Dieser bekannte Titel von Abba muss mittlerweile öfter einmal herhalten, wenn es um die Abräumeffekte der Digitalisierung geht (s. hier), obwohl das Prinzip schon seit Urzeiten bekannt ist – nur eher unter dem Spruch „Der Teufel scheißt auf den größten Haufen“ (s. dazu hier).
Nun ist es aber so, dass in früheren Zeiten auch ab und an mal Revolutionen, Kriege, Naturkatastrophen oder Seuchen mal für ein neues Verteilen des Kartenblattes sorgten. Aber die Folge von 70 Jahren Frieden ist auch, dass derartige – vermögensverteilende – Ereignisse (zum Glück) in den westlichen Kulturen mittlerweile eher rar gesät sind.
Aber auch die „friedlichen“ Regeln zur Umverteilung – z.B. die Erbschaftssteuer – sind (vielleicht durch Lobbyarbeit? S. dazu hier) in der Zwischenzeit scheinbar so „geschliffen“ worden, dass die Reichen immer reicher werden – und die (vielleicht eher staatstragende) Mittelschicht schrumpft.
Wer ist nun aber „reich“? Glaubt man dem Institut der deutschen Wirtschaft (iwd), dann „gehörte ein Alleinstehender im Jahr 2015 mit einem monatlichen Nettoeinkommen von rund 3.300 Euro in Deutschland bereits zu den einkommensstärksten 10 Prozent der Bevölkerung.“ (hier). Das ist aber nur das EINKOMMEN. Beim Vermögen wird man – schon „dank“ der zahllosen Erbschaften in den letzten Jahren mit derartig „kleinen“ Summen wohl nicht mitkommen. Gerade, wenn man auf die im internationalen Vergleich sehr geringe Wohn-Eigentumsquote in Deutschland schaut (hier), dann dürften Immobilienbesitzer überproportional zu den „oberen zehn Prozent“ gehören. Und durch die Erbschaften – so meine kühne Behauptung angesichts des „demographischen Faktors“ – konzentriert sich das Vermögen auf immer weniger Menschen. Zu einem ähnlichen (aber wohl besser begründeten) Ergebnis kommt die Studie des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung (IMK), wonach die „Wohlstandsschere“ gerade auf Grund der Vermögensungleichheit weiter auseinandergeht (hier). Das iwd moniert bei dieser Debatte, dass bei dieser Diskussion die Ansprüche aus (privaten) Rentenversicherungen nicht berücksichtigt würden – und sich deswegen ein verzerrtes Bild ergeben würde (hier) und fordert deswegen, dass „sich die Gerechtigkeitsdebatte stärker auf die Einkommensungleichheit konzentrieren sollte – bei der auch die Einkommen aus Vermögen und die Vorteile aus selbst genutztem Wohneigentum berücksichtigt werden. Denn die Einkommen sind deutlich einfacher zu messen und zu interpretieren.“
Schaut man allerdings auf die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dann wird klar, dass die Konzentration des Reichtums in Deutschland soweit fortgeschritten ist, dass die obige Diskussion – zumindest im Hinblick auf das oben zitierte „The Winner Takes it all“-Prinzip nur noch ein Scheingefecht sein kann: Demnach gehören nämlich 45 (einzelnen!) Deutschen genau so viel, wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung, die reichsten 5% der Bevölkerung verfügten sogar über 51,1% des gesamten Vermögens (!) (hier). „Damit ist das Vermögen in Deutschland auch im europäischen Vergleich besonders ungleich zugunsten der Superreichen verteilt,“ so dass DIW.
Aber nicht nur, dass diese oberen „zehn Prozent“, oberen „fünf Prozent“ oder gar „oberen 45“ immer mehr haben (Vermögen) und bekommen (Einkommen). Wie nicht nur die oben zitierte Studie des IMK zeigt, geht der wirtschaftliche Aufschwung seit der Finanzkrise jedenfalls eher an der „Mittelschicht“ vorbei, wie selbst die konservative Welt konzedieren muss (hier und hier, aber wahrscheinlich auch nur, weil sie die entsprechende Studie der konservativen Konrad-Adenauer-Stiftung (hier) dann doch nicht ignorieren konnte). Die Löhne steigen schlicht nicht mehr. Aber angesichts der verkrusteten Vermögensstrukturen könnte ja der „Mittelstand“ nur über erhöhte Einkommen wieder „aufholen“ (oder?). Das aber passiert gerade nicht, die „Philips-Kurve“ („Je höher die Arbeitslosigkeit, desto niedriger die Löhne, je besser die Beschäftigung, desto höher die Löhne“) ist außer Kraft gesetzt (hier). Das scheint aber nicht nur an der fehlenden Produktivität (die möglicherweise durch die Niedrigzinspolitik verursacht wird, s. hier) oder an der fehlenden Verhandlungsmacht der Gewerkschaften zu liegen (nochmal hier), sondern erneut am „The Winner takes it all“-Prinzip (und nochmal hier). So beobachtet man – nach einer Theorie – „weltweit und in vielen Branchen eine Konzentration auf wenige „Superstar-Firmen“. Dabei muss man nicht nur an Google und Amazon denken, sondern auch etwa an Walmart im Handel. Große Konzerne zahlen zwar bessere Löhne als kleine Mittelständler, sie tendieren aber auch dazu, höhere Gewinne vor allem an die Kapitaleigener auszuschütten.“ Et voilà, da haben wir wieder ein Schräubchen mehr, mit dem die Konzentration der Vermögen auf wenige „gedreht“ wird.
…und passend dazu dann auch die Meldung, dass sich in Deutschland eine neue Unterschicht bildet (hier). Warum wohl?
Fazit: Das „The Winner takes it all“-Prinzip gilt eben nicht nur, wenn es um die Konzentration auf wenige Gewinner in der „New Economy“ geht. Die Vermögens-Strukturen sind scheinbar „jetzt“ (wahrscheinlich schon seit Kaiser’s Zeiten…) so zementiert, dass – ohne Eingriff von außen – sich die Vermögenskonzentration (nicht nur in Deutschland) auf einige wenige über die nächsten Generationen hinweg sogar noch beschleunigen dürfte – eben den oder die paar „Winner“.
Durch diese Entwicklung alleine wird der deutsche Mittelstand „geschliffen“ – es droht eine feudalistische oder post-feudalistische Gesellschaft, wie sie z.B. noch in England zu erkennen ist (s. dazu auch hier).
Deswegen wird man – nach 70 Jahren im Frieden und um eine gewaltsame Vermögensumverteilung zu einem späteren Zeitpunkt zu vermeiden – nicht umhin kommen, Vermögen zu besteuern, und zwar nicht erst bei der weiteren Kumulierung im Wege der Erbfolge, sondern schon durch eine Vermögenssteuer. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das mal schreiben würde.