Guten Morgen,
Ist ja schön, Herr Kubicki, dass Sie als Rechtsanwalt JETZT mit einem Gutachten vortanzen, nach dem die Bundeskanzlerin in dieser Krise vielleicht nicht so ganz verfassungskonform agiert (hier). Können Sie mir mal sagen, wo Sie damit am 16. März 2020, als die weitreichenden Maßnahmen beschlossen wurden (hier), waren? Oder am 25. März 2020, als ja wahrscheinlich auch Sie der Selbstentmächtigung des Bundestages zugestimmt haben (hier)? Mein Rochus auf Herrn Spahn dürfte jedem meiner geneigten Leser hinreichend geläufig sein, aber bei der Person des Herrn Kubicki muss ich ihm ja schon zustimmen, wenn er meint, dass er alle die beneidet, die es schon immer besser gewusst haben. JETZT muss Herr Kubicki auch nicht mehr kommen – selbst das Hurrablatt der Deutschen Wirtschaft war schneller (hier).
Seit meinem letzten „Krankenhaus-Special“ am 3. April (hier) ist ja gefühlt schon wieder ein halbes Jahr rum. Grund genug, sich mal mit den neuesten Daten zu beschäftigen – schon weil Herr Spahn ja neulich erst mal zeigte, wie man sich bei Corona nicht verhält (hier):
Superspreader: https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-virus-wenn-aus-aerzten-superspreader-werden-a-f04010ee-75f6-4305-b3f5-6696be172413
Krankenhäuser als nationale / lokale Hotspots? Nach dem im letzten MB, in dem ich das Ernst-Bergmann Klinikum in Potsdam behandelte, dürfte so fernliegend nicht sein, aber auch nicht zwingend, wie der Test in Fulda zeigt.
Krankenhausbetten: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/fehlplanung-der-politik-in-den-kliniken-stehen-betten-leer-16725981.html
Leere Krankenhaus-Betten in diesen Zeiten? Kann ja wohl kaum sein, oder? Meint aber auch der Ärzte-Präsident und wendet sich ziemlich eindeutig gegen die Forderungen von Virologen, die Ausgangsbeschränkungen in vollem Umfang weiter aufrecht zu erhalten (hier). Und tatsächlich, folgt man dem sog. „Intensivregister„, einer Echtzeitaufstellung der „Aktuellen Belegungssituation intensivmedizinischer Bereiche der Krankenhaus-Standorte Deutschlands“, dann sieht die Belegungslage tatsächlich nicht so dramatisch aus. Zunächst.
Krankenhauswirtschaft: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/deutsche-krankenhaeuser-von-wegen-kaputtgespart-16731557.html
Mal ein etwas differenzierter Artikel. Aber zu denken gibt der Kommentar von Bernhard Marquardt unter dem Artikel („Sachverständigenrat“): „Wissenswert ist allerdings, dass Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung zugleich im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG sitzt, übrigens jahrelang neben einem gewissen Karl Lauterbach. Bertelsmann vertritt vehement die Forderung der Klinikkonzerne nach einer „Medizin aus einer Hand“, nämlich der Monopolbildung zu deren Gunsten einschl. deren MVZ.“ (s. zu Bertelsmann auch hier, oh man, das wollte ich eigentlich alles gar nicht wissen). Da wird einem doch so einiges klar – und die Frage ist, warum der Artikel oder die FAZ generell nicht auf solche persönlichen Seilschaften eingeht. Denn mit dem Wissen des Kommentars liest sich der Artikel möglicherweise auch als verdeckter Lobbyismus. Nicht gut.
Fazit: Die Gesundheit ist uns lieb und teuer. Und, man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass die Kosten nach Corona steil ansteigen werden – da ja jedes Pharmaunternehmen erklären wird, dass jetzt natürlich mehr Geld für Forschung ausgegeben werden müsse.
Unabhängig von der Frage des verdeckten Lobbyismus für Privatisierungen, etc. sollte aber klar sein, dass wir in Deutschland in der Krise genug Betten und genug Schutzausrüstungen zur Verfügung haben sollten. Außerhalb einer Krise könnte es ja tatsächlich auch sein, dass man die Bettenzahl reduzieren könnte. Möglicherweise kann und sollte man die halt als Notfallausrüstung einlagern (s. im letzten Spececial bei „Reservelazarette“ (hier)). Aber das würde ja – auch gerade im Hinblick auf die dann erforderlichen zusätzlichen „Bettenbediener“ ein Zivilschutzkonzept erfordern….
Historisch: 1948: Der Interzonenzugverkehr zwischen Berlin und den Westzonen wird auf sowjetische Weisung wegen angeblich „technischer Schwierigkeiten“ lahmgelegt. Er ist durch die später verhängte Berlin-Blockade bis zum 12. Mai 1949 unterbrochen (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/23._April)
Keep calm & carry on.
-tz