Morning Briefing – 14. Februar 2020 – Gesellschafts-Special

Guten Morgen,

Die Münchner Sicherheitskonferenz läuft – und geht im aktuellen Coronavirus fast unter. Dabei fallen dort wichtige Aussage, wie z.B. die des Leiters, Wolfgang Ischinger:

Wir müssen Abschied nehmen von der Vorstellung, dass es einen Weg zurück zur Zeit vor Trump gibt. Wenn wir im November einen demokratischen Präsidenten bekommen, erwarte ich auch keine Rückkehr zu transatlantischer Glückseligkeit. Wir erleben nicht erst seit Trump Ansätze zu einer etwas isolationistischeren Außenpolitik. Das muss ein Weckruf für uns sein.“ (hier und sogleich unten).

Derweil fordert „BDI-Präsident Dieter Kempf die Bundesregierung auf, Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehöre auch, die Exportwirtschaft militärisch zu schützen.“ (s. Handelsblatt, hier). Vor fast genau zehn Jahren „durfte“ der damalige Bundespräsident Horst Köhler für weit vorsichtigere Äußerungen in diese Richtung zurücktreten (s. hier). Heute sollte man ihn wohl eher als Propheten verehren… Und der BDI sollte sich mal fragen, was die deutsche Industrie so alles machen könnte, um die Bundeswehr wieder verteidigungsbereit zu bekommen. Vielleicht mal seetüchtige Schiffe liefern? Ok, statt mich aufzuregen, zitiere ich lieber (etwas pathetisch, zugegeben) JFK: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage, was du für dein Land tun kannst.“

Wo wir gerade so schön dabei sind, heute – sozusagen als Denkanstoß zum Wochenenden ein weiteres „Gesellschafts“-Special (zum letzten, s. hier).

Politik: https://www.achgut.com/artikel/merz_laschet_oder_spahn_darauf_kommt_es_nicht_mehr_an (Danke, Alex)

Guter Kommentar zum aktuellen Schaulaufen in der CDU – allerdings brauche auch ich, wie ein Leser unter dem Artikel zu Recht kommentiert, in meinem Leben keine „Experten“ mehr….

Intellektuelle: https://www.misesde.org/2020/02/die-arbeit-tun-die-anderen-helmut-schelskys-abrechnung-mit-der-priesterherrschaft-der-intellektuellen/

Ziemlich intellektueller Artikel gegen die „Herrschaft der Intellektuellen“. Und diametral zur obigen „Politikerklatsche“. Kann es sein, dass wir gleichzeitig zu wenige und zu viele Intellektuelle haben? Oder das wir nicht auf die richtigen Intellektuellen hören? Ich glaube, Herr Köhler ist ein Intellektueller, der nicht die gehört wurde – ich habe ihn vor zehn Jahren übrigens auch nicht ernst genommen….

Sicherheit: https://www.tagesspiegel.de/politik/wolfgang-ischinger-ueber-einseitige-abruestung-helmut-schmidt-wuerde-sich-im-grabe-umdrehen/25524518.html

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/wolfgang-ischinger-im-interview-es-muessen-nicht-gleich-bomben-fallen-a-76b0702e-f1cc-459e-b4e5-cdc05116fdbb

Nicht nur Helmut Schmidt dürfte sich derzeit im Grabe umdrehen – angesichts der unterkomplexen Herangehensweise, mit der sich z.B. ein BDI-Chef zu dieser Thematik äußert.

Fazit: Nicht nur, aber besonders deutlich, offenbart sich im Umgang mit der äußeren Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland (und möglicherweise auch der Sicherung ihrer wirtschaftlichen Interessen) seit Jahren die inkonsequente und inkonsistente Haltung der deutschen Politik. Es ist nicht damit getan, auf irgendwelchen Konferenzen Forderungen aufzustellen oder nicht vorhandene Truppen zu versprechen. Diejenigen, die Verantwortung übernehmen wollen, sollten sich, wie z.B. ein General Trull anlässlich seiner Verabschiedung 2005 bereits aufzeigte (hier), klar machen, dass es sehr lange dauern wird, bis sich eine Armee wieder in einen einsatzfähigen Status bringen lässt (Minute 7:14: „Diese Verbände kann man mit einem Federstrich auflösen, aber man wird zehn Jahre und mehr brauchen, um sie wieder aufzustellen“). Ähnliche Erwägungen dürften für alternative Energien, Alternative Mobilitätskonzepte oder auch die Digitalisierung gelten. Und da sehe ich derzeit keine „klugen Köpfe“, die diese Zeitläufte bei ihren Plänen berücksichtigen.

Historisch: 1967: Auf Initiative des deutschen Bundeswirtschaftsministers Karl Schiller (SPD) treten erstmals Vertreter der Regierung, der Gebietskörperschaften, der Gewerkschaften, der Arbeitgeber- und der Unternehmerverbände zu einer konzertierten Aktion zur Überwindung der Wirtschaftskrise zusammen (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/14._Februar)

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag und ein nachdenkliches Wochenende!

Viele Grüsse,  

-tz 

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