Guten Morgen,
Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Was anderes fällt mir dazu angesichts des Konjunkturpaketes der Bundesregierung eigentlich nicht mehr ein. Und: Frau „Merkel hält Paket für alternativlos„. Tja, das ist halt das Problem, wenn man sich in eine Einbahnstraße manövriert hat – es gehen einem die Optionen aus, wie jeder Sanierer weiß, der schon mal was von der „Krisenverlaufskurve“ gehört hat. Nehmen wir z.B. die Hilfen für die Kommunen. Ich kommentiere seit Jahren (hier) die schlechte Finanzierungslage der Kommunen – die eben gerade darauf beruht, dass der Bund (und auch die Länder) den Kommunen immer mehr Aufgaben aufbürdet, ohne die Gegenfinanzierung sicherzustellen. Auf Grund des Wegbrechens der Einnahmen aus der Gewerbesteuer im Zuge von Corona sieht es jetzt für die Kommunen ganz finster aus – eben, weil sie sich in guten Zeiten kein „Polster anfressen“ konnten, bzw. das auch nicht lohnte (s. nur hier). Jetzt nahm Herr Scholz Corona als Ausrede, um den Kommunen unter die Arme zu greifen (s. zuvor schon hier (unter „Kommunen“). Wie schrieb Lars Vollmer so schön: „Lasse sich retten wer kann!“ (Danke noch mal, Semir, für den Hinweis). Das fühlt sich für die Retter immer so schön an…
Passend zu dem kommenden Geldregen heute mal ein paar „flankierende Kollateraleffekte“:
Rating-Herabstufungen? Aber keine Bange, wird nicht zu einer Erhöhung der Finanzierungskosten führen – da ist die EZB vor! Wir könnten ja sonst ein paar Zombies aussortieren.
Unternehmenskäufe: https://www.wiwo.de/my/finanzen/boerse/zu-teuer-eingekaufte-firmen-die-blase-wird-platzen-und-zwar-laut/25855304.html
Rächt sich jetzt der M&A-Boom der vergangenen Jahre? Ne, eher werden die Bewertungsvorschriften angepasst.
Aktienrückkäufe: https://www.zerohedge.com/markets/buybacks-are-back-heres-who-repurchasing-most-stocks
Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland laufen aktuell noch Aktienrückkaufprogramme – auch Wirecard ist dabei (!).
Fazit: Ich hatte gestern die große Ehre, die deutsche Fahne in einem international besetzten Panel zu Fragen der aktuellen Situation und zukünftigen Entwicklungen im Bereich Restrukturierung und Sanierung hochhalten zu dürfen (hier). Normalerweise gilt bei so einer Veranstaltung ja dasselbe, wie derzeit bei Virologen: drei Experten, vier Meinungen. Selten habe ich aber in meiner Karriere so eine resignierte Übereinstimmung erlebt, wie in diesem Panel: Alle Experten waren sich einig, dass die Zombifizierung der (jeweiligen und globalen) Wirtschaft und der Staaten im Zuge der unglaublichen Rettungspakete stark zunehmen werden – die Institutionen werden sklerotisch, da können alle möglichen Coaches und Berater noch so viel von „Agilität“ und „Resilienz “ faseln. Im Endeffekt werden wirkliche Sanierungen auf den St. Nimmerleinstag verschoben – weil das Geld ja nur so reinregnet. Geschäftsmodelle werden weiter betrieben, obwohl sie längst tot sind. Das sieht nicht gut aus, für die Zukunft.
Historisch: 1928: Gustav Hartmann, der Eiserne Gustav, erreicht mit seiner Pferdekutsche Paris. Er protestiert mit der Fahrt gegen den Niedergang der Droschken durch Autos (Aus. https://de.wikipedia.org/wiki/4._Juni)
Keep calm and carry on!
-tz