie gestern (s. erneut hier) ist, was aus dem deutschen Mittelstand, insbesondere dem Kern, nämlich den mittelständischen Unternehmen, wird. Wird die WiWo in zehn Jahren noch eine Liste von 500 heimlichen Weltchampions „made in Germany“ vorlegen können? Und selbst wenn, wem gehören die Champions dann? Wenn nicht, dürften aber auch die (Chefs der) deutsche(n) Wirtschaft nicht ganz unschuldig daran sein.

Spruch des Tages: „Capitalism – which in its purest form is entrepreneurism even among the poorest of the poor – does work; but those who make money from it should put it back into society, not just sit on it as if they are hatching eggs.“ – Richard Branson

Keep calm and carry on!

-tz 

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