Morning Briefing 7. August 2019 – Auftragseingänge // De-Globalisierung // China

Guten Morgen,

Ist der Absturz an den Börsen jetzt vorbei? Nachdem der DAX gestern unter 11.600 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit März fiel (hier), erholte sich der Dow Jones im Handelsverlauf und endete mit einem Plus von 1,21 % (hier). Warten wir es ab – könnte auch ein Dead-Cat-Bounce sein. Und: Ein Währungskrieg ist alles andere als ausgeschlossen (hier), gerade weil die US-Regierung mit dem brandmarken Chinas als „Währungsmanipulator“ wahrscheinlich die Daumenschrauben noch einmal angezogen hat (hier). Zusätzlich dürfte die Zinssenkung der Fed noch als Brandbeschleuniger wirken, wie auch der Umstand zeigt, dass mittlerweile Anleihen im Volumen von USD 15 Billionen mit einer negativen Verzinsung im Umlauf sind (hier), sprich, die „Investoren“ Geld dafür zahlen, diese Anleihen halten „zu dürfen“. Die Frage ist, wie lange dieses „New Normal“ (andere würden es „Irrsinn“ nennen) aufrecht zu erhalten ist. Wenn man sich aber anschaut, wie lange diese Normalität schon anhält – rund 10 Jahre – dann kann man nicht ausschließen, dass es noch mal zehn Jahre gut geht. Aber wer weiß.

Die neue Normalität kann vielleicht auch deswegen so lange Bestand haben, weil es immer mal wieder Lichtblicke zu geben scheint:

Auftragseingänge: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/industrie-mit-auftragsplus-dennoch-furcht-vor-rezession-a-1280677.html

Also, alles halb so schlimm? Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie sind im Juni um 2,5% im VorMONATSvergleich gestiegen. Also doch nur eine Delle und im 2. Halbjahr geht es wieder aufwärts? Die erste Frage für mich war, wie es denn Im VorJAHRESvergleich aussieht. Und wieder mal sollte man sich die Original-Pressemeldung von Destatis zu Gemüte führen (hier): Denn, wie in den Vormonaten auch (s. dazu die entsprechende Zeitreihe in meinem Monthly (hier), sinkt der Auftragseingang in diesem Vergleich – und dann auch gleich wieder um -3,6%. Und: Schaut man sich die Zeitreihe an, dann relativiert sich auch der monatliche Anstieg – nach Monaten des ständigen Abfalls geht dieser Anstieg von einem sehr niedrigen Niveau aus.

Schade, ich wollte ja eigentlich nicht so negativ sein. Allerdings sollte man die Auftragseingänge über die nächsten Monate verfolgen – steigen sie weiter, dann könnte das ein erstes Signal für ein Überwinden des wirtschaftlichen Sinkflugs sein.

De-Globalisierung: https://www.zerohedge.com/news/2019-07-03/hp-dell-amazon-join-manufacturing-exodus-leaving-china

https://www.moneycontrol.com/news/ttp:/www.moneycontrol.com/news/business/markets/nouriel-dr-doom-roubini-predicts-recession-in-2020-4163901.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article158523661/Die-De-Globalisierung-hat-laengst-begonnen.html

Machen wir uns nichts vor – die Streitereien über Währungen oder Exportüberschüsse haben den Prozess einer De-Globalisierung der Wirtschaft eingeleitet – zumindest aus westlicher Sicht.

China: https://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article197948027/Handelskonflikt-China-steht-erst-am-Anfang-seines-Aufstiegs.html

Am Anfang seines Aufstiegs? Oder eher kurz vor japanischen Verhältnissen? Das dürfte – auch für die Weltwirtschaft – die Gretchen-Frage darstellen. Teilt China nämlich das japanische Schicksal aus den 90ern, fällt die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft aus, aber auch die Machtgelüste Chinas (Stichwort: „Weaponization of Finance„). Angesichts der Black Box, die China informations- und transparenztechnisch darstellt, eine Frage, die nicht seriös zu beantworten ist.

Historisch: 2007: Beginn der Finanzkrise in den USA  (aus: https://de.wikipedia.org/wiki/7._August)

Ich wünsche einen guten Start in den Tag!

Viele Grüsse,  

-tz 

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