Morning Briefing – 6. November 2019 – Zinskurve // Leveraged Loans // Subprime

Guten Morgen,

Jetzt sind die Dämme scheinbar gebrochen – und zwar in beide Richtungen: Während der DAX sich Richtung 14.000 Punkte aufmacht, kommen die Kommentatoren nunmehr mit dem Malen von Krisenszenarien gar nicht mehr hinterher: Ob „Uns droht die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten“ oder „Deutschland bekommt einen Abschwung, wie ihn das Land noch nie erlebt hat“ (Danke, nst) – die Schlagzeilen sind jedenfalls drastisch (der zweite Artikel ist aber eher positiv, von daher passt die Überschrift nicht so ganz). Fest steht, Deutschland wird im 3. Quartal 2019 in eine „technische Rezession“ gerutscht sein. Die (auch psychologisch) wichtige Frage ist, ob das Gesamtjahr noch positiv bleibt (was ich nicht glaube) und ob 2020 tatsächlich schon gleich alles wieder besser wird (was ich bezweifele, aber nicht ausschließen würde). Gerade die (gleich unten näher dargestellten) Entwicklungen am US-Kapitalmarkt geben mir zu denken.

Heute mal wieder ein eher schlecht verkapptes „US-Kapitalmarkt-Special“:

Zinskurve: https://wolfstreet.com/2019/11/05/treasury-yield-curve-un-inverts-10-year-yield-spikes-middle-age-sag-disappears/

Aha, die Zinskurven von zwei- und zehnjährigen US-Bundesanleihen haben sich wieder normalisiert, sprich, sind nicht mehr invers. Gute Erläuterungen dazu von Wolf, der die Zinssenkungen der Fed in der letzten Zeit eben auch mit dem Ziel erklärt, diese Inversion zu beheben. Ziel erreicht. Um die Frage eines Kommentators aufzunehmen: Was bedeutet das aber jetzt? Ist die Rezession verschoben? Erklärt das die Börsen-Rally der letzten Tage?

Leveraged Loans: https://www.zerohedge.com/markets/loan-market-starting-freeze-again-there-growing-risk-credit-accidents

Ah, während im Anleihebereich (wie neulich berichtet, hier) die Herabstufungen von Unternehmen in den Ratings noch überschaubar sind, nimmt das Debakel im Markt für Schulden für hochverschuldete Unternehmen (nichts anderes bedeutet der Euphemismus „Leveraged Loan“) seinen Lauf. Nach dem Platzen der IPO-Blase nun der nächste Knall?

Subprime: https://www.zerohedge.com/markets/mortgage-market-reopens-subprime-borrowers

Jawoll, das letzte Puzzle-Stück für die nächste Finanzkrise, da ist es endlich: Subprime Darlehen für den Hauskauf von Menschen, die sich kein Haus leisten können. Wow, aber: „This time, it’s (really) different!?!“ Allerdings, ist es (noch) wirklich: Das Gesamtvolumen dieses Marktes ist mit USD 27 Mrd. nämlich noch sehr klein, gerade verglichen mit den 1,8 Billionen (!) zu Beginn der letzten Finanzkrise. Interessanter als das Volumen ist denn auch eher die Haltung der Wall Street – solche „Produkte“ überhaupt wieder anzubieten. „Dreist“ wäre da so ein Wort, was mir in den Sinn kommt.

Historisch: 1931: In der deutschen Bankenkrise werden durch eine Notverordnung des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Sparkassen mit der Rechtsform Anstalt des öffentlichen Rechts ausgestaltet. Ihr Vermögen ist vom – zumeist kommunalen – Gewährträger zu trennen, das Institut darf ihm nur begrenzt Kommunalkredit gewähren (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/6._November)

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag!

Viele Grüsse,  

-tz 

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