(Quelle: Schatzi)
Guten Morgen,
Vergleichbar mit dem aktuellen Wetter verhält es sich mit der deutschen Wirtschaft: Kurz vor dem Wintereinbruch wird der Sommer noch mal so richtig schön.
Denn in der Weltwirtschaft sind einige Anzeichen für baldigen Frost nicht zu übersehen: Während die türkische Lira sich derzeit aus ihrem Allzeit-Tief heraus zu kämpfen versucht (hier) und mit dem argentinischen Peso (hier) und dem brasilianischen Real (hier) zwei weitere Währungen kritischer Volkswirtschaften zumindest zeitweise den Abwärtstrend durchbrochen haben, verharrt die indonesische Rupie auf tiefem Niveau (hier). Angesichts der nun scheinbar auch im Bewusstsein der Investoren ankommenden Zinserhöhungen der Fed dürfte diese Ruhe auf dem Devisenmarkt aber nur die berühmt-berüchtigte vor dem Sturm sein. Denn die Zinsen für Staatsanleihen gehen durch die Decke. So hat z.B. der Referenzzinssatz für zehnjährige US-Staatsanleihen mittlerweile die 3,2% überschritten (hier, s. auch den ausgezeichneten Kommentar von Wolf hier). Und italienische Staatsanleihen markierten mit zwischenzeitlich 3,71% gestern ein seit 2014 nicht mehr gesehenes Zinshoch (hier). Auch wenn letzteres wohl auch den Querelen um den italienischen Staatshaushalt geschuldet sein mag, so dürfte die Tendenz der Anleihezinsen schon alleine wegen der Sogwirkung der US-Anleihen eher nach oben zeigen. Dementsprechend dürfte sich das Problem der Kapitalflucht aus häufig in US-Dollar verschuldeten Schwellenländern noch verstärken – mit entsprechend negativer Auswirkung auf die jeweiligen nationalen Währungen.
Diese eher tektonischen Verschiebungen fechten die deutsche Wirtschaft noch nicht an. Wir können allerdings wetten, wann die ersten „Experten“ fragen, wann denn die (jetzt noch nicht benannte) Krise „auf die Realwirtschaft“ durchschlägt – möglichst verbunden mit Forderungen aus der Wirtschaft auf Staatshilfen für diese „so nicht vorhersehbare Krise“.
Konjunktur: https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-10/konjunktur-wachstumsprognose-2018-senkung-bundesregierung
Im Schlepptau der Wirtschaftsforschungsinstitute senkt nun auch die Bundesregierung die Wachstumsprognose für 2018 von bislang 2,3% auf nunmehr nur noch 1,8% und im nächsten Jahr von 2,1% auf 2,0%. Angesichts der oben beschriebenen dunklen Wolken am Horizont halte ich diese Prognose immer noch für optimistisch.
Wenn die Probleme mit den neuen Abgastests schon zu so einem Produktionsrückgang von 0,3 im August führen – was passiert dann erst in einer echten Krise? Auch ist das der dritte Rückgang der Produktion im Monatsvergleich in Folge…
Auftragslage: https://de.reuters.com/article/deutschland-industrie-auftr-ge-idDEKCN1MF0IT
Der Produktionsrückgang könnte aber wegen des Auftragsplus von 2,0% im August (ebenfalls im Monatsvergleich) in Bälde wieder ausgeglichen werden, denn auch hier beendet dieses Plus eine zweimonatige Negativserie. Aber, die Manager sehen die Lage so positiv nicht mehr (hier).
Fazit: Noch ist alles gut in Deutschland und über dieses Jahr 2018 dürfte die Wirtschaft ohne größere Blessuren kommen. Aber fürs nächste Jahr werden gerade die Karten neu gelegt…
Historisch: 2008: Der Versicherer Yamato Life Insurance muss infolge der Subprimekrise als erstes japanisches Finanzunternehmen Gläubigerschutz beim Bezirksgericht Tokio beantragen (aus: https://de.wikipedia.org/wiki/10._Oktober)
Ich wünsche einen guten Start in den heutigen Tag!
Viele Grüsse,
-tz