Morning Briefing 21. September 2020 – „Einkommens- und Vermögensverteilungs-Special“

Guten Morgen,

Nach meinem letzten „Einkommens- und Vermögensverteilungs-Special“ im Vorjahr (hier, s. aber auch hier), mal eine aktuelle Wasserstandsmeldung:

Löhne: https://www.welt.de/wirtschaft/article215730422/Loehne-und-Gehaelter-Der-Irrtum-von-der-wachsenden-Ungleichheit.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/09/PD20_354_623.html

Ach ja, die Einkommensschere schließt sich, wie schön… Schauen wir uns das mal in einem oder zwei Jahren wieder an, wenn Corona voll durchgeschlagen hat. Auch vor dem Hintergrund der Berichterstattung der Welt aus dem letzten Jahr (s. erneut hier).

Vermögen: https://www.cnbc.com/2020/09/04/worries-grow-over-a-k-shaped-economic-recovery-that-favors-the-wealthy.html

https://www.iwkoeln.de/studien/iw-trends/beitrag/judith-niehues-maximilian-stockhausen-eine-kombinierte-betrachtung-von-einkommen-und-vermoegen-477591.html

„K-förmige“-Erholung, auch mal ein Schlagwort – zwar auf die US-Entwicklung gemünzt, aber doch für die Entwicklung in Deutschland auch denkbar – aber das iw kann natürlich das Gegenteil belegen…

Rente: https://www.focus.de/finanzen/altersvorsorge/rente/rente-vs-pension-haelfte-aller-renten-liegt-unter-1000-euro-im-monat_id_12349032.html

https://www.welt.de/wirtschaft/plus214734776/IW-Studie-Das-Maerchen-vom-armen-deutschen-Rentner.html

https://www.finanzen.net/nachricht/geld-karriere-lifestyle/finanzen-im-alter-so-reich-sind-rentner-in-deutschland-wirklich-9272780

https://www.iwd.de/artikel/einkommen-und-vermoegen-weniger-blinde-flecken-482075/

https://www.focus.de/finanzen/altersvorsorge/rente/renten-rechnungshof-schlaegt-alarm-177-000-000-000-euro-so-viel-kostet-uns-die-rente-bis-2025_id_12389425.html

https://www.iwd.de/artikel/knapp-10-prozent-armutsgefaehrdete-rentner-das-sind-175-millionen-menschen-482070

Mal ein „heiteres Potpourri“ zur Rente: Zum einen liegt (wohl) die Hälfte aller Renten unter tausend Euro, knapp 10% der Rentner (1,75 Mio.) sind armutsgefährdet. Auf der andren Seite sollen (laut arbeitgebernahem iw und Bertelsmann) ein Großteil der Rentner aber über hohe Vermögen verfügen. Die Rentenerhöhungen der letzten Zeit gehen aber gleichwohl ins Geld, wie der Rechnungshof belegt.

Grundeinkommen: https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-08/bedingungsloses-grundeinkommen-klassengesellschaft-migration-steuern-subventionen

https://www.iwd.de/artikel/grundeinkommen-nur-mit-bedingungen-480609/

Wenn ich in Rente gehe, dann werde ich wahrscheinlich doch mal die Zeit finden, DEN Grundsatzartikel über das Grundeinkommen zu schreiben (s. aber hier und hier, zuletzt hier), allerdings bietet der Artikel von Alan Posener (mit 2.200 Kommentaren!) erneut reichlich Diskussionsstoff. Aber auch die iw-Studie birgt Stoff für abendfüllende Unterhaltungen

Beamte: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/heisser-herbst-im-oeffentlichen-dienst-gewerkschaften-fordern-4-8-prozent-mehr-geld/26126778.html

Yeah, 4,8% mehr – mal so richtig in die vollen für die armen deutschen Beamten.

Hauptstadt-Bonus: https://www.tagesspiegel.de/berlin/freie-traeger-kritisieren-die-hauptstadtzulage-fuer-uns-ist-das-ein-schlag-ins-gesicht/26171584.html

Aber der Berliner Senat kann diesen Wahnsinn noch locker toppen…

Fazit: Ich sollte mal die „ideologische Verortung“ der „Wirtschaftsforschungsinstitute“ oder sonstiger (uns allen natürlich nur wohlmeinenden „Think Tanks“, wie der Bertelsmann-Stiftung) näher erforschen. Denn auffällig ist, dass die Welt seit jeher (zumeist eben gestützt auf die vorgenannten Institutionen) a) eine Einkommens- und Vermögensspreizung und b) einen Verfall der MittelSCHICHT kontinuierlich von sich weist (s. aber erneut hier).

Was aber all die genannten netten Paper schon außer Acht lassen, ist die – aus dem jeweiligen „Asset“ (Arbeit & Vermögen oder Rente) fließende Kaufkraft VOR ORT. Wenn ich in einer schönen Lage in Berlin vor zwanzig Jahren ein tolles Haus geerbt habe, dessen Instandhaltung auch gesichert ist, dann kann ich wahrscheinlich auch mit einem kleinen Beamtengehalt fürstlich leben. Umgekehrt werde ich aber auch mit einem fürstlichen Gehalt mir ohne bereits bestehendes Vermögen in Berlin (pars pro toto, Sie können das gerne mit dem Namen Ihrer Stadt austauschen) keine Eigentumswohnung, geschweige denn ein Haus leisten können. Das heißt, die Möglichkeit des Vermögensaufbaus ist gehemmt. Für die Generationen X, Y und Z ist es dann – so sie nicht Erben sind – ziemlich egal, in welchem „Median“ sie rumtorkeln. Und DAS ist das Problem. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ ist eben nicht nur in den USA nicht mehr möglich.

Kein Wunder also, dass sich alle Welt in den öffentlichen Dienst retten will – gerade in Berlin, wo es an einer nachhaltigen Wirtschaft so sehr mangelt, wie an rechtmäßig errichteten Radwegen. Aber: Auch diese Beamten müssen – genau wie Rentner –  durch WERTSCHÖPFUNG finanziert werden. Beamte und Rentner sind aber NICHT wertschöpfend tätig. Und nein, Frau Esken, ihr Einkauf ist nicht wertschöpfend (hier). Und Vermögen an sich ist auch erst mal nicht wertschöpfend. Der MittelSTAND wird allgemein als DER wertschöpfende USP Deutschland angesehen. Fraglich ist, ob nicht auch dieser zusehends weiter verfällt, wie schon die Mittelschicht (s. dazu Wikipedia: „Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nennt als untere Grenze 70 Prozent, als obere Grenze 150 Prozent des gemittelten Äquivalenzeinkommens.[15] Nach ihren Forschungen gehörten in den 1980er Jahren etwa 67 Prozent der Bevölkerung zur mittleren Einkommensschicht, 62 Prozent im Jahr 2000, 54 Prozent im Jahr 2006.[16][17][13]“, https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelschicht).

Historisch: 1931: Großbritannien verlässt den Goldstandard, das Pfund Sterling wird freie Währung. (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/21._September)

Historisch:

Keep calm and carry on!

-tz 

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