Das Kind hat einen Namen: Crack-up Boom

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Heute übersandte mir einer meiner Geschäftspartner den Link zu einem Artikel, der mir dann doch leicht den Start in den Tag verdarb. Beim Lesen der Überschrift dachte ich zunächst, besagter Geschäftspartner wäre mangels Restrukturierungsmandate im Drogenhandel gelandet.

Aber, weit gefehlt, besagter Artikel hatte nämlich nichts mit der Droge Crack zu tun, sondern mit einer speziellen Form der Hausse, nämlich der sog. „Katastrophenhausse“ (auf englisch eben „Crack-up Boom“). Wie sich bei der anschließenden Lektüre herausstellte, wahrscheinlich der passende Name für den eigentlich nicht erklärbaren aktuellen Börsenboom.

„Entdeckt“ wurde dieses volkswirtschaftliche Phänomen von keinem geringeren als Ludwig von Mises, einem durchaus bekannten Vertreter der sog. österreichischen Schule. Auf Grund der Beobachtung des Aktienindex des Statistischen Reichsamtes vor und während der Hyperinflation in Deutschland rund um 1923 vertrat er die Auffassung, dass sich der damalige Aktienboom lediglich aus der Angst vor dem Wertverlust des Papiergeldes gespeist habe.

Übertragen auf die heutige Zeit behauptet nun der US-amerikanische Wirtschaftsprofessor Jay Zawatsky (nicht Kawatsky, wie im oben verlinkten Artikel fälschlicher Weise geschrieben), dass der derzeitige Boom sich aus der Angst vor dem Wertverlust speise und durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken zusätzlich vestärkt werde. Seine Aussage: „Wenn die Inflation höher als das Zinsniveau ist, erzielen Investoren einen negativen Realzins. Insbesondere große institutionelle Investoren beginnen dann, ihre großen Bestände an Anleihen zu verkaufen und den Erlös in Aktien zu investieren.“ Das dürfte der berüchtigte „Search for Yield“ sein, von dem man aktuell angesichts der Niedrigzinsphase immer wieder liest. „Hierdurch“, so Zawatsky weiter, „trifft viel Geld auf ein begrenztes Angebot an Aktien, weswegen deren Kurse sehr stark steigen – auch bei schlechten fundamentalen Aussichten. Die Katastrophenhausse leitet die letzte Phase eines Papiergeldsystems ein. Am Ende des Booms kann der bankrotte Staat nur noch eine Währungsreform durchführen.“

Hört sich für mich alles ziemlich schlüssig – und damit beängstigend – an, zumal schon zumindest ein historisches Beispiel für diesen Prozess existiert: die gefürchtete Hyperinflation 1923. Bleibt die Frage, was nun das Ende der aktuellen Katastrophenhausse einleiten könnte. Die Hyperinflation 1923 stellte lediglich den Endpunkt einer mit Kriegsbeginn 1914 begonnen Verschuldungswelle dar. Als das den Crash auslösende Ereignis (Tipping Point?) wird die Besetzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen angesehen, weswegen der Kohlenachschub im restlichen Land ausblieb,  woraus wiederum ein rapider Vertrauensverlust der Bevölkerung resultierte (so Wikipedia, SPON). Wenn man berücksichtigt, dass auf die Einführung des Euro regelrechte Verschuldungsorgien gerade in den südlichen Euro-Staaten folgten, dann ist ein Vergleich mit 1923 so abwegig nicht.

Können wir den Tipping Point also noch vermeiden? „So lange noch Markteilnehmer glauben, dass die Preise wieder fallen werden“, wird von Mises an anderer Stelle zitiert, „sei es für die Regierung noch nicht zu spät, von ihrer inflationären Politik abzulassen.“ Hm, „Preise fallen“, das war doch das andere Teufelsding, namens „Deflation„, oder? Das weitere Nachdenken über dieses „Pest oder Cholera“-Problem kann einem schon mal den Start in den Tag vermiesen…

3 Gedanken zu „Das Kind hat einen Namen: Crack-up Boom“

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