Guten Morgen,
Nach dem gestrigen „(Eye-)Opener“ zur fehlenden Lernfähigkeit der Finanzbranche (hier) heute mal wieder ein Post zur fehlenden Lernfähigkeit der Exekutive bei der Vermeidung von Wirtschaftsverbrechen. Richtig, von Wirecard ist mal wieder die Rede (zuletzt hier). Und auch, wenn die Verwertung in Form von Buch (hier) und Film (hier) schon einen gewissen Status der Aufarbeitung suggeriert, kommen doch fast täglich neue Horrormeldungen und vernichtende Bewertungen ans Tageslicht. Die will ich Ihnen ja nicht vorenthalten:
Staatsanwaltschaft: https://www.stern.de/politik/deutschland/die-staatsanwaeltin-im-fall-wirecard-hat-gedaechtnisluecken-30373192.html
Oha, „Rechtsstaatsversagen“, anybody?
Das wird eng für Herrn Scholz….
Ach ne, doch nicht, sein Name ist nämlich Hase….
Ja, der Bundesrechnungshof konstatiert genau dieses Gesamtversagen: »Keiner der Akteure hat die Brisanz des Falls Wirecard frühzeitig erkannt und seine Handlungsoptionen ausgeschöpft, um die Aufklärung mit Nachdruck voranzutreiben und Fehlverhalten zu unterbinden«
Aufklärer: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Wirecard-Ermittler-frotzelt-ueber-Deutschland-article22489761.html
https://www.wiwo.de/my/finanzen/boerse/wirecard-kritiker-jigajig-es-war-wie-eine-droge/25988742.html
Aber nicht nur, dass man auf potentielle Aufklärer vor dem Zusammenbruch nicht gehört hat („Jigajig“, erinnert mich stark an Harry Markopolos, der jahrelang vergeblich vor dem Schneeballsystem von Bernie Madoff warnte), sondern jetzt werden auch gezielt die Aufklärer behindert, die wenigstens im Nachhinein Licht ins Dunkel bringen wollen.
Fazit: Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um sich über das komplette Versagen der deutschen Exekutive im Angesicht dieses Betruges zu wundern, um es mal ganz vorsichtig zu formulieren. Das fängt bei einer „kleinen“ Staatsanwältin, die entgegen des Votums der ermittelnden Beamten keine Ermittlungen einleitete (aber nachher auch die Gedächtnisverlust-Karte zog), führt über einen Staatssekretär, der bei Geburtstagen von Herrn Braun auftrat (hier) und dann kurz vor der Pleite noch ein Darlehen an Wirecard vermitteln wollte, und hört beim Finanzminister nicht auf, der seine Amtsgeschäfte via Privat-Email abwickelt und natürlich auch alles vergessen hat.
Die Frage nach den Lehren ist dabei wohlfeil (lesen Sie nur mal diesen Artikel aus dem Jahre 2009 hier und machen Sie sich klar, dass „Lessons Learnt“ vor allen Dingen das BuzzWord von Managern ist, die durch die Krise nach oben gespült werden, die aber nicht unbedingt wirklich einen Kehraus veranstalten wollen). Aber die Antwort ist tatsächlich einfach: Man erweitere die Rolle des Bundesrechnungshofs zu einer „inneren Staatsrevision“ und statte ihn auch mit dem Recht zur Einleitung zumindest disziplinarischer Schritte aus. Und schon dürften einige Staats“diener“ Fracksausen bekommen – und vielleicht auch mal Verdachtsmomenten nachgehen, wenn es nicht opportun ist. Aber nun ja, genau so kann ich halt auch für das persönliche Erscheinen des Weihnachtsmanns beten…..
Spruch des Tages: „Versager jammern immer von wegen ihr Bestes, aber Sieger gehen nach Hause und vögeln die Ballkönigin!“ Mason (Sean Connery) in „The Rock“ (ja, ich weiß, aber mir hängt angesichts von Wirecard diese ganze pc so zum Halse raus, ich kann es keinem sagen)
Keep calm and carry on!
-tz