Unter diesem Titel hatte ich Gelegenheit, im Rahmen einer Key-Note anläßlich des Sommerforums des Corporate Finance Institut Wildau e.V. am 19. September 2019 zur potentiellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft im Jahre 2020 Stellung zu nehmen.
Zum Zeitpunkt der Themenfestlegung sah die Wirtschaftslage allgemein noch gar nicht so dunkel aus, wie sie sich dann Mitte September abzeichnete – deswegen wirkt der Titel mittlerweile eher schon optimistisch. Wiederum ausgehend von meiner (sich mehr und mehr erfüllenden) Jahresprognose („2019 – Cassandras Blick in die Glaskugel“, näheres hier) habe ich zunächst in groben Zügen den aktuellen Stand der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands skizziert. Schon der ist – wie mittlerweile auch medial verbreitet – nicht gerade rosig.
Im Anschluss daran versuchte ich mich an einer ersten Prognose für die Entwicklung in 2020, wobei ich davon ausgehe, dass die deutsche Wirtschaft mit einer (milden) Rezession von lediglich -0,4% noch ganz gut bedient sein dürfte, da eine Bodenbildung bislang nicht absehbar ist. Auch an Hand einiger Mega-Trends („Financialisation“ und „Digitalisierung“) konnte ich abschließend noch die Risiken für das Basisszenario aufzeigen: vor dem Hintergrund der aktuellen Liquiditätskrise zumindest US-amerikanischer Banken (s. näher hier und hier unter dem Stichwort „Repo“) besteht aktuell das Risiko, dass eine oder mehrere der bekannten (Schulden-) „Blasen“ platzen und damit aus einer milden Rezession ein wirklicher Crash werden könnte.
Die Key-Note gipfelte in folgenden Thesen für 2020:
– Die nächste Rezession läuft schon – im Zweifel seit einem Jahr.
– Die Dauer der Rezession, wie auch ihre Tiefe wird abhängen vom Einfluss der Zentralbanken, der chinesischen Entwicklungskraft und den Entwicklungen in den verschiedenen Krisenherden.
– Als stark exportorientierte Nation wir Deutschland von der globalen wirtschaftlichen Abkühlung stärker betroffen sein, als andere Nationen.
– Gleichzeitig werden ihr die monetären Maßnahmen der Zentralbanken eher schaden, als nutzen.
– In einem Best-Case Szenario dürfte sich das Wachstum in Deutschland in 2020 um den Nullpunkt bewegen, in einem Worst-Case droht ein mit 2009 vergleichbarer Rückgang des BIP, also bis zu -5,6%.
– Die Politik wird von dieser Krise (wie immer) überrascht werden und zu spät reagieren – sie ist jetzt schon zu spät.
– Was können Sie tun: Beobachten und: Cash! Cash! Cash! Is King!
– Über 2020 hinaus wird sich der Trend zur De-Globalisierung verstärken.
– Daraus folgt, dass „Supply Chains“ sich ändern werden – darin kann auch eine Chance liegen.
Abschließend kann ich mich nur beim CFIW – dort insbesondere bei Herrn Prof. Dr. Brunsch, Herrn WP Hansen und Frau Uhlig – für die freundliche Einladung und Gelegenheit, erneut zu diesem Thema referieren zu dürfen, bedanken. Ich hoffe, ich konnte einige Anregungen für die eigene Unternehmensplanung!
Falls auch Sie eine erste Prognose 2020 als Grundlage Ihrer Unternehmensplanung haben wollen: einfach eine mail an info@legonomics.de senden.
Lieber Herr Beissenhirtz,
Neben der „cash is king!“ Devise, die allerdings beim Verhalten der meisten Bankhäuser eher ungehört verpuffen dürfte, ist der „zieh dir die Laufschuhe an“ Imperativ wohl das Motto dieser Zeit. Nicht um der rezessiven Tendenz davonzulaufen, sondern um, wenn nicht mehr auf der Konjunkturwelle gesurft werden kann, schneller als der Wettbewerber zu sein. Wir gehen wieder einem stärkeren Verdrängungswettbewerb entgegen.
Ihr
Ulrich Rütten
Hallo Herr Rütten,
stimmt, der Verdrängungswettbewerb wird auf allen Ebenen noch mehr anziehen. Wobei er ja im Einzelhandel schon seit einiger Zeit läuft. Das fällt nur als Wettbewerb nicht so auf, weil der Internet-Kauf ja ganz anders abläuft, als der Kauf im Laden. Die Frage ist, ob irgendwann der Wettbewerb zwischen Amazon und Zalando irgendwie zu spüren sein wird. Im Automobilbau werden einige Hersteller den Wettbewerb mit den erstarkenden Chinesen auch nicht überleben.
Viele Grüße,
-tz