Guten Morgen,
Wenigstens an Hand der Warnung von Herrn Herr Sewing von der Deutschen Bank vor einer „Zombifizierung“ in der letzten Woche (hier) entzündete sich zumindest ein Diskussiönchen über die Langzeitfolgen der gegenwärtigen Rettungspolitik, die – wie seit jeher seit der Finanzkrise – ja lediglich daraus besteht, dass die Zentralbanken Geld in „die Märkte“ pumpen, als gäbe es kein Morgen. Dass das Thema an sich weder neu noch großartig zu variieren ist, zeigt alleine mein Blog – Fünf Seiten mit Artikeln über und mit Zombies (hier), der erste vom 16. März 2016 (hier). Und gegen Blogger, wie Daniel Stelter bin ich damit immer noch nur ein Waisenknabe (hier). Aus aktuellem Anlass addiere ich heute mal einen Artikel zur langen Serie dieser Warnungen:
BIZ: https://www.bis.org/publ/work882.pdf
https://www.zerohedge.com/markets/true-costs-zombie-companies-and-easy-money
Es ist nicht das erste Mal, dass die BIZ vor Zombies warnt (s. bei mir schon hier). Im Gegensatz zu anderen Diskussionsfeldern, bei denen immer wieder fraglich ist, wer eigentlich wirklich „Experte“ ist (ich sag nur Fußball oder Corona), ist die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zweifellos Experte auch für die Frage der Zombifizierung der Wirtschaft. Es ist nämlich die Zentralbank der Zentralbanken. Und: Sie widerspricht seit Jahren den Zentralbanken, was die Sinnhaftigkeit der Geldmengenerhöhung und Niedrigzinspolitik angeht, die sie als zumindest mitursächlich für die Zombifizierung ansieht. Aber: Wie immer hört keiner auf die BIZ.
USA: https://wolfstreet.com/2020/08/26/the-zombie-companies-are-coming/
Wolf, wie immer in Höchstform: sehr erschreckend fand ich vor allen Dingen, dass in den 1980ern nur 3%, 2018 dagegen 19% aller an den US-Börsen gelisteten Unternehmen Zombies waren. Noch viel schockierender finde ich aber die Zahlen von Schuld-Neuaufnahmen durch diese Zombie-Unternehmen während Corona – zum Teil nur für einen Verzinsung von 3%.
Deutschland: https://www.iwkoeln.de/presse/iw-nachrichten/beitrag/klaus-heiner-roehl-4300-zombieunternehmen-bis-jahresende.html
Aber auch in Deutschland kursieren gigantische Zahlen – je nach Umfrage, Erhebung oder Daumenpeilung sind zwischen 4.300 und 800.000 (! Nein, ich habe mich nicht mit den Nullen vertan) Unternehmen „zombifiziert“. Egal welche Zahl nun stimmt, sie stehen alle für eine (seit Jahren laufende) „Fehlallokation von (eben nicht so) knappen Ressourcen“. Geld ist halt nicht knapp – und Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell auf „gerettet werden“ umstellen, kommen vielleicht sogar besser durch, als jene, die versuchen, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Fazit: Viele warnen – teilweise seit Jahren – vor der „Zombifizierung der Wirtschaft“, aber darum scheren tun sich weder die Regierungen noch die nationalen Notenbanken. Da wird von „Bazookas“ oder „MMT“ gefaselt – bis es dann irgendwann tatsächlich kein Morgen mehr gibt. Soll nur keiner sagen, dass habe man nicht voraussehen können. Und, wie könnte man es besser machen? Nur mit einem Mix aus Haushaltsdisziplin, LANGSAMEN und transparent kommuniziertem Anstieg der Zinsen und Umschichtung im Haushalt von Sozial- hin zu Investitionsausgaben. Aber, selbst wenn sich ein Politiker dazu bereit finden würde, dürfte es erhebliche Bremsspuren in Form von tatsächlich höheren Insolvenzzahlen geben. Und das tut der Popularität nun mal nicht gut.
Historisch: 2008: In den USA übernimmt die zuständige Aufsichtsbehörde die Kontrolle über die beiden größten, von der Finanzkrise ab 2007 erfassten Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Sie wendet damit den drohenden Bankrott dieser Kreditinstitute ab (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/7._September)
Keep calm and carry on!
-tz