Morning Briefing – 1. September 2020 – Wirtschaftsprüfungs-Special

Guten Morgen,

„Wirecard ist das Fukushima des Lobbyismus“ urteilte neulich die WiWo in Richtung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Nun ja, wie meine bisherigen Posts zu diesem Thema (allgemein hier und hier) zeigen, kommt diese Diskussion seit Enron (s. dazu nur die Sarbanes-Oxley Act) immer wieder hoch. So z.B. 2018 (hier).

Dementsprechend bin ich da etwas resigniert, was tatsächliche Änderungen zum besseren angeht. Aber nun ja, schaun mir mal:

Audit GB: https://www.heraldscotland.com/business_hq/17581399.competition-watchdog-calls-for-shake-up-of-audit-market/

https://www.nzz.ch/wirtschaft/pwc-kpmg-ey-deloitte-grossbritannien-will-umbau-ld.1476300

Nach den Skandalen um Carillion (bei mir hier) und BHS (hier), hatten die Briten im April 2018 zumindest eine Trennung von

Prüfung und Beratung angedacht / beschlossen. Ich hatte mir diese Snippets mal „auf Halde“ gelegt, um mir mal die Ergebnisse anzuschauen. Und hier sind sie:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/grossbritannien-bilanzpruefung-und-beratung-sollen-streng-getrennt-werden-a-031a8deb-52c7-43ff-9ef8-71757f52580f

https://www.reuters.com/article/britain-accounts/uk-watchdog-asks-top-accountancy-firms-to-ring-fence-auditing-idUSL5N2AR7XX

https://www.ft.com/content/10a77c5a-5260-11ea-8841-482eed0038b1

Und? Passiert ist nichts. Zwar liest sich der Spiegel-Artikel schon wie eine mittlere Vollzugshandlung, liest man aber die Meldungen von der Insel, dann sind die jetzt schon viel defensiver. Die Aufsichtsbehörde (CMA) fordert (macht Herr Söder ja auch dauernd), aber die die großen WP-Firmen blocken einfach.

Audit-D: https://www.wiwo.de/finanzen/steuern-recht/bilanzexperten-zum-fall-wirecard-die-haftungsgrenze-muss-raus/26075350.html

https://www.zeit.de/2020/32/wirtschaftspruefer-ey-wirecard-finanzmarkt-betrug/komplettansicht

https://www.finance-magazin.de/banking-berater/wirtschaftspruefer/wirecard-kommt-die-trennung-von-pruefung-und-beratung-2061171/

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/trotz-verwicklung-in-wirecard-skandal-bundesregierung-will-ey-weiterhin-oeffentliche-auftraege-ermoeglichen/26105042.html

Während die Zeit mal ganz gut aufzeigt, wie intransparent die „Big Four“ eigentlich agieren, wird in Deutschland zumindest gefordert, die Haftungsbegrenzung für WP’s aufzuheben (WiWo). Nur das Finance-Magazin wagt es, Minister Scholz zu zitieren und auch die Möglichkeite der Trennung von Prüfung und Beratung anzudeuten. Derweil kann die Bundesregierung ihre Finger nicht von EY lassen.

Fazit: Wenn man in die bisherigen Entwicklungen nach den Skandalen, beginnend mit Enron, verfolgt, dann lief immer das gleiche Spiel ab, blocken, verzögern und danach ausspielen. So wurde durch Sarbanes-Oxley den großen WP-Gesellschaften „verboten“, auch Rechtsberatung anzubieten. Da haben sie sich flux von ihren RA-Gesellschaften getrennt. Aber siehe da, ein paar Jahre später kamen sie alle wieder (Schauen Sie mal selber nach „[Big Four] & law“). Und genau so werden die Big Four die „Trennung“ in GB zunächst hinnehmen und später wieder aufweichen. Bis das Spiel mit dem nächsten Wirtschaftsskandal weitergeht….

Historisch: 1996: In Berlin erfolgt die Unternehmensgründung der Cargolifter AG, welche ein Transportluftschiff konstruieren und damit die Renaissance der Großluftschifffahrt einleiten will (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/1._September)

Keep calm and carry on!

-tz 

2 Gedanken zu „Morning Briefing – 1. September 2020 – Wirtschaftsprüfungs-Special“

  1. Die Politik spitzt immer wieder die Lippen, aber es folgt keine fröhliche Melodie. Altmeier’s Wirtschaftsprüfer-Aufsicht APAS soll schon seit Anfang August gegen E&Y (www.finanznachrichten.de – 3.8.2020) ermitteln. Aber die Big four werden ihr lukratives Geschäft nicht freiwillig aufgeben, und die Bundesregierung zahlt unverdrossen!

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