Morning Briefing 15. August 2019 – Politik // Grüne Wirtschaftspolitik // Industriepolitik

Guten Morgen,

Na, die Zwischenrally nach Herrn Trumps Entscheidung, einige Zollerhöhungen noch nicht am 1. September 2019 in Kraft zu setzen (hier) hat ja nicht so richtig lange vorgehalten: Prägnant fasst Mr. El-Erian zusammen: „Alle drei großen US-Börsenindizies haben mehr als 3% verloren (hier). Das dürfte aber auch daran liegen, dass die Zinskurven der zwei- und zehnjährigen US Staatsanleihen gestern invertiert sind (oder haben?), ein untrügliches Rezessionssignal (hier). Der Dax hat sich gestern zwar nach zwischenzeitlichen Verlusten von über 2,2% wieder etwas „berappelt“, ist aber schlussendlich dann doch mit immer noch -2,19% aus dem Handel gegangen. Diese Ausgangslage lässt nichts Gutes für den heutigen Handelstag erwarten. Während in China scheinbar schon wieder das „National Team“ den Shanghai Composite stützt, der nähert sich gerade von unten der null an, hier), notiert der Nikkei aktuell mit knapp -1,30% gegenüber dem Vortagesschluss.

Warum schreibe ich Ihnen das? Nur ein anderer (schlechter) Börsentag? Nein, ich denke nicht. Gut möglich, dass der 14. August 2019 später als Pendant zum 9. August 2007 – dem Beginn der damaligen Finanzkrise – festgehalten wird. Denn, die Tatsache, dass die Zinskurven der kurz- und langfristigen Anleihen invertieren, ist ja nur eine Folge davon, dass die Anleger den schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft (eben den bislang so vernachlässigten „Fundamentals“; s. zu Deutschland hier) mehr Gewicht beimessen, als Zinssenkungen der Fed oder Entspannungssignalen im Handelsstreit. Das durch die Inversion gesendete Signal ist gestern zumindest bei den US-Börsen mit durchschlagender Wirkung angekommen. Innerhalb eines Monats hat der Dow Jones (bei einer hohen Volatilität) nun 6,77% verloren (hier). Geht der Ausverkauf weiter, droht ein Bärenmarkt. Schlechte „Fundamentals“, eine invertierte Anleihe-Zinskurve und ein Bärenmarkt wären aber genau das Krisenszenario, was die Zentralbanken seit Jahren mit gigantischen Geldmengen abzuwenden versuchen. Gelingt ihnen das nicht, ist das Ergebnis der kommenden „Korrektur“ gar nicht mehr seriös abschätzbar. Diese Gedanken werden etlichen Zentralbankern auch gerade durch den Kopf gehen – und sie werden sich sehr genau anschauen, ob der „Interbanken-Markt“ noch liquide ist (woran Zweifel bestehen könnten, hier).

Deswegen gehe ich davon aus, dass heute das (führungslose) US Plunge-Protection Team (PPT) versuchen wird, den Markt zu stabilisieren (wenn nicht eine Bären-Rally abläuft) und dass US-Fed-Chef Mr. Powell sehr schnell neue Zinssenkungen und ähnliches verkünden wird. Greifen weder PPT noch die Fed ein, dann dürfte das als Signal gewertet werden, dass man „die Märkte laufen lassen will“ – dann dürften erhebliche Korrekturen drohen. Es bleibt also spannend.

Und, wie stemmt sich Deutschland gegen den drohenden Crash? Nicht sehr gut, muss man sagen:

Politik: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/union-und-spd-unter-druck-wie-die-volksparteien-ihren-niedergang-selbst-beschleunigen/24875002.html

Sehr guter allgemeiner Kommentar zum derzeitigen unterirdischen Politikstil, extrem gelungen finde ich „fortgeschrittene Floskelitis“.

Grüne Wirtschaftspolitik: https://www.publicomag.com/2019/08/tornado-in-der-villa-kunterbunt/ (Danke Alex)

Nun, ja, auch wenn man Frau Baerbock nicht an einem Versprecher („Kobold„) messen sollte, so lässt die Analyse ihrer Ansichten zur Wirtschaft doch tief blicken.

Industriepolitik: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/industriepolitik-jetzt-aber-richtig-der-weg-in-die-unfreiheit-ist-offensichtlich/

Aber ich will mich hier nicht aufs Grünen-Bashing einschießen. Die CDU/CSU kann es nicht besser, wie eine Analyse von Herrn Altmaiers (das ist übrigens „unser“ Wirtschaftsminister) angestrebter Industriepolitik zeigt. „DDR 2.0“ mag derzeit noch etwas extrem klingen – aber nach den Exzessen der neo-liberalen Wirtschaftspolitik schlägt das Pendel jetzt gerade mit Hypergeschwindigkeit zurück. Hoffen wir, dass das Auspendeln nicht allzu lange dauert. Schon starker Tobak, wenn der Chef von Gesamtmetall die Ablösung von Herrn Altmaier forderte (hier), aber es zeigt, wie weit Herr Altmaier sich von den Unternehmern zu entfernt haben scheint.

Fazit: Läuft, zwar rückwärts und bergauf, aber läuft… (Sarkasmus aus).

Historisch: 1971: Der US-amerikanische Präsident Richard Nixon erklärt in einer Rundfunk- und Fernsehansprache die Konvertibilität des US-Dollars in Gold für beendet (aus: https://de.wikipedia.org/wiki/15._August)

Ich wünsche einen guten Start in den Tag!

Viele Grüsse,  

-tz 

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