Morning Briefing – 18. Januar 2022 – Arm & Reich – muss man „gönnen können“?

Guten Morgen,

So, heute mal im Anschluss an meine (häufigen) Diskussionen um Mittelstand & Mittelschicht (zuletzt hier) mal wieder die neuesten Erkenntnisse zu Arm & Reich (zuletzt hier):

Ärzte: https://plus.tagesspiegel.de/wirtschaft/neue-zahlen-des-gkv-wie-viel-verdienen-arzte-heute-327739.html

Ah, Ärzte verdienen ganz gut…

Erben: https://taz.de/Wenn-Milliarden-vererbt-werden/!5812574/

https://taz.de/Erbe-Antonis-Schwarz-ueber-Umverteilung/!5814347/

Fünf Prozent der Deutschen besitzen so viel wie der Rest. Das Erbschaftssteuersystem verstärkt die Ungleichheit. Wie lange kann das gutgehen?“  (taz)

Reichtum: https://www.zerohedge.com/markets/rolls-royce-records-phenomenal-year-rich-buy-luxury-vehicles

https://www.fluter.de/wie-viel-haben-superreiche

Wenn Luxuswagen-Hersteller, wie Rolls-Royce, mitten in der Pandemie Rekordabsätze vermelden, sollte einem das zu denken geben.  Aber diese Reichen müssen – wie der Fluter zeigt – nicht nur aus Erben oder Ärzten bestehen. Es können auch Internet-Unternehmer (oder Impfstoffentwickler) sein, deren Erfinder- und Unternehmergeist unzählige Menschen weiterbringt (und teilweise im wahrsten Sinne des Wortes das Leben rettet).

Armut: https://www.iwd.de/dossiers/arm-und-reich/

Rund jeder fünfte abhängig Beschäftigte in Deutschland ist Geringverdiener. Doch einem nicht unerheblichen Teil gelingt der Aufstieg in eine besser bezahlte Tätigkeit, wie eine neue IW-Studie zeigt.“ (iwd)

Oxfam: https://www.oxfam.org/en/research/inequality-kills

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/oxfam-bericht-zehn-reichste-menschen-weltweit-verdoppelten-waehrend-corona-ihr-vermoegen-a-72040744-b4f2-4f78-b382-cbba6b313450

https://www.welt.de/wirtschaft/article236287440/Vermoegen-der-zehn-reichsten-Maenner-waehrend-der-Pandemie-verdoppelt.html

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/oxfam-bericht-zu-reichtum-globale-ungleichheit-ist-wachsendes-problem-17734309.html?GEPC=s3

https://www.welt.de/wirtschaft/article236291245/Die-einen-verdienen-die-anderen-sterben-Oxfams-grosser-Umverteilungs-Irrtum.html

Die hier verlinkten Berichte und Kommentare zeigen ziemlich gut auf, was in der Diskussion falsch läuft: Zum einen die AKZEPTANZ, dass „Reiche“ – zumindest in Teilen ihr Vermögen in der Pandemie stark vermehren konnten (das verdrängen FAZ und Welt), dass aber nicht automatisch DER Kapitalismus daran schuld ist (wie Oxford suggeriert).

Gini-Koeffizient: http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?dataset=ilc_di12&lang=de

https://de.statista.com/infografik/26322/abweichung-des-gini-koeffizienten-vom-trend-in-deutschland/

https://www.welt.de/wirtschaft/plus236222872/Deutschland-ein-Unsozialstaat-Ploetzlich-stehen-wir-vor-dem-Gini-Raetsel.html

Der Gini-Koeffizient zeigt für Deutschland einen starken Anstieg (=Zeichen für steigende Ungleichheit, hier) im Jahresvergleich 2019/2020 auf.

Fazit: Zum einen sollte einen der Blick auf die hier versammelten Links den Unterschied zwischen Einkommen und Vermögen lehren. Ein Arzt wird, wenn er in den oberen Rängen seines Berufsstandes arbeitet, vielleicht die Chance haben, im Laufe seines Berufslebens ein Vermögen zusammenzuverdienen. Gleichwohl wird er häufig nicht an den Wert einiger oder sogar vieler ererbter Vermögen herankommen. Und noch viel weniger wahrscheinlich ist es, dass der- oder diejenige, die sich aus dem „Zirkel“ der Geringverdiener herausarbeiten, später über ein nennenswertes Vermögen verfügen. Damit haben sie nichts zu vererben. Und diese „Erwerbs- und Vermögensbiographien“ dürften sich jetzt so oft wiederholt haben, dass der Effekt sich – beschleunigt im Zweifel durch die Pandemie – im Gini-Koeffizienten auch für Deutschland niedergeschlagen haben (könnten). Der „Negierungsreflex“ dieser Schlüssigkeit durch die (konservativen) Blätter FAZ und Welt (der sich bei der Welt auch immer dann zeigt, wenn sich Indizien für das „Abschmelzen“ des Mittelstands ergeben, s. hier) zeugt eher von Scheuklappen-Mentalität, denn von unvoreingenommenem Journalismus.

Und ja, man wird – mit Oxfam – nicht umhin kommen, zu versuchen, dieser (wohlstands- und demokratiegefährdenden) Entwicklung mit  Steuern entgegen zu treten. Dabei sollte man allerdings nicht gleich den Kapitalismus mit abschaffen, vielmehr dürfte es um eine Begradigung der sich verschärfenden Ungleichheiten gehen, um die „Chancengerechtigkeit“ im Wirtschaftsleben (wieder) herzustellen.

Aber dann muss die (deutsche) Gesellschaft es auch – wohl entgegen Oxfam – hinnehmen, wenn nicht sogar fördern, dass Menschen aus eigenem Unternehmergeist immens reich werden. Ich jedenfalls gönne Özlem Türeci und Uğur Şahin (Gründer von Biontech) jede Milliarde. Weniger würde ich es ihren Kindern gönnen….

Spruch des Tages: „Reich ist, wer weiß, dass er genug hat“ – Laotse

Keep calm and carry on!

-tz 

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