Morning Briefing – 26. Mai 2020 – China-Special

Das neue Feindbild: China. Bisschen spät, aber dafür jetzt mit Wucht. So titelt Die Welt: „Europas plötzlicher China-Moment“ über die deutschen und westlichen Reaktionen zum von Zentral-China geplanten „Sicherheitsgesetz“ für Hongkong (s. näher hier). Und tatsächlich scheint China zu versuchen, im Schatten von Corona aller Orten (neue) Fakten schaffen zu wollen. Das fängt schon bei Corona selbst an, denn es wird immer besser dokumentiert, wie China zunächst die Pandemie zu verheimlichen suchte, um die gewonnene Zeit zum Aufstocken eigener Schutzausrüstung zu nutzen (hier) oder mittlerweile fehlerhafte Schutzausrüstung ver- (hier) und zweifelhafte „Spendenpolitik“ betreibt (hier). 

Aber agiert China tatsächlich aus einer starken Position heraus oder ist die Wirtschaft nicht vielleicht doch durch Corona geschwächt? Schauen wir uns doch mal in einem weiteren China-Special (s. zum letzten vom 20. April 2020 hier) die aktuelle Entwicklung an:

Autoverkäufe: https://www.zerohedge.com/personal-finance/china-auto-sales-fall-56-yoy-april-despite-sizeable-bounce-back-march

Ich dachte, die Autoverkäufe wären im April im Vorjahresvergleich das erste Mal seit 2018 gestiegen (und wohl nicht nur ich, s. hier). Vielleicht doch nicht?

Währung: https://www.zerohedge.com/markets/china-sets-yuan-fix-weakest-2008

Währungsabwertung – neben der Aufnahme neuer Schulden und Niedrigzinsen (s. dazu letztes China-Special, hier) ein probates Mittel, um die Wirtschaft und insbesondere den Export wieder in Schwung zu bringen.

Stimulus: https://www.zerohedge.com/economics/comments-are-highly-important-chinas-xi-reportedly-indicated-desire-avoid-strong-stimulus

Ah, Herr Xi steigt also auf die Bremse. Dann schauen wir mal, wie lange er das durchhält.

Fazit: China ist wahrscheinlich schon deswegen nicht aus dem gröbsten raus, weil die Hauptabnehmer chinesischer Exporte – die USA und die EU – eben selber noch nicht aus dem gröbsten raus sind. Folgerichtig dürfte auch die chinesische Wirtschaft immer noch schwächeln. Auch das dürfte ein Grund sein, warum China versucht, die als kritisch wahrgenommenen politischen Krisenherde Hongkong (s. dazu auch hier) und Taiwan (genannt sei hier nur der von Festlands-China betriebene Ausschluss Taiwans von der WHO-Jahrestagung, hier). China reagiert also eher aus einer geschwächten Position aggressiv.

Nicht nur vor diesem politischen Hintergrund, sondern auch, um die Abhängigkeit von China im Hinblick auf wichtige Güter zu vermindern, wird jetzt auch in Deutschland ein neuer „Abstand zu China“ gepredigt (hier). Die Folge davon wäre natürlich ein Zurückdrehen der „Globalisierungs-Schraube“. Gewollt?

Historisch: 1896: An der New York Stock Exchange wird zum ersten Mal der von den Gründern des Wall Street Journals und des Unternehmens Dow Jones, Charles Dow und Edward D. Jones, entwickelte Aktienindex Dow Jones Industrial Average veröffentlicht. Die Erstnotiz liegt bei 40,94 Punkten (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/26._Mai)

Keep calm & carry on.

-tz 

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