Angesichts des Falls von Severodonetsk heute mal ein Blick auf die möglichen weiteren Szenarien des eigentlichen Konflikts, aber auch ein Blick über den Tellerrand der UKR hinaus:
Lage: https://twitter.com/DefenceHQ/status/1536581362882433027 (Lage)
https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-june-13
https://www.newyorker.com/news/dispatch/the-fight-to-survive-russias-onslaught-in-eastern-ukraine
Auch wenn sich die Belege häufen, dass die RUS Kräfte mit veraltetem militärischen Gerät und unter Einsatz schlecht ausgebildeter Reservisten operieren (s. näher bei ISW), so macht neben den – erwartbaren – Geländegewinnen in und um Severodonetsk die Meldung über Geländegewinne im Raum Kharkiv (s. Karte) Sorgen. Wie auch der Artikel aus New Yorker belegt, „spulen“ die RUS jetzt ihre Standard-Taktik ab: Alles mit Ari (Artillerie) plattwalzen und dann vorrücken. Ich habe einen Post gelesen, wonach 450 RUS Artilleriegeschosse auf eine UKR Stellung eingeschlagen sein sollen. Auch sollen (laut New Yorker) fünf Millionen USD teure Iskander-Rakten auf einzelne Artilleriestellungen der UKR Kräfte abgeschossen worden sein.
Der bereits von mir zitierte ex-General Ryan (hier) zeigt mögliche Fortgänge des Krieges auf. Aktuell könnten die Geländegewinne in Kharkiv auf das Szenario 3 hindeuten, eine Festlegung darauf wäre aber verfrüht.
Während der Blick von General Ryan auf das Kriegsgebiet selber fixiert ist, liefert McKinsey eine erste nicht unschlüssige Übersicht über die Langzeitfolgen der aktuellen „Zeitenwende“.
China: https://www.n-tv.de/politik/Putins-Niederlage-waere-Xis-Horrorszenario-article23376042.html
Zwei Artikel – eine Meinung: der beste Weg, China einzuhegen, wäre RUS zu besiegen. Stimme ich voll zu.
BdL: Die Gegenfrage zur gestern von mir aufgestellten Behauptung, dass deutsche Waffenlieferungen den Krieg wohl zu Gunsten der UKR beeinflussen könnten (hier), ist die, wie lange die RUS Kräfte ihre Taktik des massiven Artillerieeinsatzes durchhalten können. Schaut man sich den derzeitigen Einsatz an, dann müssen die RUS Kräfte unermessliche Vorräte haben – oder völlig verzweifelt sein, was der New Yorker nicht ausschließen will. Aber für die jetzige Eroberung dürfte es reichen. Die Frage ist, ob die Schlacht dann bruchlos weitergeht – ob nun im Osten oder Süden. Und die Antwort auf diese Frage dürfte dann auch Rückschlüsse auf die tatsächliche Munitionslage der RUS Kräfte zulassen.
Jenseits des Blicks auf das konkrete Kriegsgebiet werden die Disruptionen immer deutlicher, die dieser Krieg ausgelöst hat. McKinsey zeigt einige Brüche sehr gut auf – z.B. die Re-Orientierung bei Lieferketten. Diese, wie auch die Erkenntnis, dass China durch eine Niederlage der RUS Kräfte in der UKR ebenfalls getroffen wäre, dürfte für deutsche Unternehmensstrategen und Politiker noch reichlich Stoff zum Nachdenken liefern.
Spruch des Tages: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“ – Albert Einstein
Keep Calm & Carry on
-tz
& BTW: Путин, иди на хуй!