Guten Morgen,
Seit dem 29. Juli 2019 habe ich ja den Vorsatz, nicht nur als Cassandra durch die Gegend zu irrlichtern, sondern auch zu versuchen, konstruktive Wege aus dem Schlamassel aufzuzeigen (hier). Und tatsächlich bewegt sich was in Deutschland, was ich konstruktiver Weise mal aufzeigen kann:
Konjunkturprognose: https://www.iwd.de/artikel/iw-konjunkturprognose-wirtschaft-erholt-sich-langsam-484045
Hatte Herr A. doch Recht (s. zur Diskussion hier)? Kommt doch das V? Auch das IFO-Institut geht jetzt von einem Absturz der Wirtschaft in 2020 von „nur“ noch 5,2% aus – und von einem Wachstum von 5,1% in 2021. Echte Cracks in Mathe werden aber feststellen, dass selbst bei Eintritt dieser Prognose das deutsche BIP Ende 2021 immer noch rund 2,5% unter dem Stand von 2019 liegen dürfte. Sprich, auch das vom IFO-Institut für 2022 angekündigte „überdurchschnittliche“ Wachstum von 1,7% wird nicht zum Erreichen der (schon schlechten!) 2019er Zahlen führen. Aber: Es könnte schlimmer kommen – angesichts der nach einem halben Jahr deutlich sich abzeichnenden Pandemie-Folgen wäre ein derartiger „Aufwuchs“ das berühmte „blaue Auge“.
Mittelstand: https://www.welt.de/wirtschaft/mittelstand/article215823234/Sparkassen-Mittelstand-hat-Corona-Tief-ueberwunden.html
Stützt die IFO-These…
Kreditimpuls: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/hypo-vereinsbank-trotz-corona-keine-kreditklemme-in-sicht-16956693.html (Danke, Ralph)
Auch der Kreditimpuls für die deutsche Wirtschaft (den ich vor einem Monat noch kritisch beäugt hatte, hier) scheint gar nicht so schlecht dazustehen.
Verschuldung: https://www.welt.de/wirtschaft/article216046724/Staatsverschuldung-Auch-2021-reisst-die-Deutschland-die-Schuldenbremse.html
Und noch mal 96 Mrd. Euro (!) Neuverschuldung – was soll da schon schiefgehen?
https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/Restschuldbefreiung.html
https://www.bmjv.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020/090220_Insolvenz.html
Flankierend zu den Finanzen „feuert“ die Bundesregierung gerade eine „Sanierungs-Salve“ nach der anderen: Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wird zumindest für Überschuldung bis zum 31. Dezember 2020 ausgesetzt, die Dauer bis zur Erlangung der Restschuldbefreiung wird von 6 auf 3 (!) Jahre verkürzt und es wird (endlich!) ein Restrukturierungsverfahren eingeführt, dass die Sanierung von Unternehmen außerhalb der Insolvenz ermöglichen soll.
Fazit: Ja, es kann sein, dass Herr A. doch Recht behält und der Absturz der deutschen Wirtschaft – gerade im Vergleich mit anderen Nationen – noch glimpflich abläuft. Dies wird aber zu einem Großteil durch eine Neuverschuldung in Kauf genommen, gegen die diejenige während der Finanzkrise sich eher als Portokasse ausnimmt. Aber: zum einen hat sich die Regierung diese Manövrierfähigkeit mit einem Zurückfahren der Verschuldung (Sie erinnern sich, die „schwarze Null“?) selber geschaffen, zum anderen geht es erst einmal darum, den „industriellen Kern“ Deutschlands zu erhalten – sprich, die Kuh, die der Finanzminister dann wieder melken kann. Und scheinbar gibt es jetzt ernsthafte erste Schritte weg von einem bestrafenden Insolvenzrecht hin zu einem ermöglichenden Sanierungsrecht. Also, zarte Aufhellung.
Historisch: 1926: Der plötzliche Rücktritt ihres langjährigen Gouverneurs und eine Artikelserie im Sensationsblatt Der Abend über die Österreichische Postsparkasse markiert den Beginn des Postsparkassenskandals. Ein Parlamentsausschuss deckt nach mehrwöchigen Untersuchungen enorme Verluste des Instituts aus Spekulationsgeschäften, einem fragwürdigen Kredit sowie teuren Stützungsaktionen für andere Banken auf (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/22._September)
Keep calm and carry on!
-tz