Nach dem letzten Carmageddon im Oktober 2019 (hier) hat sich die Lage im Automotive-Bereich nicht verbessert, im Gegenteil schlagen die Wirkungen der generell zurückgehenden Produktions- und Verkaufszahlen nun in Deutschland voll auf die Unternehmen durch. So wird Neue Halberg Guss stillgelegt und Schlemmer stellte noch vor Weihnachten einen Insolvenzantrag (s. dazu näher hier).
Auch wenn Deutschland besonders stark vom allgemeinen Abschwung und Strukturwandel in der Automobilindustrie getroffen ist, so ist dieser Trend nicht auf Deutschland beschränkt. Vielmehr dürfte der seit dem Rekordjahr 2017 (mit ca. 86 Mio. verkauften Einheiten) erfolgende Rückgang der weltweiten Autoverkäufe, die im Jahre 2019 nach ersten Schätzungen nur noch 78 Mio. betrugen, was einen Rückgang um 9% im Vergleich zum Vorjahr bedeuten würde (hier), tatsächlich einer der Treiber der globalen Wachstumsschwäche sein.
Selbst wenn der Autoabsatz in den USA im Jahre 2019 nur um 1,2% im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sein sollte, so zeigt doch ein Vergleich mit dem Jahr 2000, in dem – trotz damals niedriger Bevölkerungszahl (!) – mehr Autos verkauft wurden, wie gesättigt der US-Automarkt ist (hier). Auch ist das Thema der exorbitanten Verschuldung der US-Bevölkerung allein auf Grund von Automobilkrediten ist mittlerweile selbst in den deutschen Medien angekommen (hier). Schon auf Grund dieser Verschuldungslage ist nicht mit einem starken Wachstum des Autoabsatzes in den USA für 2020 zu rechnen.
Auf Grund der Rezession im US-Transportgewerbe (hier; was ja auch ein Rezessionsindikator ist), ging mit Celadon auch einer der größten US-Speditionen in die Insolvenz (hier). Dementsprechend sind die Auftragseingänge für neue LKW stark eingebrochen, wobei sich die Rückgänge in den letzten Monaten verringert haben (hier).
Derweil gingen die Verkaufszahlen in China im Dezember 2019 zum 18 Mal in den letzten 19 Monaten und dabei um 3,6% zurück; insgesamt wurden in 2019 damit 7,5% weniger Autos verkauft, als im Vorjahr. Für 2020 wird ein Rückgang um weitere 2% prognostiziert (hier). Somit könnte zumindest auf diesem Markt eine gewisse Plateaubildung einsetzen. Da die chinesische Zentralregierung allerdings im Sommer die Subventionen für Elektro-Autos drastisch gekürzt hat – und die Verkäufe dementsprechend einbrachen (hier) – dürfte auch diese Plateaubildung mit einigen Fragezeichen versehen sein.
Trotz der (nachfolgend besprochenen) guten Verkaufszahlen in Deutschland und im November (hier) dürften die Auto-Verkäufe in Europa in 2019 insgesamt weiter gesunken sein (hier), wobei aktuelle Zahlen noch nicht vorliegen.
Zum Rückgang der Wachstumsraten in Deutschland – und auch zu den gedämpften Aussichten für das kommende Jahr – dürften auch die schon oben besprochenen Probleme auch der deutschen Automobilindustrie beigetragen haben, sank doch ihre Produktion insgesamt um 9% auf den tiefsten Stand seit 23 Jahren (hier). Darüber können auch nicht die (Rekord-) Zahlen der Neuzulassungen in 2019 hinwegtäuschen, die zu einem Großteil auf Nachholeffekten nach Einführung des neuen Standards zur Verbrauchsmessung (WLTP) im Jahre 2018 beruhen dürften (hier). Für 2020 werden denn auch wieder zurückgehende Verkaufszahlen prognostiziert (hier).
Für 2020 werden denn auch wieder zurückgehende Verkaufszahlen prognostiziert (hier).
Die Wirkungen der generell zurückgehenden Produktions- und Verkaufszahlen schlagen mittlerweile auch auf die deutsche Automobilindustrie durch. Während auch große Zulieferer – wie oben an Hand der Beispiele von Leoni Schlemmer und NHG schon aufgezeigt – teilweise ums nackte Überleben kämpfen, die OEMs (noch) auf einen, wenn auch teils massiven, Personalabbau:
Wenn man über einzelne Marken spricht, dann ist insbesondere Opel hervorzuheben, das wahrscheinlich bei der Fusion von Fiat/Chrysler und PSA unter die Räder kommen wird (hier).
Eigentlich warte ich ja bei Tesla auf den „WeWork-Moment„, auch weil zwar die Verkaufszahlen (hier), weiterhin aber nicht die Umsätze (von Erträgen will hier ja keiner reden) unterirdisch sind (hier).
Fazit: der globale Automarkt befand sich im Jahre 2019 im freien Fall – es war ein Horrorjahr (hier). Die bange Frage ist nun, ob in 2020 zumindest eine Plateaubildung einsetzt, oder es noch weiter abwärts geht (von einem Aufschwung wagt man ja gar nicht mehr zu reden). Ich glaube eher nicht, aber lassen wir uns überraschen.