Morning Briefing – 11. September 2020 – Warntag & Zahltag

Guten Morgen,

Ich weiß ja nicht, ob ich lachen oder weinen soll – nach dem gestrigen katastrophalen „Warntag“ (s. dazu hier): Wenn selbst das BMI den gestrige Aktion (nach drei Jahren Vorbereitungszeit!) als „Fehlschlag“ bezeichnet und nicht mal versucht, das eigene komplette und totale Versagen zumindest sprachlich zu kaschieren, dann ist eigentlich alles gesagt (s. auch hier).  Das Beste war noch der Tweet „Also, wir haben nix gehört.“ @gehoerlosenbund. Der Tweet veranschaulicht gut, dass man die aktuelle Lage echt nur noch mit (viel!) Humor meistern kann – die Lage ist mittlerweile hoffnungslos, aber nicht mehr ernst. Ich könnte ja jetzt auch noch einen Kalauer darüber bringen, dass die Bayern zu früh (hier)…., aber den können Sie sich ja selber zu Ende denken.

Eigentlich geht es heute aber um das Abschlusskapitel meiner kleinen Reihe zu Herrn „nur -5,8%“ Altmaier (s. einleitend hier). Nachdem ich mir die aktuellen wirtschaftlichen Eckdaten von Regionen, wie China (hier), den USA (hier), Großbritannien (hier) und Europa (hier) angeschaut und die Themenkomplexe „Währung“ und „Inflation“ (hier und hier), die Situation vieler Unternehmen („Zombies“, hier) und Banken („Zombies“?, hier) und den aktuellen Börsenhype (mit einem unbewusst schlüpfrigen Titel, hier) angeschaut habe, lehne ich mich mal gaaaanz weit aus dem Fenster und konstatiere: Wenn Herr Altmaier ganz viel Glück hat, dann könnte die Erholung bis zum Jahresende tatsächlich an ein „V“ erinnern, aber der rechte Strich wird nicht auf die Höhe des linken kommen.

Und das auch nur, wenn die Hilfsprogramme für die deutsche Wirtschaft einigermaßen greifen UND die befürchtete Insolvenzwelle nicht gar so heftig wird. ABER danach wird die Kurve sich vielleicht zu einem Wurzelzeichen entwickeln (wenn Herr A. ganz viel Glück hat!), wahrscheinlicher aber dürfte ein erneuter Absturz sein. Denn schon jetzt fällt das Auftragsplus in der deutschen Industrie schwächer aus, als erwartet (hier). Arbeitet man sich mal nur durch die zuvor von mir präsentierten Themenkomplexe durch, dann ist auch klar, warum.

Und ich stehe mit der Ansicht nicht alleine. Ich muss dafür noch nicht mal einen Blogger zitieren, die Steuerschätzer dieser Republik (sind immerhin beim BMF „angedockt“, hier) reichen völlig aus: Die drögen Zahlenreihen (hier) werden durch zahlreiche Medien plakativ gemacht: So sollen die Steuern bis 2021 um Euro 20 Mrd. (hier), bis 2024  bis Euro 30 Mrd. (hier) zurückgehen. Und, viel wichtiger: Das Vorkrisenniveau soll erst 2024 überhaupt wieder erreicht werden! Damit konterkarieren die Schätzer mal kurz (aber wahrscheinlich besser begründet) den Wirtschaftsminister. Wanna-be Kanzler Scholz will dann auch den Mangel gleich mal mit Euro 100 Mrd. neuer Schulden alleine in 2021 (hier) und Steuererhöhungen „für Reiche“ (hier) ausgleichen.

Ich rieche da so ein bisschen Panik im Regierungslager. Von selbst wird die Wirtschaft nicht oder zumindest nicht in (für Wahlen) absehbarer Zeit wieder auf das Vorkrisenniveau kommen, also sollen es „Rettungspakete“ richten. Das machen alle anderen auch so und bislang haben sie die Blasen am Aktienmarkt nur noch weiter aufgebläht (von Immobilien in Berlin wollen wir gleich gar nicht reden….). Über 2021 hinaus dürfte es sehr düster aussehen – selbst, wenn alles so weiter (aus der Pandemie heraus) aufwärts gehen sollte. Denn der Aufschwung wird noch viel teurer erkauft, als der nach der Finanzkrise. Und in nicht allzu ferner Zukunft wird uns dafür die Rechnung präsentiert werden. Wie beim Warntag.

Tweet des Tages: „Der Warntag 2020 wurde Ihnen präsentiert von der DB und Internet Explorer.“ @MoritzZergiebel

Genießen Sie das Wochenende

Keep calm and carry on!

-tz 

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