Morning Briefing 9. Januar 2020 – Cum Ex // Umsatzsteuer // AWO

Guten Morgen,

Schaut man sich die bisher verhaltene Reaktion von Herrn Trump zu den Revanche-Schlägen des Iran an (hier), dann scheint vieles auf eine zumindest zwischenzeitliche Entspannung in diesem Konflikt hinzudeuten. Der DAX erreichte am Morgen denn auch ein Zwei-Jahres-Hoch (hier).

Dagegen stehen die Zeichen im „Cyber-Raum“ wohl eher auf Sturm, wie der neuerliche Angriff auf deutsche Banken zeigt (hier; im MB gestern (hier) hatte ich auch schon auf einen Angriff verwiesen). Machen wir uns nichts vor, bei einem längeren durch ein IT-Problem ausgelösten Stillstand im Bankenwesen dürften die wirtschaftlichen Auswirkungen enorm sein.

Heute gleichwohl kein weiteres „Cyber-Special“, sondern ein verdecktes „Wirtschaftskriminalitäts-Special“:

Cum Ex: https://www.juve.de/nachrichten/verfahren/2019/12/cum-ex-prozess-flick-gocke-mandantin-m-m-warburg-will-gewinne-zurueck-zahlen

https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-12-17/three-london-bankers-face-germany-s-second-cum-ex-trial

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/steuerskandal-cum-ex-skandal-landgericht-wiesbaden-laesst-anklage-gegen-hanno-berger-zu/25342608.html

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/cum-ex/interview-zur-westlb-walter-borjans-verantwortlich-fuer-die-cum-ex-geschaefte-ist-ein-management-im-renditerausch/25319646.html

Jetzt geht es Schlag auf Schlag….

Aber immer noch hat dieser Skandal keine politischen Auswirkungen – die vormaligen Finanzminister Steinbrück und Schäuble waschen ihre Hände in Unschuld und „NoWaBo“ kann ohne resolute Fragen des HB die Schuld auf die „geldgierigen Banker“ schieben…..

Umsatzsteuer: https://www.welt.de/wirtschaft/article204845426/Handelsueberschuss-Europas-Milliarden-Problem-mit-dem-Mehrwertsteuerbetrug.html

Ist ja schon cool, dass die Bundesregierung eine Bon-Pflicht im deutschen Einzelhandel einführt, um den Umsatzsteuerbetrug einzudämmen und dann in den Kommentaren unter dem Artikel freimütig die „Geschäftsmodelle“ geteilt werden, nach denen der Umsatzsteuerbetrug wohl „eigentlich“ funktioniert: Entweder über Importe aus China (hier; die sich die Finanzbehörden aber wohl gerade vorknöpfen) oder über den Autohandel. Aber ich glaube, dass da zum einen die Statistik nicht stimmig ist (so auch in den Kommentaren zu lesen), dass aber daneben auch große Fische im Stile von Cum Ex irgendwelche jetzt noch nicht erkannten Schlupflöcher nutzen. Machen wir es uns also auf der Couch gemütlich und warten auf den nächsten „Skandal“….

AWO: https://www.welt.de/politik/deutschland/article204271720/Filz-Vorwuerfe-Wenn-der-Sohn-der-hoch-bezahlten-Awo-Chefin-einfach-ihren-Posten-uebernimmt.html

Aber vielleicht sollten wir ja auch alle mal vor unserer eigenen Hütte nachsehen. Ich räume gerade in einem Sportverein auf, in dem sich der Vorstand vergleichbar nette „Gutzele“ gegönnt hat. Der Frankfurter Fall der AWO dürfte deswegen leider auch kein Einzelfall sein.

Fazit: Die vorliegenden Fälle von großer und kleiner Kriminalität gehören natürlich vernünftig aufgearbeitet. Und vielleicht sind auch mal Gesetzesänderungen nötig. Der AWO-Fall macht aber deutlich, dass auch noch so viel „Compliance“ nichts nützt, wenn Menschen kriminelle Energie entwickeln UND das Umfeld dazu schweigt. Bei der AWO, aber auch bei den in den Cum Ex-Skandal verwickelten Unternehmen und Kanzleien hätte ein starkes, ethisch geprägtes Rückgrat  besser zu Gesicht gestanden. Hoffen wir mal, dass sich irgendwann wieder so etwas wie der „ehrbare Kaufmann“ durchsetzt. Vielleicht taucht ja auch mal wieder ein Shakleton auf ;-))))

Historisch: 1909: Auf Grund mangelnden Proviants muss die britische Polarexpedition unter Ernest Shackleton rund 180 km vom Südpol entfernt in der Antarktis umkehren (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/9._Januar)

Ich wünsche einen guten Start in den Tag!

Viele Grüsse,  

-tz 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert