Guten Morgen,
So, nach den guten Nachrichten gestern (hier), heute direkt wieder Wasser in den Wein. Denn die Anzeichen mehren sich, dass die Globalisierung nicht nur nicht unumkehrbar ist, sondern dass sie derzeit geradezu zu brechen droht:
Institutionen: https://www.welt.de/wirtschaft/article234216950/Weltbank-Bericht-Kapitulation-in-der-China-Frage.html
Der potentielle Ranking-Skandal beim IWF ist nur – wie Herr Gersemann sehr kompetent darstellt – ein weiterer Nagel im Sarg der nach dem 2. Weltkrieg gegründeten und vorwiegend vom Westen geleiteten internationalen Organisationen.
China: https://www.zerohedge.com/markets/gentle-reminder-lehman-was-not-moment
Gut gealterter Post von Zerohedge zur Frage der Auswirkungen von Evergrande. Wie die nachfolgenden Schritte der zentralchinesischen Regierung zeigen, scheint sich China mehr und mehr in seiner ganz eigenen „Splendid Isolation“ einzurichten.
https://www.ft.com/content/e1263950-1173-4832-a011-ada04df1e93c
https://www.zerohedge.com/markets/vessel-congestion-la-ports-soars-more-ships-join-queue
Die eine Frage ist, ob die – hier nur mal an Hand einiger Beispiele angedeutete – Problematik der „verstopften“ Häfen oder fehlender Container nur auf Corona zurückgeht und sich dementsprechend in den folgenden Monaten auflöst oder ob das ein eher langfristiges Problem wird.
Die andere Frage ist, ob die Auswirkungen dieser „Verstopfung“ der Lebensadern einer globalen Wirtschaft nicht vielleicht schon die nächste Wirtschaftskrise ausgelöst hat – oder gerade auslöst. Denn nicht nur die chronisch schwachen Exportzuwächse der deutschen Wirtschaft in den letzten Monaten (s. bei mir hier), sondern auch die im August 2021 mit über -7% eingebrochenen Auftragseingänge (hier) und die mit -4% (hier) ebenfalls (hoffentlich nur urlaubsbedingt) zurückgehende Produktion (hier) in Deutschland deuten nicht unbedingt auf das starke Wachstum zumindest der deutschen Wirtschaft hin, von dem man nach dem Abflauen der Pandemie ausgehen müsste.
Lieferketten: https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/halbleitermangel-die-lieferketten-brechen-gerade-zusammen/27679482.html
Die Auswirkungen auf innerdeutsche Lieferketten sind schon erkennbar….
Vorräte: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Deutschland-wird-bei-Hamsterkaeufen-abgehaengt-article22745326.html
„Just-in-Time“ ist tot, es lebe das Hamstern…
Chipmangel: https://www.heise.de/news/Chipmangel-US-Regierung-vermutet-Chip-Hortung-verlangt-Auskunft-6200265.html
…was wir dann auch bei Chips sehen werden – und damit meine ich nicht die, die sich mein Sohn allabendlich in nicht vorstellbaren Quantitäten hinter die Kiemen schiebt….Und natürlich dürften derzeit alle möglichen Waren zurückgehalten werden – nicht nur Halbleiter. Eine bessere Lage, um Preiserhöhungen durchzudrücken, hat es selten gegeben.
Fazit: Ja, ich rudere weit raus, wenn ich jetzt schon einen „Bruch“ postuliere, ich weiß. Aber die Zeichen stehen ja auch nicht seit gestern an der Wand. Schon Mr. Trump war ein erklärter Gegner des durch die internationalen Organisationen, wie etwa dem IWF oder der WTO, verkörperten Multilateralismus. Und auch wenn Herr Biden dem (multilateralen) Pariser Klimaschutzabkommen wieder beigetreten ist (hier), so dürfte auch er eine – wenn auch besser verpackte – „America first“ Politik betreiben. Das China eine „China first“ Politik betreibt, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht mehr erläutern (s. nur hier). Und diese Weltmächte nutzen die internationalen Organisationen auch nur, soweit diese ihnen nutzen. Damit aber entziehen sie diesen aber ihre Lebensberechtigung. Und zwar mit jedem Skandal mehr.
Die Aushöhlung der multilateralen internationalen Organisationen ist aber eigentlich nur ein letzter oder zumindest weiterer Schritt, denn die wirtschaftliche Entkoppelung war schon unter Herrn Trump mehr als nur ein „zartes Pflänzchen“ und auch China werkelte schon 2019 daran mit (s. bei mir hier). Corona beschleunigt diesen Prozess lediglich.
Eine brechende Globalisierung aber ist ein Menetekel für Deutschland – und damit eine weitere Baustelle für die neue Bundesregierung (s. dazu zuletzt hier). Denn für die Exportnation Deutschland wäre eine sich wieder re-nationalisierende Welt eine nicht nur wirtschaftliche Bedrohung ersten Ranges.
Spruch des Tages: „China ist auf dem Weg, zu einem zweiten Heimatmarkt für Audi zu werden.“ – Rupert Stadler
Keep calm and carry on!
-tz