Guten Morgen,
Vier Tage ohne (Corona-)-News und was habe ich verpasst: Die zweite Welle – naja, zumindest ein „Wellchen“, das die hohe Ansteckbarkeit bei Corona zeigt: Einmal bei einem Gottesdienst in , bei dem sich Stand jetzt 107 Menschen infiziert haben (hier) und zum anderen ein Restaurant, in dem sich (wieder Stand jetzt) 18 Menschen infiziert haben (hier). Derweil (und von den deutschen Medien ziemlich unbeobachtet) wächst sich die Corona-Krise in den USA zur wirtschaftlichen Katastrophe aus: In der letzten Woche haben erneut 2,4 Mio. US-Amerikaner einen Antrag auf Arbeitslosengeld gestellt (hier). Das ist zwar die niedrigste Zahl von Neuanträgen in dieser Krise, aber immer noch mehr als drei Mal (3x!) so viel, wie auf dem Höhepunkt der letzten Finanzkrise! Nunmehr sind mit 38,6 Mio. Amerikanern so viele „neu“ arbeitslos gemeldet, wie noch nie zuvor – und das sind die offiziellen Zahlen, die auf Grund der Überlastung der Systeme der wahren Entwicklung hinterherhinken. Und mit Hertz hat nun (erwartungsgemäß) der zweitgrößte US-Autoverleiher ieinen Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 gestellt – mit unabsehbaren Folgen für den Automarkt in den USA (hier und hier). Die Ironie dabei: Hertz ist nicht Opfer von Corona, die Insolvenz zeichnete sich seit Jahren ab, aber die Fed hat in ihrer Kaufwut auch gleich noch Junk-Bonds von Hertz erworben und wird (nach einem erwarteten Debt-Equity-Swap) dann Aktionär von Hertz werden (hier). Das dürfte kein Einzelfall bleiben….
Nachdem ich dieses „Luftfahrt-Special seit Wochen vorhalte, weil ich auf den Staatseinstieg bei Lufthansa wartete, bringe ich es jetzt mal:
https://amp-ft-com.cdn.ampproject.org/c/s/amp.ft.com/content/14ac4524-3bf1-44dd-aacb-2cb7d1d451ab
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schutzschirm-lufthansa-tickets-1.4891100
So weh es tut, ich halte einen Staatseinstieg bei der Lufthansa für den richtigen Schritt. Die Luftfahrt litt schon vor Corona unter Überkapazitäten und In Zeiten von Greta – die zurückkehren werden, keine Bange – ist Fliegen einfach nicht mehr so hipp. Aber die Fähigkeit, über den Luftweg (Handels-)Ziele zu erreichen, ist für einen Staat, der extrem von Exporten abhängig ist, extrem wichtig – gerade auch gegen eine Konkurrenz, wie China. Deswegen ist eine Staatsbeteiligung, unter der dann der Schrumpfungsprozess moderiert werden kann, wahrscheinlich „planbarer“ als eine Insolvenz. Aber schauen wir mal, vielleicht werde ich ja noch eines besseren belehrt.
US Airlines: https://www.zerohedge.com/markets/us-airlines-treasury-department-reach-deal-billions-bailout-aid
… zumal die Lufthansa bei dem weltweiten Subventionswettlauf nur verlieren könnte….
China Airlines: https://www.forbes.com/sites/mikeboyd/2020/05/19/a-rebound-at-chinas-airlines-is-not-likely-for-at-least-two-years/#7273a997520d
Na, jetzt hat Italien die Ausrede…
Tja, so sehr ich meinem Kollegen Specovius den Erfolg gönne – die Frage ist doch, gilt für Condor als Ferienflieger dasselbe, wie für die Lufthansa? Wenn ich aber Condor rette, dann kann ich als Staat schlecht die Lufthansa fallen lassen….
Norwegian: https://www.n-tv.de/wirtschaft/China-steigt-bei-Norwegian-Air-ein-article21794644.html
Einstieg der Chinesen – warum?
https://www.austrianaviation.net/detail/ryanair-bekommt-726-millionen-us-dollar/
Nachdem Herr O’Leary sich erst über die anstehenden Staatshilfen für andere Airlines mokiert hat, greift er jetzt selber beherzt 726 Mio. US-Dollar ab…..
Wenn selbst Emirates sein Prunkstück A380 einmotten und tausende Mitarbeiter entlassen will, ist die Lage ernst….
Fazit: Der Boom der Flugreisen war schon vor Corona über den Zenit hinweg – scheinbar selbst in China. Und, Wolf (hier) hat ausgerechnet, dass die Fluggesellschaften in den Krisen vor Corona vier Jahre benötigten, um ihr jeweiliges Vorkrisenniveau wieder zu erreichen. Angesichts der sich abzeichnenden Tiefe (und Dauer?) dieser Krise kann man getrost davon ausgehen, dass – wenn das Vorkrisenniveau überhaupt wieder erreicht wird – es mindestens ebenso vier Jahre bis dahin brauchen wird. Von daher wird es zumindest einen zwischenzeitlichen Schrumpfungsprozess in der Branche geben und es werden nur solche Airlines überleben, die einen starken Finanzierer im Hintergund haben – und den Prozess des „Wiederanlaufens“ richtig timen. Aber der Einstieg des starken Staates wird nicht nur Vorteile haben: So dürfte der Wunsch nach Verzicht auf Mitbestimmung ein frommer bleiben (hier) und der Staatseinfluss nicht unbedingt zu einem wirtschaftlich rentableren Flugbetrieb führen (hier)
Historisch: 1961: Der amerikanische Präsident John F. Kennedy kündigt während des Wettlaufs ins All im amerikanischen Kongress das Programm eines bemannten Mondflugs an, mit dem „noch vor Ende des Jahrzehnts ein Mensch zum Mond und sicher zur Erde zurück gebracht“ werden soll – das spätere Apollo-Programm (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/25._Mai)
Keep calm and carry on!
-tz