Morning Briefing – 25. Oktober 2019 – „Banken-Special“

Guten Morgen,

MEINE FRESSE: Gestern noch hatte ich es als „irre“ bezeichnet, dass die Fed jeweils USD 120 Mrd. über Nacht als Überbrückungsfaszilität dem Interbankenmarkt zur Verfügung stellt – nur um dann zu lesen, dass es letzte Nacht tatsächlich USD 134 Mrd. waren (hier)! Auch angesichts der Tatsache, dass die Fed damals (vor etwas mehr als einem Monat!) von der „Austrocknung“ des Interbanken-Marktes überrascht wurde (hier) sollten wir uns alle darüber im Klaren sein, dass die Zentralbanker NICHTS im Griff haben – und wir gerade am Rand des Vulkans tanzen. Ja, ich weiß, Sie verdrehen die Augen und denken, DER schon wieder. Aber lesen Sie unten einfach weiter….

Seit meinem letzten (verkappten) Bankenspecial (hier) ist ja schon einige Zeit vergangen – und die auf Grund des Absturzes des „EuroStoxx Banks„ – damals befürchtete Kernschmelze des europäischen Bankensystems hat (bislang) nicht stattgefunden. Trotz zwischenzeitlicher weiterer Zinssenkungen des gestern in den (wohlverdienten?) Ruhestand verabschiedeten M. Draghi (hier und hier) hat sich der Banken-Index seit seinem Tief wieder erholt. Die Frage ist halt auch hier, ob das auf einer Erholung der „Fundamentals“ oder doch eher auf „Gesundbeten“ beruht. Nicht nur angesichts der offensichtlichen Verunsicherung im us-amerikanischen Interbanken-Markt, sondern auch wegen der nachfolgenden Snippets würde ich eher auf letzteres tippen.

Banken: https://www.zerohedge.com/markets/late-cycle-woes-next-crisis-could-wipe-out-half-worlds-banks-mckinsey

https://www.mckinsey.com/~/media/mckinsey/industries/financial%20services/our%20insights/global%20banking%20annual%20review%202019%20the%20last%20pit%20stop%20time%20for%20bold%20late%20cycle%20moves/mckinsey-global-banking-annual-review-2019.ashx

Also, man muss McK ja nicht mögen, aber der Bericht ist schon krass (und ich halte ihn für realistisch). Wenn es also stimmt, dass 60% (!) der Banken weltweit der nächsten Krise nicht aus eigener Kraft standhalten werden, dann können wir uns auf eine neue Welt einstellen. Und da wird es nicht nur um die Rettung der Deutschen Bank gehen.

Leveraged Loans: https://www.zerohedge.com/markets/banks-stuck-billions-risky-leveraged-loans-investors-flee-credit-markets

Bereits gestern hatte ich ja über erste „Risse“ im Markt für Leveraged Loans geschrieben (hier). Und jetzt scheint auch klar zu sein, warum: Die Banken können diese Darlehen nicht mehr an „Investoren“ weiterreichen – die scheinen sich nämlich gerade aus diesem Markt zu verabschieden. Ach übrigens: Die letzte Finanzkrise wurde so richtig beschleunigt, als die gut geölte Maschinerie der „Verbriefung“ von Hypothekenforderungen durch die Banken – und der anschließende Verkauf an „Investoren“ ins Stocken geriet….

M&A: https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2019/10/ma-markt-kommt-jetzt-die-grosse-flaute

https://www.finance-magazin.de/deals/ma/drohender-abschwung-stoert-ma-markt-2047311/

https://www.zerohedge.com/markets/next-big-seller-are-chinese-firms-looking-offload-western-companies

Der M&A-Markt als traditionelle Einnahmequelle der Investmentbanker lahmt – auch kein gutes Zeichen…

NPL: https://www.reuters.com/article/us-france-banks-deleveraging/french-banks-to-step-up-bad-loan-sales-as-regulation-bites-deloitte-idUSKBN1X00AM

Aber: Die EZB scheint auch was tun zu wollen, um den Banken-Crash abzuwenden…

Fazit: Der die Fed überraschende Kollaps am Interbanken-Markt ist eigentlich nur das Symptom für einen maroden Banken-Sektor (wie McK aufzeigt). Möglicherweise gehen die aktuellen Finanzierungsprobleme tatsächlich schon auf Probleme am Markt für Leveraged Loans zurück. Aber auch der zurückgehende M&A-Markt dürfte an den Umsätzen der Banken zehren. Ob es da hilft, dass die EZB nun versucht, die Banken zu zwingen, NPL’s abzustoßen, bleibt abzuwarten. Im Endeffekt dürfte das aber sowieso nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein – der bekanntlich nicht höhlt. Damit dürfte die Erholung des „EuroStoxx Banks„ eher kurzfristiger Natur sein – und er dürfte im nächsten Jahr neue Tiefststände erreichen.

Historisch: 1929: Am „Schwarzen Freitag“ setzen sich an der New Yorker Börse die außergewöhnlichen Kursverluste des Vortages fort (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/25._Oktober)

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag und schon mal ein schönes Wochenende!

Viele Grüsse,  

-tz 

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