Guten Morgen,
Irgendwie drehe ich mich immer tiefer…, erst ne „absteigende“ Reihe über die wichtigsten Volkswirtschaften (hier), nur unterbrochen von einer Kommentierung der aktuellen „Kontroll-Illusion“ (hier) und gestern was zum aktuellen Tanz der Banken (hier). Und jetzt (in Erweiterung meiner sonstigen „Krankenhaus-Special“, zuletzt hier) mal eine kritische (was sonst?) Betrachtung der Entwicklung im Gesundheitssektor:
Das muss man erst mal hinbekommen: Erst jubeln, weil man mehr Impfungen aus einer Ampulle ziehen kann, dann aber feststellen müssen, dass man den Vertrag mit Biontech / Pfizer nicht richtig gelesen hat – der auf die Lieferung von Dosen und nicht Ampullen ausgestellt ist. Und dann feststellen, dass man eben doch nicht mehr Impfdosen aus einer Ampulle ziehen kann – wenn derjenige, der die Spritze aufzieht, nicht richtig geschickt ist. Und das richtige „Werkzeug“ an die Hand bekommt.
Gesundheitsämter: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-die-mittlere-leistungsfaehigkeit-eines-gesundheitsamtes-kolumne-a-34bf7113-0116-4c0c-80f7-b8e08201ec4f
Herr Blome vom Spiegel bringt es auf den Punkt: Wenn 400 Gesundheitsämter in zehn Monaten nicht so digitalisiert werden können, dass a) das RKI in Echtzeit korrekte Zahlen geliefert bekommt und b) ein Gesundheitsamt „mittlerer Art und Güte“ eine Nachverfolgung auch garantieren kann, wenn die Inzidenz über 50 liegt, dann ist das eine Digitalisierungs-Bankrotterklärung.
„2020, im Jahr eins des Corona-Zeitalters, wurden 21 Kliniken deutschlandweit vom Netz genommen. Von 30 weiteren Krankenhäusern ist bekannt, dass ihnen die Schließung droht oder ihr Aus schon abgemachte Sache ist. Der Abbau hat in den zurückliegenden Jahren an Fahrt aufgenommen. 1991 gab es im gerade vereinten Land 2411 Kliniken, 2018 waren es 1925, zwölf Monate später nur noch 1914 Krankenhäuser in Deutschland.“ (hatte ich auch schon: hier)
Rettungsschirm: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/krankenhaeuser-103.html
Ja, dann ist doch alles klar….
Die bisherigen Rettungen haben ja scheinbar doch zu einer gewissen „Fehlallokation (knapper?) Ressourcen“ geführt. Wenigstens haben wir nach der Krise dann vielleicht noch (von Bertelsmann betriebene ?) Privatkliniken – aber uns drohen dann im Zweifel US-Verhältnisse, die Reichen bekommen die Versorgung, die Armen nicht.
Israel hat das Durchimpfen möglicherweise auch so schnell geschafft, weil die Gesundheitswirtschaft digitalisiert ist (hier). Wir wissen ja, wo Deutschland bei der Digitalisierung steht. Zumindest nicht vorne…
Auch bei Herrn Spahn stellten sich ja anfangs seiner Karriere unbequeme Fragen zu etwaigen Interessenkonflikten wegen Lobbyarbeit im Gesundheitswesen (hier), aber dass ein ABTEILUNGSLEITER im RKI Anteilsinhaber an einer Firma sein kann, die Tests ans RKI veräußert, ist für mich mehr als unverständlich. Aber ich bin ja auch so ein ewig gestriger alter weißer Mann.
Fazit: Herr Spahn wird sich weiter im um Verzeihung bitten üben müssen. Aber im Zweifel macht er nach der Bundestagswahl eh was anderes und der Verfall kümmert ihn nicht. Letztlich gibt der deutsche Gesundheitssektor nicht nur beim Impfen (s. dazu auch hier) gerade kein gutes Bild ab. Und das dürfte nach Corona nicht unbedingt besser werden. Aber schon fast genial ist es, wie wenig Frau Merkel von der aktuellen und der dauerhaften Misere im Gesundheistssektor „angekreidet“ wird. Denn sie hatte jetzt 16 Jahre Zeit, es anders zu machen.
Ach so: Morgen schaue ich mir dann mal die Entwicklungen im deutschen Rechtsbereich an…
Spruch des Tages: „In der ersten Hälfte unseres Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben, in der zweiten Hälfte opfern wir unser Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen. Und während dieser Zeit gehen Gesundheit und Leben von dannen.“ – Voltaire
Keep calm and carry on!
-tz