Morning Briefing – 17. September 2019 – Financialisation // Zölle // Publikumsbeschimpfung // Shareholder Value

Guten Morgen,

Während die Börsen weltweit den gestrigen „Ölpreisschock“ ganz gut weggesteckt zu haben scheinen, ist der Shanghai Composite Börsenindex heute mit -1,75% doch auf ziemliche Talfahrt gegangen. Ob es daran liegt, dass sich das Wirtschaftswachstum im Land der Mitte im August auf „nur noch“ 4,4% und damit den schwächsten Stand seit 17 Jahren verringerte? Der Ölpreis fällt zumindest zu Beginn des Tages wieder (hier). Aber nicht ganz zu Unrecht mahnt Zerohedge: „If You Think The Price Of Oil Is Skyrocketing Now, Just Wait Until The War Starts…

Heute mal ein wilder Mix aus (potentiellen) Trends, die das Zeug haben könnten, die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen:

Financialisation: https://wolfstreet.com/2019/09/06/service-revenue-growth-finance-insurance-the-biggest-grows-fastest/

Wolf arbeitet gut heraus, dass der Finanzsektor mittlerweile einen überproportional großen Anteil am US-BIP ausmacht, dementsprechend schreitet die Financialisation der US-Wirtschaft auch ungehindert voran. Die Frage ist aber, ob das nachhaltig ist.

Zölle: https://www.zerohedge.com/markets/trump-preparing-hit-eu-billions-tariffs-politico

Das wäre ja timing – zusätzlich zu steigenden Ölpreisen noch ein paar Strafzölle gegen die Europäer. Dann kann man davon ausgehen, dass die Rezession ein lange gesehener Gast in deutschen Wirtschaftsstuben sein wird…

Publikumsbeschimpfung: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/fratzscher-jeder-von-uns-hat-von-der-geldpolitik-und-dem-euro-profitiert/

Sehr guter Kommentar zur aktuellen Verdrehung von Ursache und Wirkung durch Herrn Fratscher. Durch das ständige Lamentieren, wie wir doch alle von der Geldpolitik der EZB profitiert haben, wird die Behauptung auch nicht wahrer. Die weitere Argumentation von Herrn Fratscher nach dem Platzen der diversen Blasen dürfte interessant werden.

Shareholder Value: https://www.handelszeitung.ch/invest/weshalb-die-chefs-die-aktionare-herabstufen-wollen

Mal ein alternativer – und deswegen interessanter – Blick auf die Motive hinter dem Aufruf von US-CEO’s, es doch mal gut sein zu lassen mit dem Shareholder Value. Wie schon im August kommentiert (hier), kommen mir bei den Unterzeichnern der Erklärung sowieso nicht gerade Worte, wie „integer“ oder „authentisch“ in den Sinn. Dieser Kommentar stützt die Vermutung.

Historisch: 2008: Als Folge der herrschenden Panik im Zuge der Finanzkrise steigt der Goldpreis im New Yorker Handel steil von 784 auf 863 US-Dollar pro Unze an, während es weltweit zu weiteren massiven Einbrüchen an den Börsen kommt obwohl sich die Notenbanken weltweit um eine Eindämmung der Krise bemühen. So hat in der Nacht zuvor die US-amerikanische Fed dem vor wenigen Monaten noch weltgrößten Versicherungskonzern American International Group ein Darlehen von 85 Milliarden Dollar gewährt und ihn im Gegenzug zu 79,9 Prozent übernommen und damit quasi verstaatlicht, um ihn vor der Insolvenz zu retten (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/17._September)

Starten Sie gut in den Tag!

Viele Grüsse,  

-tz 

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